Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
Gedanken hoch, als sie das mächtige Stadttor passierten. Die königlichen Soldaten, die dort die Wache stellten, grüßten respektvoll und ließen sie selbstverständlich ohne Kontrolle passieren.Ragnor ritt mit Menno, gefolgt von den Wagen, durch das südliche Vorland von Mors, in dem die Frühjahrssaat nun bereits kniehoch stand. Das warme Wetter der letzten Woche hatte das Wachstum der Feldfrüchte ein gutes Stück voran gebracht.
Nachdem sie den hölzernen Außenzaun passiert hatten, welcher die Gemarkung von Mors vom Gebiet der Baronie Niewborg trennte, ritten sie entlang des Flusses auf der sandigen unbefestigten Handelsstraße weiter, wie es Menno am Vorabend beschrieben hatte.
Ragnor kniff die Augen zusammen und versuchte dem Verlauf der Straße entlang der Mors in die Ferne zu folgen. Er konnte aber dem hier noch jungen Fluss, welcher sich in seinem recht engen Tal in vielen Schlingen wand in der zerklüfteten Mittelgebirgslandschaft nur wenige Meilen mit den Augen folgen. Dann verschwand die Mors hinter einem der zahlreichen Hügel endgültig aus seinem Blickfeld. Die Umgebung durch die sie jetzt ritten, unterschied sich, obwohl sie auch bewaldet war, recht deutlich vom großen Nordwald. Die Bäume standen hier nicht so dicht und es waren kaum Nadelbäume darunter, die im Nordwald ein oftmals für den Betrachter undurchdringliches Dickicht bildeten. Durch das eher lichte Unterholz des hiesigen Laubwaldes, das im Wesentlichen von niedrigen Büschen und jungen Laubbäumen gebildet wurde, leuchteten immer wieder die Blüten des Frühsommers bunt in der warmen Morgensonne auf.Menno schmunzelte als er Ragnors gute Laune bemerkte und meinte: "Eine angenehme Gegend hier. Nicht wahr! Wenig Menschen und viel Wild."Ragnor horchte beim dem Wort 'Wild' sofort sehr interessiert auf und fragte: "Meinst du ich könnte ein wenig voraus reiten und etwas jagen?"Menno lachte, schüttelte aber bedauernd den Kopf: "Das wirst du schön bleibenlassen! Der Baron von Niewborg mag es gar nicht, wenn Fremde in seinen Wäldern jagen. Ich fürchte wir müssen von unseren Vorräten leben oder einkaufen gehen.""Wo kann man denn hier einkaufen? Hier ist doch niemand", fragte der Junge ein wenig irritiert. Menno lächelte nachsichtig und erklärte ihm dann, dass es auf den Rastplätzen und Bauernhöfen entlang der Straße Möglichkeiten gab, Vorräte einzukaufen, wo den Reisenden Frischfleisch und andere Dinge zu allerdings saftigen Preisen angeboten wurden."Sie haben in der Regel vom Baron eine Genehmigung um zu jagen und zu handeln und zahlen dafür Abgaben an den alten Raffzahn", erklärte er Ragnor."Also nicht sehr viel anders als in Mors. Ich werde mich daran gewöhnen müssen, dass es nichts mehr ist mit Jagen gehen", bemerkte der Junge leise und machte dabei ein sehr enttäuschtes Gesicht.Menno zwinkerte ihm zu und meinte dann aufmunternd: "Warte ab bis wir in Kaarborg sind. Da wird Rurig schon dafür sorgen, dass du nicht zu kurz kommst. Außerdem werden wir ein bisschen wildern, wenn wir durch Ahrborg kommen. Dort ist das Risiko beim Einkaufen größer als beim Jagen. Du wirst also bald Gelegenheit haben deinen geliebten Bogen wieder einzusetzen."Als sich daraufhin Ragnors Gesicht wieder aufhellte, setzte er mit einem sehr ernsten Gesichtsausdruck hinzu: "Hoffentlich brauchen wir ihn wirklich nur zum Jagen und nicht auch für andere Dinge."
Die ersten Tage der Reise verliefen ziemlich ereignislos da ihnen niemand auf der Straße begegnete. Dies hatte Menno schon vermutet da sich die Vernichtung der Räuberbande, die den Handel im Norden von Niewborg nahezu zum Erliegen gebracht hatte noch nicht bis nach Ahrborg herumgesprochen hatte. Trotz dieses Umstandes machte es Ragnor Spaß in langsamem Trab den Fluss entlang zu reiten da er noch niemals hier gewesen war und es viel schöne Natur zu sehen gab. In seiner Fähigkeit, sich daran zu erfreuen, unterschied er sich allerdings erheblich von anderen jungen Männern in Caer, die es wahrscheinlich unendlich öde gefunden hätten, der Mors entlang zu reisen, ohne jemandem zu begegnen. Doch die Erziehung, die er bei Lars genossen hatte, hatte Ragnor tief beeinflusst und seine Sinne für die Schönheiten und die Vielfältigkeit der Natur sensibilisiert.
Sie zogen weiter auf der sandigen Straße in gemütlichem Tempo und passierten endlich gegen Abend des elften Reisetages einen mit Palisaden eingefriedeten Bauernhof, der einsam auf dem ersten Hügel an der Baumgrenze des Tales lag,
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