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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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tasteten, wie sie auf dem Holzboden der Werft getastet hatten, und fanden nichts. Der Ka’kari fiel klatschend in Kylars Hand und bildete einen riesigen Dolch in seiner Faust.
    Kylar rammte Roth die Faust in die Brust.
    Roth blickte hinab, und seine Ungläubigkeit verwandelte sich in Entsetzen, als Kylar den Dolch herauszog. Dann verwandelte sein Entsetzen sich in Furcht, als sein Herz Blut direkt in seine Lunge pumpte.
    Roth kreischte eine schrille Verleugnung seiner eigenen Sterblichkeit heraus.
    Kylar ließ den Prinzen los und versuchte zurückzutreten, aber seine Glieder weigerten sich, ihm zu gehorchen. Seine Knie knickten ein, und er schlug zusammen mit dem khalidorischen Prinzen auf dem Boden auf.
    Roth und Kylar lagen, Auge in Auge, auf dem Marmor zu Füßen des Throns und starrten einander sterbend an. Jeder der Männer zitterte, während unkontrollierte Krämpfe durch seine Glieder schossen. Jeder atmete schreckliche, gequälte Atemzüge im gleichen Rhythmus wie der andere. Roths Augen waren voller Furcht, erfüllt von einer so heißen Panik, dass es ihn lähmte. Er schien Kylar, der nur Zentimeter entfernt lag, nicht länger zu sehen. Sein Blick wurde immer leerer und füllte sich mit seelentiefem Grauen.
    Kylar war zufrieden. Der Nachtengel hatte Tod zugeteilt - und Tod war sein eigener Teil. Es war nicht schön, aber es war gerecht. Diese Strafe war ausgeführt. Während er beobachtete, wie Roths Augen in rastlosem Tod glasig wurden, wünschte Kylar, es gäbe im Tod etwas Schöneres zu finden als Gerechtigkeit. Aber er hatte nicht die Kraft, sich von diesem Leben abzuwenden, diesem Tod, dieser schrecklichen Gerechtigkeit.

    Dann drehte ihn jemand um. Eine Frau. Langsam erkannte er sie. Es war Elene. Sie zog Kylar auf ihren Schoß, strich ihm übers Haar. Sie weinte. Kylar konnte ihre Narben sehen. Er streckte eine Hand aus, berührte ihr Gesicht. Sie war engelsgleich.
    Dann sah er seine Hand. Sie war perfekt, gesund und erstaunlicherweise frei von Blut. Zum ersten Mal in seinem Leben waren seine Hände sauber. Sauber!
    Der Tod kam. Kylar ergab sich.

66
    Terah Graesin hatte soeben ein Vermögen an einen der hübschesten Männer bezahlt, die sie je gesehen hatte. Jarl sagte, er spreche für den Shinga, aber er legte ein solches Selbstvertrauen an den Tag, dass sie sich fragte, ob er nicht vielleicht selbst der Shinga war. Es hatte ihr nicht gefallen, den Sa’kagé so viel Geld zu überlassen, aber sie hatte keine Wahl gehabt. Die Armee des Gottkönigs würde bei Morgengrauen eintreffen, und sie hatte bereits zu viel Zeit in der Stadt verbracht.
    Der Staatsstreich war nicht nach dem Plan des Gottkönigs verlaufen. Die Khalidori kontrollierten die Brücken, die Burg und die Stadttore, aber teilweise nur mit spärlichen Resten ihrer Truppen. Das würde sich ändern, wenn der Rest der Armee ankam, und Terah Graesin und ihre Adligen mussten fort sein, wenn das geschah. Wenn sie Jarl nicht die Hälfte ihres Vermögens ausgehändigt hätte, hätte sie alles zurücklassen müssen. Eine Königin traf harte Entscheidungen, und da alle anderen tot waren, war sie jetzt genau das: eine Königin.

    Es war Mitternacht. Die Wagen waren gepackt. Die Männer warteten. Es war Zeit.
    Terah stand draußen vor dem Herrenhaus ihrer Familie. Wie die anderen herzoglichen Häuser war auch ihres alt, eine regelrechte Festung. Eine geplünderte Festung jetzt. Eine geplünderte Festung, die nach ungezählten Fässern Öl roch, das sie in jedes Zimmer gegossen hatten, über die kostbaren Erbstücke, die zu schwer waren, um sie zu tragen, und in die Rinnen, die sie in jeden der jahrhundertealten Balken geschlagen hatten. Es war Zeit. Jarls Blutjungen sollten um Mitternacht die Khalidori niedermetzeln, die das Osttor der Stadt hielten. Alle anderen Adligen kauerten sich vor ihren Häusern zusammen. Von ihrer erhöhten Veranda aus konnte sie einige von ihnen auf der Horakstraße sehen, wo sie darauf warteten, ob sie es wirklich tun würde.
    In Gedanken schloss sie das Herrenhaus ab. Nach ihrer Rückkehr würde sie dies für ihre Familie wieder aufbauen, doppelt so prächtig wie zuvor.
    Terah Graesin ging zur Straße und nahm Sergeant Gamble die Fackel ab. Die Bogenschützen versammelten sich um sie. Sie entzündete jeden Pfeil persönlich. Auf ihr Nicken hin schossen sie sie ab.
    Das Herrenhaus ging in Flammen auf. Feuer quoll durch die Fenster und griff nach dem Himmel. Königin Terah Graesin schaute nicht hin. Sie stieg auf ihr Pferd

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