Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
wieder verlassen hatten. Routiniert glitt sein Blick über die Fremden. Er bemerkte sofort, dass sie unter den Umhängen Schwerter trugen. Außerdem stellten sie sich so an die Theke, dass er und Ragnor beim Verlassen der Schenke unmittelbar an ihnen vorbeigehen mussten. Mit einem Mal war seine gute Laune wie weggewischt. Sein siebter Sinn, auf den er sich bisher immer hatte verlassen können, schlug Alarm. Plötzlich war er sich sicher, dass der seltsame Besuch ihnen galt. Einen Moment bedauerte er, dass er Axt und Kettenhemd, ja sogar seine sechs Wurfmesser, die er sonst immer bei sich hatte, im Kontor gelassen hatte und, ebenso wie der Junge, nur mit seinem Dolch bewaffnet war. Aber wer hätte in Mors auch so etwas vermuten können. Während er die Lage analysierte, versuchte er möglichst unbefangen zu wirken, um die Fremden nicht zu provozieren, bevor er sich über die notwendigen Gegenmaßnahmen klar war. Also hob er erst einmal den Krug und prostete dem Jungen zu. Dann sagte er lächelnd, leise in lockerem Plauderton aber mit einem zwingenden fast beschwörendem Blick, welcher dem Jungen deutlich signalisierte, dass irgendetwas nicht in Ordnung war: "Bleibe ganz ruhig sitzen und drehe dich nicht um. Es wird vielleicht Ärger geben. Hinter uns stehen vier Fremde mit Schwertern an der Theke, und ich fürchte, die wollen was von uns. Wir trinken jetzt ganz langsam aus, stehen dann gemächlich auf und gehen anschließend langsam in Richtung Tür. Sollten sie uns angreifen, nichts wie hinter die Theke und versuchen, hinten raus zu kommen. Falls sie uns folgen oder es nicht klappt, müssen wir eben irgendwie mit ihnen fertig werden."Während er das sagte, lächelte er weiter, als ob er sich über irgendeine Nichtigkeit mit dem Jungen unterhalten würde.
Ragnor war gespannt wie ein Flitzebogen, denn einen Gegner im Rücken zu haben, ohne sich umdrehen zu dürfen, war eine neue, äußerst unangenehme Erfahrung für ihn. Die Zeit, bis die Bierkrüge endlich leer wurden, schien sich endlos zu dehnen. Es wurde erst leichter zu ertragen, als er vorsichtig und unauffällig seine rechte Hand auf den Dolchgriff von Quart legte. Sofort sandten die Quasarkristalle, aus denen die Klinge des Dolches bestand, ihre beruhigenden Impulse aus, und es gelang Ragnor, mit ihrer Hilfe, seine innere Ruhe wieder zu gewinnen und einigermaßen gelassen der Dinge zu harren, die da kommen würden.
Dann war es endlich soweit: Die beiden nahmen ihren letzten Schluck, und Menno sagte leise, während er sich langsam erhob: "Wir nehmen diese steinernen Bierkrüge mit. Sie sind, glaube ich, als Wurfgeschosse für den Fall der Fälle ganz brauchbar. Stell den deinen also erst dann auf die Theke, wenn du an der Tür bist oder klar ist, dass ich mich geirrt habe."Ragnor nahm die Hand vom Dolchgriff und stand ebenfalls auf. Er konnte nun als er sich hinter Menno Richtung Tür bewegte zum ersten Mal die vier Fremden sehen, die bisher in seinem Rücken gestanden hatten. Er konnte ihre Gesichter im Halbdunkel des Schankraumes nicht genau erkennen, aber ihre überbetont lässige, fast aufreizend wirkende Körperhaltung, mit der sie an der Theke lehnten, strahlte eine unausgesprochene Herausforderung aus.
Kaum waren sie an das Ende der Theke getreten, reagierten die vier. Sie warfen ihre Umhänge ab, zogen unangenehm aussehende Kurzschwerter mit breiten, gezackten Klingen hervor und bildeten einen Halbkreis vor der Tür, um diese abzuschirmen. Menno und Ragnor reagierten wie vereinbart und wichen hinter die Theke zur Hintertür aus. Doch als Menno versuchte, diese zu öffnen, musste er feststellen, dass sie von außen verschlossen war. Die unfreundliche Schankmagd war beim Aufbau dieser Falle also auch mit von der Partie gewesen!
Die vier Fremden lachten höhnisch, als sie sahen wie Menno an der verschlossenen Hintertür scheiterte."Ihr kommt hier nicht mehr lebend raus", knurrte einer von ihnen, ein kräftiger, untersetzter Kerl mit dunklen, struppigen Haaren, der offenbar der Anführer der Schurken war. Er deutete anklagend mit der linken Hand auf Menno und zischte dabei hasserfüllt: "Jetzt wirst du dafür büßen, dass du deine Kameraden verraten hast und durch deine Schuld mein Bruder Masur sterben musste."Menno nutzte die Zeit, in der sich der Söldner erklärte um Ragnor zuzuflüstern: "Jetzt hilft wohl nur noch ein Frontalangriff. Also ohne Hände mit Krug und Dolch im Salto über die Theke und drauf. Wollen doch mal sehen, was Marambas
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