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Der Weg in Die Schatten

Titel: Der Weg in Die Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brent Weeks
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kaum Zeit zu begreifen, was es war, als das Tier auch schon auf sein Gesicht zuschnellte. Er sah, wie sein Maul sich öffnete, sah spitze Giftzähne glitzern. Er wich zurück, doch zu langsam.
    Dann verschwand die Schlange, und Kylar fiel rückwärts vom Hocker. Er landete auf dem Rücken, war aber im Nu wieder aufgesprungen.
    Blint hielt die Schlange hinterm Kopf gepackt. Er hatte sie
aus der Luft aufgefangen, noch während sie angegriffen hatte. »Weißt du, was das ist, Kylar?«
    »Es ist eine weiße Natter.« Es war eine der tödlichsten Schlangen auf der Welt. Sie waren klein und wurden selten länger als der Unterarm eines Mannes, aber jene, die sie bissen, starben binnen Sekunden.
    »Nein, es ist der Preis für Versagen. Kylar, du kämpfst so gut wie jeder magisch nicht begabte Mann, den ich je gesehen habe. Aber du bist kein Blutjunge. Du hast die Gifte gemeistert; du kennst die Techniken des Tötens. Deine Reaktionsgeschwindigkeit ist ohnegleichen; deine Instinkte sind gut. Du versteckst dich gut, du tarnst dich gut, kämpfst gut. Aber diese Dinge gut zu machen, ist Scheiße, es ist nichts. Ein Meuchelmörder beherrscht diese Dinge gut. Das ist der Grund, warum Meuchelmörder Zielpersonen haben. Blutjungen haben ›Leichen‹. Totes Fleisch. Warum nennen wir sie totes Fleisch? Weil der Rest ihres kurzen Lebens eine reine Formalität ist, sobald wir einen Auftrag annehmen. Du hast die magische Gabe, Kylar, aber du greifst nicht auf sie zu. Willst nicht auf sie zugreifen. Du hast ein wenig von dem gesehen, was ich dich lehren muss, aber ich kann es dich nicht lehren, bis du deine Magie anzapfst.«
    »Ich weiß. Ich weiß«, sagte Kylar und wich dem Blick seines Meisters aus.
    »Die Wahrheit ist, Kylar, ich habe keinen Lehrling gebraucht, als du aufgetaucht bist. Ich habe nie einen gebraucht. Aber mir ist ein Gerücht zu Ohren gekommen, nach dem in Cenaria ein uraltes Artefakt versteckt sein soll: der silberne Ka’kari. Es heißt, Ezra der Wahnsinnige habe ihn selbst angefertigt. Es ist ein kleiner, silberner Ball, aber wenn du ihn bindest, macht er dich unverletzbar gegen jede Klinge, und er dehnt dein Leben unendlich in die Länge. Du kannst immer noch durch jede Methode
getötet werden, bei der kein Metall im Spiel ist, aber Unsterblichkeit, Kylar! Und dann bist du aufgetaucht. Weißt du, was du bist? Hat diese Maja, Drissa Nile, es dir verraten?«
    Durzo wusste von Drissa Nile? »Sie sagte, ich sei schadhaft.«
    »Die Ka’kari wurden für Menschen gemacht, die ›schadhaft‹ sind wie du. Angeblich gibt es eine Anziehung zwischen Menschen, die über eine gewaltige magische Gabe verfügen, aber keinen Kanal haben, und den Ka’kari. Du solltest ihn rufen, Kylar. Du weißt nicht, wie du ihn binden kannst, daher solltest du ihn rufen und ihn mir aushändigen, und ich werde unsterblich sein.«
    »Und ich würde immer noch schadhaft sein«, sagte Kylar voller Bitterkeit.
    »Sobald ich ihn gehabt hätte, hätten wir Drissa bitten können, das Problem zu studieren. Sie ist eine großartige Heilerin. Selbst wenn sie einige Jahre gebraucht hätte, wäre das in Ordnung gewesen. Aber uns läuft die Zeit davon«, fuhr Durzo fort. »Weißt du, warum ich nicht zulassen kann, dass du einfach ein Meuchelmörder wirst?« Selbst jetzt grinste er noch höhnisch.
    Kylar hatte sich diese Frage natürlich Hunderte von Malen gestellt, aber er hatte immer gedacht, es läge daran, dass Blints Stolz es ihm nicht gestatten würde, einen gescheiterten Lehrling zu haben.
    »Unsere Magie gestattet es uns, dem Shinga einen auf magische Weise bindenden Diensteid zu leisten. Er garantiert die Sicherheit des Shinga, und er garantiert, dass wir über jeden Verdacht erhaben sind. Es ist ein schwacher Zwang, aber um ihn zu durchbrechen, müsste ein Blutjunge sich einem Magier oder einem Meister unterwerfen, und alle Magier in dieser Stadt arbeiten für die Sa’kagé, und nur ein Idiot würde sich einem Meister unterwerfen. Du bist ein geschickter Meuchelmörder,
Kylar, und das macht den Shinga nervös. Er ist nicht gern nervös.«
    »Warum sollte ich jemals etwas gegen den Shinga unternehmen? Geradeso gut könnte ich mein eigenes Todesurteil unterzeichnen.«
    »Das ist nicht der Punkt. Shingas, die nicht paranoid sind, leben nicht lange.«
    »Warum habt Ihr mir all das nie gesagt?«, begehrte Kylar auf. »All die Male, die Ihr mich geschlagen habt, weil ich meine Magie nicht benutzt habe - es ist so, als schlüge man einen Blinden, weil er

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