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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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hob und senkte, hielt inne, aber er ließ Master Blint nicht aus den Augen. Sie hatten bereits mit Schwertern verschiedener Arten und mit Messern von unterschiedlicher Länge trainiert. Manchmal kämpften sie mit den gleichen Waffen und manchmal mit gänzlich unterschiedlichen - Master Blint nahm zum Beispiel ein zweischneidiges Breitschwert gegen eine gandische Klinge, oder Kylar kämpfte mit einem Stilett gegen ein Gurka. »Jeder andere hätte das Messer verloren«, wandte Kylar ein.
    »Du kämpfst nicht gegen jeden anderen.«
    »Ich würde gar nicht gegen Euch kämpfen, wenn Ihr bewaffnet wärt und ich nicht.«
    Master Blint zog das Messer zurück und warf es an Kylars Ohr vorbei. Kylar zuckte nicht mit der Wimper. Es war nicht so,
als fragte er sich nicht noch immer gelegentlich, ob Master Blint ihn töten würde. Es war vielmehr so, dass er wusste, dass er ihn ohnehin nicht daran würde hindern können.
    Als Blint abermals angriff, tat er es mit voller Geschwindigkeit. Tritte konterte er mit Stopptritten, Hiebe lenkte er ab, Stiche unterließ er, und Schläge lenkte er um, so dass sie Arme, Beine und Hüften trafen. Es gab keine Tricks, keine Effekthascherei. Nur Geschwindigkeit.
    Inmitten fliegender Glieder begriff Kylar wie gewöhnlich, dass Master Blint siegen würde. Der Mann war einfach besser als Kylar. Dies war im Allgemeinen der Zeitpunkt, zu dem Kylar zu einer Verzweiflungsmaßnahme griff. Master Blint würde darauf warten.
    Kylar entfesselte einen Sturm von Schlägen, schnell und leicht wie eine Bergbrise. Keiner dieser Schläge allein würde Master Blint verletzen, selbst wenn er nicht abgewehrt würde, aber irgendeiner musste dazu führen, dass er den nächsten verpasste. Kylar kämpfte immer schneller und schneller, und jeder Schlag wurde beiseitegestoßen oder traf auf Fleisch, das gegen den Aufprall gewappnet war.
    Eine tiefe Speerhand kam durch und stach in Master Blints Unterleib. Als der sich unwillkürlich krümmte, zielte Kylar mit einem vollen Schlag auf Blints Kinn - und hielt dann inne. Blint schnellte so prompt wieder hoch, dass er den Schlag abgewehrt hätte, aber ohne eine Berührung dort, wo er sie erwartet hatte, schoss seine abwehrende Hand über ihr Ziel hinaus. Er konnte sie nicht zurückreißen, bevor Kylar zu einem Schlag auf seine Nase ansetzte.
    Doch Kylars Schlag traf Master Blint nicht. Er wurde wie von einer unsichtbaren Hand abgewehrt. Stolpernd versuchte Kylar, sich zu erholen und Durzos Tritt zu blockieren, aber der schleuderte
ihm die Hände mit übermenschlicher Kraft beiseite. Kylar wurde so heftig gegen den Balken hinter sich geworfen, dass er ihn brechen hörte. Er fiel zu Boden.
    »Du bist an der Reihe«, sagte Blint. »Wenn du nicht an mich herankommst, werde ich eine besondere Strafe für dich haben.«
    »Besondere Strafe«? Entzückend.
    Kylar, der mit schmerzenden Armen auf dem Boden hockte, antwortete nicht. Er erhob sich, doch als er sich umdrehte, stand an Blints Stelle Logan. Allerdings war das Hohngrinsen auf Logans Gesicht ganz das von Durzo Blint. Es war eine Illusion, eine zwei Meter zehn große Illusion, die Blints Bewegungen präzise nachahmte. Kylar trat grimmig nach Logans Knie - aber sein Fuß ging durch die Gestalt hindurch und zerriss die Illusion. Blint stand zwei Schritte dahinter. Als Kylar taumelte, hob Blint eine Hand. Mit einem Zischen schnellte eine Phantomfaust aus seiner Hand und riss Kylar von den Füßen.
    Kylar war rechtzeitig wieder auf den Beinen, um Blint springen zu sehen. Die Decke war drei Meter sechzig hoch, doch Blint traf sie mit dem Rücken - und blieb daran kleben. Er begann zu kriechen, und dann verschwand er, während sich Schatten um ihn wanden, verschmolz mit der Dunkelheit der Decke. Zuerst konnte Kylar hören, wie Blint sich über ihm bewegte, dann erstarb das Geräusch plötzlich. Blints Magie verbarg sogar das leise Scharren seiner Bewegungen auf dem Holz.
    Kylar, der ständig in Bewegung blieb, suchte die Decke nach einem Schatten ab, der fehl am Platz war.
    »Scarred Wrable kann sogar seine Stimme oder jedes andere Geräusch irgendwo erklingen lassen«, bemerkte Blint von der gegenüberliegenden Ecke der Decke. »Ich frage mich, ob du es auch könntest.«

    Kylar sah - oder glaubte zu sehen -, wie der Schatten sich auf ihn zubewegte. Er schleuderte ein Wurfmesser nach dem Schatten - doch dieser zerplatzte, und sein Messer blieb zitternd im Holz stecken. Es war eine weitere Illusion. Kylar drehte sich langsam um und

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