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Der Weg ins Glueck

Titel: Der Weg ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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mit ihren protzigen Farmen und fetten Viechern und mit einer Seele, die nicht größer ist als die eines Flohs, wenn überhaupt.«
    »Ich bin hergekommen, um Trost zu spenden, und nicht, um mich beleidigen zu lassen«, sagte Mrs Reese und stand auf, um zu gehen. Niemand hielt sie auf. Susans Zorn legte sich wieder, und sie kehrte in die Küche zurück, legte den Kopf auf den Tisch und weinte bitterlich.
    Nach einer Weile machte sie sich wieder an die Arbeit und bügelte Jims’ Spielanzüge. Rilla hob tadelnd den Zeigefinger, als sie zur Tür hereinkam, um das Bügeln zu übernehmen.
    »Ich will nicht, dass du dich für ein Kriegsbaby umbringst«, sagte Susan hartnäckig.
    »Ach, ich wünschte, ich könnte ununterbrochen arbeiten, Susan«, sagte Rilla weinend. »Und ich wünschte, ich müsste niemals schlafen gehen. Es ist so schrecklich, wenn man im Schlaf alles für eine Weile vergisst und wenn es dann beim Aufwachen wieder hochkommt. Ist es möglich, dass Menschen sich an so etwas gewöhnen können, Susan? Und was Mrs Reese da gesagt hat, darüber komme ich gar nicht hinweg. Ob Walter wohl sehr gelitten hat? Schmerzen haben ihm doch immer so viel ausgemacht. Ach, Susan, wenn ich wüsste, dass er nicht gelitten hat, dann, glaube ich, könnte ich ein bisschen Mut und Kraft sammeln.«
    Wenigstens dieser Wunsch konnte Rilla erfüllt werden. Von Walters Kommandeur kam ein Brief, in dem es hieß, dass er bei einem Sturmangriff in Courcelette von einer Kugel getroffen worden und auf der Stelle tot gewesen sei. Am selben Tag erhielt Rilla einen Brief von Walter selbst.
    Rilla nahm ihn ungeöffnet mit hinunter ins Regenbogental und las ihn dort, genau an der Stelle, wo sie zum letzten Mal mit Walter zusammen gewesen war. Es ist merkwürdig, einen Brief von jemandem zu lesen, der tot ist, ein bittersüßes Gefühl, schmerzlich und tröstlich zugleich. Zum ersten Mal seit jenem Schicksalsschlag fühlte Rilla - und das ist etwas ganz anderes als inständiges Hoffen oder Glauben dass Walter mit seiner wunderbaren Begabung und seinen großartigen Idealen immer noch lebte. Ihr Gefühl konnte niemand zerstören. Sein Wesen konnte nicht einfach ausgelöscht werden. Die Persönlichkeit, die in diesem letzten Brief kurz vor seinem Tod ihren Ausdruck fand, konnte nicht von einer deutschen Kugel vernichtet werden. Sie musste weiterleben, auch wenn die Verbindung zu den irdischen Dingen abgebrochen war.
    »Morgen überqueren wir den Gipfel, Rilla-meine-Rilla«, schrieb Walter. »Gestern habe ich an Mutter und Di geschrieben, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich heute Abend unbedingt dir schreiben muss. Eigentlich hatte ich überhaupt nicht vor, heute Abend irgendjemandem zu schreiben, aber ich muss es tun. Weißt du noch, wie die alte Mrs Tom Crawford aus Overharbour immer gesagt hat, es wäre ihr auferlegt, dies oder jenes zu tun? Genau dieses Gefühl habe ich jetzt. Es ist mir auferlegt, dir heute Abend zu schreiben, dir, meiner Schwester und Freundin. Es gibt ein paar Dinge, die ich noch sagen will, bevor - bevor es Morgen wird. Du und Ingleside, ihr kommt mir heute Abend so sonderbar nah vor. Das ist das erste Mal so, seit ich fort hin. Sonst kam mir mein Zuhause immer so weit weg vor, so hoffnungslos weit weg von diesem scheußlichen Chaos aus Schmutz und Blut. Aber heute Abend ist es mir ganz nah, es ist, als ob ich dich sehen und dich sprechen hören kann. Und ich sehe den Mond, wie er hell und ruhig auf meine geliebten Hügel hinabscheint. Seit ich hier bin, habe ich das Gefühl, als gäbe es nirgendwo mehr auf der Welt solche stillen, sanften Nächte und einen Mond, der nicht in Trümmern liegt. Aber heute Abend ist es mir, als ob all die schönen Dinge, die mir immer so viel bedeutet haben, wieder möglich geworden sind - und das tut gut und gibt mir ein tiefes, sicheres, vollkommenes Gefühl des Glücks. Zu Hause muss es jetzt Herbst sein. Der Hafen ist traumhaft schön, und die vertrauten Hügel von Gien sind umwoben von blauem Dunst, das Regenbogental, unser Schlupfwinkel, in dem wir so viel Freude hatten, ist übersät mit wilden Astern. »Sommer-leb-wohl« haben wir sie genannt. Mir hat dieser Name immer viel besser gefallen als Aster, er klang wie ein Gedicht.
    Rilla, du weißt, ich habe immer schon Vorahnungen gehabt. Du erinnerst dich an den Pfeifer - aber nein, natürlich nicht, du warst ja viel zu jung. Eines Abends, vor langer Zeit, da spielte ich mit Nan und Di und Jem und den Meredith-Kindern im

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