Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
Gegners, der stocksteif auf seinem Platz verharrte, offensichtlich unter Schock stand und dabei weiterhin wie hypnotisiert auf Quart starrte.
"Gute Arbeit!"
Mennos sonore Stimme aus dem Hintergrund nahm die Spannung aus der Situation. Ragnor war erleichtert, dass Menno seinen Kampf auch gut überstanden hatte. Ragnor bugsierte seinen Gefangenen mit dem Schwert ebenfalls an die Theke um sich seinem väterlichen Freund zuwenden zu können, ohne dabei die Kontrolle über den Gefangenen zu verlieren. Als er dann schließlich Einblick in den hinteren Teil der Schankstube nehmen konnte, war Menno gerade dabei seinen Dolch aus dem blutüberströmten Hals seines Gegners zu ziehen. Dann wischte er ihn an einem der herumliegenden Umhänge der Meuchler ab und bemerkte ganz beiläufig: "Ein recht guter Schwertkämpfer für einen verhinderten Mörder. Hat aber offensichtlich noch nichts davon gehört, dass man Dolche auch werfen kann."Er untersuchte seinen zweiten Gegner, den er zu Beginn der Auseinandersetzung mit seinem Bierkrug außer Gefecht gesetzt hatte und der immer noch auf dem Boden lag und sich nicht rührte."Klassischer Fall von Genickbruch", stellte er nach kurzer Untersuchung nüchtern und ohne Bedauern fest.
Menno nahm nun ebenfalls eines der Kurzschwerter der verhinderten Meuchler auf und kam zu Ragnor und seinem Gefangenen an der Tür. Man konnte ihm die große Erleichterung ansehen, dass sie, trotz der Minderzahl und der unterlegenen Bewaffnung, die Sache unverletzt überstanden hatten. Er musterte kurz den Gefangenen, der offensichtlich immer noch unter Schock stand und ihn gar nicht wahrzunehmen schien. Dann sagte er zu Ragnor gewandt: "Du hast dich gut gehalten. Lasse uns dieses Subjekt nach draußen bringen und der Wache übergeben. Er kann dann auf den Galeeren des Königs auf sein Ende warten."
Als sie schließlich durch die Tür ins Freie traten, kam gerade die Wachablösung für das Nordtor unter Führung eines Leutnants der Stadtwache vorbei. Menno übergab ihm ihren Gefangenen und schilderte kurz den Vorfall, wobei er auch nicht versäumte, die Rolle der Schankmagd zu erwähnen. Daraufhin schickte der Leutnant vier seiner Männer in die Schenke, die kurze Zeit später mit der gefesselten Frau, der die Angst ins Gesicht geschrieben stand, zurückkamen. Der Korporal, der die Festnahme geleitet hatte, berichtete, dass die Magd geständig war und angab, zwei silberne Vierteltalente für ihre Mithilfe erhalten zu haben. Sie bestritt aber energisch, etwas von dem Mordversuch gewusst zu haben. Die Männer hätten ihr lediglich etwas von einem Denkzettel erzählt, den sie jemanden erteilen wollten. Als der Bericht zu Ende war, fragte Ragnor den Leutnant: "Was wird denn mit der Frau geschehen?"Der überlegte kurz und meinte dann: "Wenn sie schuldig gesprochen wird, wird sie wahrscheinlich als Sklavin verkauft oder, wenn sie Pech hat, sogar hingerichtet werden."Menno sah die Bestürzung des Jungen und die Todesangst in den Augen der Frau, der jetzt wohl erst klar wurde auf was sie sich da eingelassen hatte. Deshalb wandte er sich an den Leutnant und sagte förmlich: "Im Falle der Frau werden wir keine Anklage erheben. Nehmt sie mit und gebt ihr zwanzig Stockhiebe, sperrt sie zwei Wochen ein und dann lasst sie laufen."Der Leutnant wollte zuerst Einwände erheben gegen Mennos Anweisung, sah aber dann die unausgesprochene Bitte in Ragnors Augen, besann sich still lächelnd anders und meinte dann: "Na gut. Es ist zwar nicht der korrekte Weg, aber ich denke, eure Bitte ist angemessen."
Ragnor war sehr zufrieden und bemerkte, als er zu der Frau hinüber sah, deren große Erleichterung. Als sie bemerkte, dass sein Blick auf ihr ruhte, lief sie rot an und senkte beschämt den Blick. Diese Beobachtung bestärkte den Jungen darin, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, sie nicht der grausamen Justiz von Caer auszuliefern. Sie hatte ihre Lektion gelernt und würde so etwas wohl nie wieder tun.
Menno verabschiedete sich derweil von den Soldaten und übergab ihnen zu guter Letzt die beiden Beuteschwerter, mit der Maßgabe, dass der Leutnant sie in Bier für seine Mannschaft umzuwandeln hatte. Diese ausgesprochen populäre Maßnahme brachte ihm zum Abschied die begeisterten Hochrufe der Soldaten ein.
Auf ihrem weiteren Heimweg machte sich Menno unentwegt schwere Vorwürfe, weil sie so unzureichend gerüstet in die Falle gegangen waren. Das hätte ganz schön schief gehen können! Ragnor versuchte ihn zu
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