Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
ihnen die Scheu zu nehmen. Einige dralle Mägde brachten auf einen Wink des Hausherrn Krüge mit schäumendem, dunklem Bier, was vor allem von Lars und Menno sofort mit großer Genugtuung zur Kenntnis genommen wurde.
Rook nickte zufrieden, als er sah, dass seine Gäste gerne Platz genommen hatten, und griff zu einem schweren Holzschlegel. Damit klopfte er kräftig auf eine alte Bronzeglocke, welche an der Stirnseite des Speisesaals von der dunklen Holzdecke an einer geschmiedeten Kette hing. Sofort verstummte das lebhafte Gespräch an den Tischen und die Aufmerksamkeit wandte sich ihm und seinen Gästen zu. Der Freisasse schaute kurz in die Runde und hob dann seine kräftige Stimme: "Wir haben heute Gäste hier. Ganz besondere Gäste, möchte ich sagen", fügte er schmunzelnd hinzu als er die Neugier in den Augen seiner Leute bemerkte. Dann setzte er trocken hinzu: "Sie haben nämlich dafür gesorgt, dass nur noch vier Mann Nachtwache statt acht pro Schicht benötigt werden. Ja Leute - wir werden heute einen Bericht aus erster Hand über das Strafgericht von Mors erhalten, denn wir haben den Bezwinger von Kraak dem Ork und seine Freunde hier zu Gast." Dabei wies er mit der Hand auf Ragnor, der sich kurz erhob, worauf sich die Aufmerksamkeit aller ihm zuwendete. Rook ließ seine Worte einen Moment wirken, was Ragnor sehr unangenehm war, da alle Blicke auf ihn gerichtete waren, bevor er weiter sprach: "Doch bevor wir uns 'dem Bericht' zuwenden, werden wir essen und feiern wie es sich für einen solchen Tag gebührt. Es wäre nicht sehr nett unsere Gäste hungern zu lassen, die heute bereits eine lange Strecke Wegs zurückgelegt haben."
Ein freundliches Gelächter brandete bei diesen Worten auf. Rook lächelte, klatschte in die Hände und auf dieses Zeichen hin begannen die Mägde gebratenes Fleisch, gegartes Gemüse und knuspriges Fladenbrot aufzutragen. Der Bauer setzte sich, nicht ohne vorher seine Frau, eine kräftige Blondine und seine drei Töchter vorzustellen, von denen die älteste, Mara, wohl in Ragnors Alter war. Sie war ein hübsches, dralles Mädchen mit langen, blonden Zöpfen und sie sah immer wieder während des Essens gespannt und mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen zu Ragnor herüber, der nicht recht wusste ob er sie nun anschauen sollte oder nicht. Auch einige andere Personen, die in der Nähe saßen, musterten ihn neugierig, und er fühlte sich irgendwie unwohl, dass jeder hier im Saale ihn anzustarren schien. Da hatte Menno ihm ja wieder eine schöne Suppe eingebrockt! Er beschloss, mit ihm für ihre weitere Reise ein ernstes Wort zu wechseln, damit das nicht wieder vorkam. Er war ja schließlich kein Ausstellungsstück.
Das Essen war einfach, aber hervorragend, was Tana und die Bäuerin veranlasste sich intensiv über das Kochen zu unterhalten. Auch Menno und Lars unterhielten sich locker mit ihren Tischnachbarn.Ragnor, der direkt neben Rook saß, sagte anfänglich nichts bis der Freisasse ihn ansprach und fragte: "Schmeckt Euch das Essen nicht, dass ihr so grimmig drein schauen müsst?"Ragnor fühlte sich irgendwie ertappt und er antwortete ihm, nach kurzer Überlegung, ganz ehrlich: "Nein, Euer Essen ist hervorragend. Ich mag es nur nicht, so im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu stehen."Rook lachte herzlich und bekannte dann offen: "Mich würde es auch stören von allen begafft zu werden. Aber Ihr müsst verstehen, dass wir so neugierig sind. Schließlich hat die Angst vor Kraak uns die letzten zwei Jahre sehr zu schaffen gemacht und wir sind alle überaus froh nun gerade einen solchen Anlass zum Feiern zu haben, vor allem nachdem mir Euer Treckführer mitgeteilt hat, dass tatsächlich keiner der Bande entkommen ist."Der Junge nickte verständnisvoll und seine Züge lockerten sich ein wenig, als er erwiderte: "Das kann ich gut verstehen. Also werde ich einfach mitfeiern."Rook schlug ihm krachend auf die Schulter: "Das ist die rechte Einstellung. Ihr gefallt mir junger Mann und meiner Tochter auch", setzte er schmunzelnd mit einem Seitenblick auf seine älteste Tochter hinzu, die während des Gesprächs ihres Vaters mit dem Jungen, wie gebannt, an dessen Lippen gehangen hatte.Rook beobachtet mit Vaterstolz seinen glutäugigen Wildfang und sagte leise, sodass sie es nicht hören konnte, zu seinem jungen Gast: "Nur gut, dass Ihr nur eine Nacht hier seid. Ich musste sie sonst wohl anbinden." Ragnor errötete, etwas verlegen über die direkte Art des Bauern, was Rook mit einem breiten
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