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Der Weg ins Glueck

Titel: Der Weg ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Lüftchen regte sich, da hörte Rilla weit draußen, vom Bahnhof her, einen Hund ganz traurig jaulen. Sollte das Monday sein? Und wenn ja, warum jaulte er denn so? Rilla zuckte zusammen; das Jaulen klang schmerzerfüllt und wie eine Vorahnung. Sie erinnerte sich, wie Miss Oliver einmal, als sie in der Dunkelheit nach Hause kamen und einen Hund heulen hörten, sagte: »Wenn ein Hund so weint, dann geht der Todesengel vorüber.« Rilla stockte der Atem, während sie lauschte. Es war Monday, jetzt war sie ganz sicher. Wem galt sein Grabgesang? Wessen Seele schickte er diese angsterfüllten Abschiedsgrüße?
    Rilla ging in ihr Bett zurück, aber sie konnte nicht schlafen. Den ganzen Tag lang hielt sie Ausschau und wartete so voller Angst, dass sie mit niemandem darüber sprach. Dann ging sie zum Bahnhof hinunter, um Monday zu sehen, und der Bahnhofsvorsteher sagte: »Euer Hund hat von Mitternacht bis zum Sonnenaufgang fürchterlich gejault. Ich weiß nicht, was mit ihm los ist. Meine Frau konnte nicht schlafen, da bin ich aufgestanden und zu ihm hin und habe ihn angebrüllt, aber er hat mich überhaupt nicht beachtet. Er saß ganz allein im Mondschein da draußen am Ende des Bahnsteigs und alle paar Minuten hob der arme kleine Kerl seine Schnauze und jaulte ganz herzzerreißend los. Das hat er vorher noch nie gemacht. Er hat sich immer, wenn ein Zug wieder weg war, ganz ruhig in seine Hütte gelegt und geschlafen. Aber letzte Nacht muss er irgendwas gehabt haben.«
    Monday lag in seiner Hütte. Er wedelte mit dem Schwanz und leckte Rilla die Hand. Aber das Futter, das sie ihm mitbrachte, rührte er nicht an.
    »Ich fürchte, er ist krank«, sagte sie besorgt. Es fiel ihr schwer, wegzugehen und ihn allein zu lassen.
    Aber an diesem Tag kamen keine schlimmen Nachrichten, auch nicht am nächsten - und auch nicht am übernächsten. Rillas Angst ließ nach. Monday jaulte nicht mehr und ging wieder zu seiner Routine über, nach jedem Zug Ausschau zu halten. Nach fünf Tagen begannen die Ingleside-Bewohner langsam wieder aufzuatmen. Rilla hüpfte in der Küche herum und half Susan Frühstückmachen, und dabei sang sie so süß und klar, dass Cousine Sophia es auf der anderen Straßenseite hörte und Mrs Albert zukrächzte: »Sing vor dem Essen, weine vor dem Schlafengehen, so heißt es.«
    Aber Rilla vergoss keine Tränen bis zum Einbruch der Nacht. Als ihr Vater am Nachmittag mit grauem, vergrämtem Gesicht zu ihr kam und ihr sagte, dass Walter in Courcelette gefallen sei, da brach sie wie ein Häufchen Elend besinnungslos in seinen Armen zusammen. Und sie wachte für viele Stunden nicht mehr auf, ehe sie den Schmerz spürte.

Nun denn, gute Nacht
    Der furchtbare Schmerz war niedergebrannt und graue Asche lag über die ganze Welt verstreut. Rilla erholte sich wegen ihrer Jugend körperlich schneller als ihre Mutter. Anne lag wochenlang krank von Schock und Schmerz. Rilla spürte, dass es möglich war, weiterzuleben, und noch musste man nicht damit rechnen, dass alles zu Ende war. Es gab genug zu tun, denn Susan konnte nicht alles allein machen. Ihrer Mutter zuliebe musste Rilla tagsüber ruhig und tapfer sein; aber Nacht für Nacht lag sie in ihrem Bett und weinte bittere Tränen der Wut, bis schließlich keine Tränen mehr übrig waren und die Wehmut an ihre Stelle trat, die bis an ihr Lebensende in ihr bleiben sollte.
    Sie klammerte sich an Miss Oliver, die wusste, was sie sagen durfte und was nicht. Das gelang nur wenigen Leuten. Freundliche Leute, die es gut meinten und Rilla trösten wollten, riefen an, aber diese Augenblicke waren schrecklich für sie.
    »Du wirst mit der Zeit darüber hinwegkommen«, sagte Mrs William Reese mit heiterer Stimme. Mrs Reese hatte drei stramme Söhne, von denen nicht einer an die Front gegangen war.
    »Zum Glück hat es Walter erwischt und nicht Jem«, sagte Miss Sarah Clow. »Walter war Mitglied der Kirche und Jem nicht. Wie oft habe ich zu Mr Meredith gesagt, er soll mal ein ernstes Wort reden mit Jem, bevor er ging.«
    »Armer, armer Walter«, seufzte Mrs Reese auf ihrem Beileidsbesuch.
    »Hören Sie auf, ihn armer Walter zu nennen!«, sagte Susan empört, als sie in der Küchentür auftauchte - sehr zu Rillas Erleichterung, da sie langsam Mrs Reeses Gerede nicht mehr ertragen konnte. »Er war nicht arm. Er war reicher als irgendeiner von euch. Sie sind es, die arm sind, Sie bleiben zu Hause und lassen Ihre Söhne nicht gehen. Arm, gemein und erbärmlich sind Sie, genau wie Ihre Söhne

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