Der Weg ins Dunkel
aus der Ferne war zu sehen, dass er groß und massig war, breite Schultern und einen Stiernacken hatte. Die Explosion hatte ihm die Waffe aus der Hand gerissen, und Jean-Luc erwartete, dass er sich zurückziehen würde, doch stattdessen kam er langsam auf ihn zu.
«Was hat er vor?», murmelte Jean-Luc und kniff ungläubig die Augen zusammen, als er den Mann beobachtete, der ihn ganz offensichtlich angreifen wollte. Inzwischen war der Soldat so nahe gekommen, dass er ihn gut sehen konnte. Von der Hüfte aufwärts war er nackt, sein Bauch und seine Arme waren mit Muskelpaketen bepackt. Eine lange, zackenförmige Narbe, die von Schnittwunden herrührte, bedeckte seine Stirn und verlieh ihm ein brutales, geradezu unmenschliches Aussehen.
Es war der Hauptmann der LRA -Einheit. Als er nur noch zehn Schritte entfernt war, wollte Jean-Luc nach seiner Pistole greifen, aber da hing nur ein leeres Halfter, und ihm fiel ein, dass er Luca die Pistole gegeben hatte.
Der Hauptmann stürzte sich auf ihn. Jean-Luc zog sein Messer, um dem Mann den Hals aufzuschlitzen, aber die Klinge fuhr ihm unterhalb der Kehle in den Brustkasten und blieb dort stecken. Das konnte den Mann jedoch nicht aufhalten. Vor Schmerz schrie er laut auf, warf aber im selben Moment die Arme in die Luft, um Jean-Luc zu packen. Jean-Luc duckte sich unter ihm hinweg und versetzte ihm einen so gewaltigen Fausthieb gegen das Kinn, dass man seine Knochen krachen hörte.
Jean-Luc trat zurück und schüttelte seine Hand aus. Der Hauptmann hob den Kopf und sah ihn an. Der Schlag hatte ihn so verletzt, dass er rund um die Lippen blutete und sein ganzer Mund voller Blut war. Davon schien er aber nichts zu merken. Er grinste und entblößte dabei seine geschwärzten, zu spitzen Stümpfen abgeschliffenen Zähne. Er warf den Kopf zurück, stieß einen irren Schrei aus und zog sich das Messer aus der Brust.
Jean-Luc stand mit erhobenen Fäusten da, wie ein Boxer im Ring, und versetzte dem Mann eine Rechte und eine Linke, ins Gesicht und auf die Brust, dann duckte er sich wieder weg. Er umtänzelte den Mann, täuschte eine linke Gerade an, ließ die Hand dann aber fallen und versetzte ihm einen rechten Haken, der seinen Kopf zur Seite warf.
Dann zog er sich ein paar Schritte zurück und sah, dass der Hauptmann lediglich das Kinn reckte und den Kopf schüttelte, um sich von dem Schlag zu erholen. Der Haken war einer der härtesten gewesen, die Jean-Luc je ausgeteilt hatte, aber diesem Gegner hatte er offenbar nichts anhaben können. Wieder kam er auf Jean-Luc zu, blutiger Speichel tropfte ihm aus dem Mund. Sein Blick verriet, dass er mit Drogen vollgepumpt war, die ihn weder Schmerz noch sonst etwas empfinden ließen.
Jean-Luc versetzte ihm noch einen Schlag, aber als er gerade wieder abtauchen wollte, packte ihn der Hauptmann am Munitionsgurt, zog ihn an sich, stieß ihm den massigen Kopf ins Gesicht und schwang das Messer. Jean-Luc wich zurück, als die Klinge auf seinen Hals zukam, und entging ihr um Zentimeter.
Er fiel auf die Knie, fuhr mit den Fingern an die Stelle unterm Auge, wo er den Stoß erhalten hatte, und fühlte eine deutliche Delle. Da kam der Hauptmann mit erhobenem Messer auf ihn zu, um ihn endgültig zu erledigen. Im letzten Moment drehte Jean-Luc sich ein wenig und trat seinem Gegner den rechten Stiefel ans Knie. Dessen Bein knickte nach hinten weg, und er fiel der Länge nach auf den Rücken. Der Hauptmann brüllte, mehr vor Wut als vor Schmerz, und drehte sich um.
Jean-Luc stand auf und wollte Abstand zwischen sich und den massigen Mann bringen, aber er hatte sich kaum erhoben, als er einen Schlag auf den Kopf bekam, von dem er nur noch Sterne sah, und er fiel wieder hin.
Der Hauptmann warf sich auf ihn und rammte ihm das Messer in den Bauch. Es drang tief ein, und Jean-Luc wand sich vor Schmerzen. Der Hauptmann hielt sein Gesicht direkt vor Jean-Lucs, während der laut stöhnte.
«Oui»
, flüsterte der Hauptmann.
«Sentez-le.»
Fühl es.
Jean-Luc sah seine schwarzen, amüsierten Augen und den niederträchtigen Blick. Es war ein Blick, dem er sich nicht entziehen konnte, obwohl er alles Leben aus ihm herauszusaugen schien.
So vergingen einige Sekunden, bis ein einzelner Schuss ertönte und der Kopf des Hauptmanns auf Jean-Lucs Brust fiel. Einen Moment blieb Jean-Luc reglos liegen, und das Blut des Hauptmanns rann ihm über Hals und Schultern.
«Major!», rief Thierry. «Alles in Ordnung?»
Mit erhobenem Gewehr stand er plötzlich neben
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