Der Weg in Die Schatten
Göttern, musste Momma K alles wissen?
»Nein«, sagte Kylar. »Nein danke, ich habe kein Interesse.«
»Kylar, worauf wartest du? Auf irgendeine herrliche Seelenvereinigung mit dem Mädchen dort draußen? Es ist nur Sex, und das ist alles, was du bekommen wirst. Das ist die Vereinbarung, Kylar, und du wusstest es, als du angefangen hast. Wir alle treffen unsere Vereinbarungen. Ich habe es getan, Durzo hat es getan, und du hast es ebenfalls getan.«
Schließlich gab Momma K es auf und wies einen ihrer Leibwächter unten an, einen Kunden durchzulassen.
Ein ungeschlachter Kerl mit behaarten Knöcheln schnaufte die Treppe empor. Obwohl kostbar gewandet, war er fett und hässlich und verströmte einen üblen Geruch, und er grinste breit mit schwarzen Zähnen. Als er auf dem Treppenabsatz innehielt, leckte er sich die Lippen, ganz fleischgewordene Begierde. Er nickte Momma K zu, bedachte Kylar mit einem verschwörerischen Augenzwinkern und ging in das Gemach der jungfräulichen Kurtisane.
»Vielleicht waren es schlechte Vereinbarungen«, sagte Kylar.
»Das spielt keine Rolle. Es gibt kein Zurück.«
28
Feir Cousat klopfte an eine Tür hoch oben im Innern der großen Pyramide von Sho’cendi. Zweimal klopfen, Pause, zweimal klopfen, Pause, einmal klopfen. Als er, Dorian und Solon Studenten an der Magi-Schule des Feuers gewesen waren, hatten sie keine so prestigeträchtigen Räume bewohnt. Aber er und Dorian hatten die Zimmer jetzt weniger zum Dank für ihre historischen Dienste zugewiesen bekommen als mit dem Hintergedanken, ein Auge auf sie zu halten.
Die Tür wurde einen Spaltbreit geöffnet, und Dorians Auge erschien auf der anderen Seite. Feir hatte dies immer für komisch gehalten: Dorian war ein Prophet. Er konnte den Sturz eines Königreichs oder den Sieger eines Pferderennens voraussagen - ein gewinnträchtiges Kunststück, wenn Feir ihn dazu überreden konnte, es zu tun -, aber er konnte nicht erkennen, wer vor seiner eigenen Tür stand. Er sagte, dass Prophezeiungen, die ihn selbst betrafen, ihn ungemütlich nah an den Wahnsinn heranbrachten.
Dorian winkte Feir herein und verriegelte die Tür hinter ihm. Feir spürte, dass er durch eine unglaublich hohe Anzahl von Zaubern hindurchging. Er betrachtete sie. Ein Zauber gegen das Lauschen, den er erwartet hatte. Ein Zauber gegen den Eintritt eines anderen war ungewöhnlich, wenn man sich selbst im Raum befand. Aber wirklich seltsam war ein Zauber, der dazu gedacht
war, Magie im Raum festzuhalten. Feir spürte den Fäden des Netzes nach und schüttelte erstaunt den Kopf. Dorian war die Art von Magus, die nur einmal in einer Generation geboren wurde. Nach einem Studium an der Hoth’salar, der Heilerakademie auf Gandu, wo er bis zu seinem sechzehnten Lebensjahr alles gemeistert hatte, was sie ihn dort lehren konnten, war Dorian zur Schule des Feuers gekommen und hatte die Feuermagie gemeistert, ohne auch nur so zu tun, als sei er daran interessiert. Er war nur geblieben, weil er sich mit Feir und Solon angefreundet hatte. Solons Begabung beschränkte sich beinahe ausschließlich auf Feuer, aber er war der Stärkste des Trios. Feir war sich nicht sicher, warum die beiden sich mit ihm angefreundet hatten. Vielleicht deshalb, weil er keine Bedrohung für ihre herausragende Begabung darstellte. Sie waren so offensichtlich die Art von Männern, die von den Göttern berührt worden waren, dass Feir lange Zeit nicht einmal auf die Idee gekommen war, auf sie eifersüchtig zu sein. Vielleicht half es, dass er als Bauer geboren worden war. Wahrscheinlich half es auch, dass einer seiner Freunde, wann immer er mit seinen Studien kämpfte und eifersüchtig zu werden begann, einen Übungskampf vorschlug.
Feir wirkte fett, aber er konnte sich bewegen, und er trainierte alltäglich mit den Schwertmeistern, die ihre zentrale Trainingseinrichtung nur wenige Minuten von Sho’cendi entfernt unterhielten. Wenn Solon oder Dorian einen Übungskampf mit ihm anboten, kassierten sie unweigerlich blaue Flecken. Dorian konnte sie später heilen, aber sie schmerzten dennoch.
Dorian hatte halb gepackte Satteltaschen auf dem Bett liegen.
Feir seufzte. »Du weißt, dass die Synode dir verboten hat zu gehen. Ihr ist Cenaria egal. Und ehrlich gesagt, wenn Solon nicht dort wäre, wäre es mir ebenfalls gleichgültig. Wir könnten ihm eine Nachricht schicken, dass er das Land verlassen soll.«
Die Lehrer der Schule hatten es natürlich nicht so formuliert. Ihnen bereitete es größere
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