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Der Weg in die Verbannung

Der Weg in die Verbannung

Titel: Der Weg in die Verbannung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Hotel war die beste Unterkunft am Platze. Die Zimmer waren sehr einfach, enthielten nur Bettstellen, Wolldecken, Waschgeschirr und Schrank. Für die Pferde war ein geräumiger Stall da. Das Hotel war Station der Eilpostwagen, die nach dem Westen gingen. Es herrschte lebhaftes Treiben, besonders in der Gaststube im Erdgeschoß.
    Die beiden Indianer legten sich auf ihre Betten und warteten die Stunde ab, in der man sich treffen wollte, um zu der Zirkusvorstellung zu gehen. Der Maler hatte vorgeschlagen, daß man vorher noch etwas essen wolle, aber die beiden Dakota begriffen nicht, warum der Mensch unaufhörlich essen müsse. Sie hatten doch erst zu Mittag gegessen! Daher ließen sie Gelbbart bei seinem »dinner« allein und trafen sich erst abends mit ihm und Langspeer an der Hoteltür. Auch Jim fand sich ein und verteilte die Karten. Er hatte eine ganze Loge erworben, mit erheblichem Aufgeld, wie er versicherte, da die Vorstellung schon ausverkauft gewesen sei.
    »Aber diese Plätze waren noch zu haben?« erkundigte sich der Maler.
    »Die hatte die Kassiererin für gute Kunden reserviert!«
    Der Maler vermied es, mehr zu fragen, und zahlte die Summe, die Jim ihm nannte.
    Lautes Leben und Treiben umwogte den Zirkus. Lampen leuchteten auf und ließen bunten Flitter aufschillern. Die einlaßbegehrende Menschenmenge war so groß, als ob die ganze Stadt sich aufgemacht habe. Jetzt, eine Stunde vor Beginn der Vorstellung, kostete es Jim schon einen erheblichen Kraftaufwand und rücksichtslosen Gebrauch der Ellenbogen und Schultern, um die Passage für die fünf Personen frei zu machen. Er sagte eine ganze Litanei von Flüchen und Witzen auf und brachte die Männer und Frauen, die er grob zur Seite geschoben hatte, auch wieder zum Lachen, bis endlich der Eingang zum Zirkuszelt erreicht war. Zwölf Ordner in rotem Frack bildeten hier schon vor der Kartenkontrolle eine erste Sperre. Sie hatten große Mühe, das andrängende Publikum solange zurückzuhalten, bis die Karten der Eintretenden ordnungsgemäß kontrolliert waren. Jim blitzte einen der Ordner mit seinen grünblauen Augen an und flüsterte ihm etwas zu, was die anderen nicht verstanden. Die Gruppe der fünf durfte aber nun schneller passieren und wurde auch bei der Kartenkontrolle im Umsehen durchgelassen. Jim blieb bei dem Kontrolleur zurück, um ihm bei seinem schweren Amt behilflich zu sein, und sagte seinen Gefährten nur schnell Nummer der Loge und Nummer ihrer Sitzplätze an, während er die Eintrittskarten bei sich behielt.
    Der Maler hatte die Loge schnell gefunden. Er bat Harka und Mattotaupa, auf den beiden vordersten Stühlen Platz zu nehmen, unmittelbar bei der Barriere um die Manege, und ließ sich dann mit Langspeer dahinter nieder. Zwei Plätze blieben noch frei.
    Das Publikum strömte herein. Der Raum füllte sich schnell mit Menschen, mit Gerüchen, mit Geräuschen. Erfrischungen wurden von niedlichen jungen Mädchen angeboten. Die Zirkuskapelle nahm ihren Platz auf dem Podium über dem Manegeneingang ein und stimmte die Instrumente.
    Da wurde am Zelteingang ein Wortgefecht laut. Beschimpfungen wie Banditen, Räuber, Betrüger, Gesindel, Pack, Esel, Idioten, Hunde, Gänseschnäbel hagelten hin und her, und es schien ein Handgemenge zu entstehen. Ordner, die sich im Zelt befanden und die Plätze anwiesen, stürzten zum Eingang. Einen Augenblick trat Stille ein. Dann wurde mit vereinter Kraft eine Gruppe von Menschen, die sich in das Zelt hineindrängen wollte, an die Luft gesetzt und dort noch so kräftig traktiert, daß sie sicher das Wiederkommen vergaß. Bald darauf erschien Jim in der Loge zusammen mit der blondgelockten dicken Dame aus dem Kassenwagen und nahm mit ihr die beiden noch leeren Plätze ein.
    »Was war denn los?« fragte der Maler.
    »Unerhörter Schwindel«, erklärte Jim. »Es kamen sechs Rowdys, die behaupteten, Karten für unsere Logenplätze gekauft zu haben.«
    »Vor dir?«
    »Vor mir! So eine Frechheit. Nun, sie sind abgefertigt.«
    Die Dame mit den Locken schmunzelte.
    Der Maler seufzte und sah davon ab, gegen solche Methoden zu protestieren. Es wäre zwecklos gewesen, das sah er ein. Aber er mußte darüber nachdenken, wie er diesen Jim schleunigst loswerden konnte. Die Zirkuskapelle intonierte den schmissigen Einzugsmarsch. Die Artisten, die auftreten sollten, machten in der Manege die Runde. Es klang ein erster, noch schwacher, aber doch gutgelaunter Beifall auf.
    Die Vorstellung begann mit einer Nummer der

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