Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
weil die Durchfahrt zu niedrig ist."Der Freisasse lachte laut, zeigte auf das Tor und gab dabei mit der rechten Hand ein Zeichen. Knarrend hob sich der Wehrgang über dem Tor, wie eine Mischung aus Schranke und Zugbrücke. Verblüfft blieb der Junge auf dem Pferd sitzen und sah, wie Menno einritt und die beiden Wagen in den großen Innenhof aus festem gestampften Lehm rollten.
Der quadratische Innenhof wurde rund herum von mehreren zweistöckigen Wirtschaftsgebäuden und einem großen Wohnhaus eingerahmt. Der Wehrgang für die Verteidigung bestand eigentlich aus einer großen umlaufenden Dachterrasse, die alle Gebäude besaßen und wurde dann noch mal dreiviertel mannshoch von den umlaufenden Palisaden als Brustwehr geschützt. Er konnte bei seiner kurzen Musterung der Anlage zwei Bogenschützen auf den Wehrgängen ausmachen. Rechts vom Eingang war gerade ein Knecht Mehl zu mahlen mit einer einfachen Getreidemühle. Und das war ganz offensichtlich eine schweißtreibende Angelegenheit.
Ragnor erfasste schnell, als er sich weiter interessiert umsah, wie zweckmäßig diese Art der Architektur war, wenn es darauf ankam einen Bauernhof wie eine kleine Festung zu anzulegen. Er löste sich aus seiner Betrachtung, stieg ab, nahm seine Waffen herunter und übergab Amarana einem jungen freundlichen Mann, der bereits neben seinem Pferd gewartet hatte um es in den Stall zu führen. Dann ging er zum Brunnen in der Mitte des Hofes hinüber, um einen Schluck frisches Wasser zu nehmen, denn die Reise war ausgesprochen staubig gewesen. Derweil waren seine Freunde noch zusammen mit einigen Helfern damit beschäftigt, die Zugpferde auszuschirren und ebenfalls in den Stall zu führen.
"Na, Ragnor, wie findest du es hier?", fragte Menno, der ebenfalls zum Brunnen getreten war um einen Schluck Wasser zu nehmen."Sehr interessant. Insbesondere die Idee mit dem klappbaren Wehrgang", antwortete der Junge lebhaft. "Ja, die Bauern von Niewborg sind ein wehrhaftes Völkchen und bauen wahrscheinlich die am besten befestigten Bauernhöfe in ganz Caer", pflichtete ihm sein väterlicher Freund bei."Komm, lasse uns rein gehen. Ich rieche, dass ein köstlicher Braten auf dem Spieß hängt."Und tatsächlich zog durch die offene, doppelflügelige Tür des Wohnhauses bereits der einladende Duft von gebratenem Fleisch in den Innenhof.Tana, die Mennos Worte gehört hatte, ließ scherzhaft tadelnd vernehmen: "Benimm dich, alter Fresssack und blamiere uns nicht. Wir sind hier schließlich Gäste"!Sie war soeben mit Lars und Maramba vom Stall herüber gekommen, nachdem sie die Pferde den Knechten übergeben hatten und man merkte ihr an, dass auch sie sehr froh war für diese Nacht einmal ein Dach über dem Kopf zu haben und ihre alten Knochen in einem Bett ausstrecken zu können. Das Reisen und das Schlafen im Zelt war für sie und Lars doch schon recht beschwerlich.
Als sie das Langhaus betraten, erwartete sie der Hausherr, inzwischen mit einer mit blauroten Ornamenten verzierten Haustunika anstelle der grauen Arbeitskleidung bekleidet und war ihnen behilflich ihre Rüstungsteile in einer kleinen Kammer direkt neben der Tür zu verstauen. Schwert und Dolch behielten Sie allerdings am Mann.Auch der Hausherr trug seinen Dolch und eine leichte Kampfaxt und meinte, während er Ragnors Kettenhemd und Helm verstaute: "Wir sind hier allzeit bereit in diesen unruhigen Zeiten. Schließlich hat Kraaks Bande im letzten Jahr drei gut befestigte Höfe hier in Niewborg zerstört, alle männlichen Bewohner, sowie die Kinder, getötet, alles geplündert und dann die Frauen verschleppt. Wäre da nicht unser alter Baron, der mit seinen Panzerreitern rastlos durch Niewborg zieht, wären es sicher noch mehr gewesen!"
Nachdem die Ausrüstung seiner Gäste ordentlich verwahrt war, begleitete er sie in den großen Speisesaal, der gleich hinter dem Windfang des Eingangsbereiches lag und sich über die ganze Breite des Hauses erstreckte. Hier hatten sich etwa fünfzig Personen, Männer, Frauen und Kinder an drei langen Tischen versammelt und es herrschte ein lebhaftes Treiben. Rook führte sie zum Kopfende der mittleren Tafel und bat sie, Platz zu nehmen. Es ging ein Raunen durch den Speisesaal, als Maramba den Raum betrat. Die Menschen hier hatten wahrscheinlich noch nie einen Schwarzen von jenseits des Meeres gesehen, sodass Maramba, dem dies bewusst war, die staunenden Blicke nicht als aufdringlich empfand, sondern den Bewohnern des Hofes ein strahlendes Lächeln schenkte um
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