Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
disziplinierter Soldat tun würde und verzichtete auf ihre ansonsten oftmals etwas geschwätzige Neugier. Ragnor nahm ihre Rückmeldung zufrieden zur Kenntnis und stieg eilig ab, um seinem schwarzen Freund zu folgen, der bereits vorausgegangen war. Er nahm dabei vorsorglich Bogen und Köcher mit, denn man konnte ja nie wissen, ob man dort unten nicht eine Entfernungswaffe brauchen würde.
Maramba erwartete ihn schon ungeduldig, am oberen Rand des Hohlweges und schob, als Ragnor ihn erreicht hatte, ohne ein Wort zu sagen, einige Äste beiseite, um ihm Einblick in das zu gewähren, was sich da unten abspielte.Mitten im Hohlweg, an seiner engsten Stelle, versuchte ein gepanzerter Rappe, hoch aufgerichtet, mit wild schlagenden Hufen, einen großen Krugarbären daran zu hindern, an ihm vorbei zu seinem Herrn zu gelangen, welcher weiter hinten, zwar in voller Rüstung, aber offenbar bewusstlos auf dem Hohlweg lag.
Entschlossen spannte Ragnor die Sehne ein, zog einen Pfeil mit langer, schmaler Stahlspitze aus dem Köcher und blickte dann Maramba an. Der nickt zustimmend, schätzte kurz die Entfernung ab und sagte dann bedächtig: "Jage ihm einen Pfeil in den Rücken. Das wird ihn von seinen Opfern ablenken und dann nichts wie runter und näher ran."
Ragnor zielte sorgfältig auf die rechte Schulter des Bären, der etwa hundertfünfzig Schritt entfernt von ihm hoch aufgerichtet im Hohlweg stand und zog ab. Laut brüllte das mächtige Tier seinen Schmerz hinaus, als ihn der scharfe Stahl von hinten hoch in der Schulter traf und fuhr herum, um seinen Peiniger zu stellen. Auf seinen Hinterbeinen stehend, die Tatzen drohend erhoben, stand das Tier, mit blutunterlaufenen Augen da und fixierte die beiden Männer, die inzwischen unten auf dem Hohlweg angelangt waren.
Dann fiel er, trotz des Pfeiles in seiner Schulter, in einer flüssigen Bewegung auf seine Laufarme und ging zum Angriff über. Rasch nahm der Junge den nächsten Pfeil auf und zielte dieses Mal sehr sorgfältig. Kalten Blutes ließ er das Tier auf fast zwanzig Schritt herankommen, bevor er abzog und dabei dem Bären seinen Pfeil direkt ins linke Auge setzte. Das Tier stoppte, als ob es gegen eine Wand gelaufen wäre, verharrte kurz, und brach dann lautlos zusammen."Ein großartiger Schuss", bemerkte Maramba anerkennend, der seinen schweren Speer zufrieden wieder herunternahm, welchen er für alle Fälle bereitgehalten hatte.
Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass der Bär tatsächlich tot war, gingen sie zu dem Gerüsteten hinüber, welcher immer noch vollkommen regungslos auf dem Waldweg lag. Sein Pferd, welches sich, während der Auseinandersetzung der beiden Freunde mit dem Bären, zu seinem Herrn zurückgezogen hatte, stand nervös schnaubend über ihm und beäugte die beiden Männer misstrauisch. Es schien wiederum bereit zu sein, seinen Herrn auch gegen sie zu verteidigen.
Ragnor übergab seinem schwarzen Freund den Bogen und bedeutete ihm, mit einer kurzen Handbewegung, zurückzubleiben. Dann ging er langsam mit ausgestreckten, geöffneten Handflächen auf das Tier zu. Unruhig schnaubend erwartete ihn der Hengst, wich aber zurück und schnappte nach ihm, als er ihn berühren wollte.Der Junge zog blitzschnell seine Hand zurück, um nicht gebissen zu werden. Eigentlich hatte er vorgehabt das Tier mithilfe des Quasarringes zu beruhigen, aber dazu musste er es berühren. Also musste es anders gehen. Er überlegte einen Moment, hob die Hände und begann dann ruhig und konzentriert auf das Tier einzureden, in der Hoffnung, mit seiner ruhigen Stimme, das Tier beruhigen zu können. Der Hengst wurde tatsächlich ruhiger, und plötzlich hörte Ragnor zu seiner großen Überraschung, eine Stimme in seinem Kopf: "Ich glaube dir, Fremder. Geh zu meinem Herrn und hilf ihm."Verdutzt blickte der Junge auf seinen Ring, dessen roter Kern im milchweißen Quasar leicht zu pulsieren schien. Es funktionierte also auch ohne eine Berührung! Aber über welche Entfernung, schoss ihm sofort die Frage durch den Kopf. Sein wacher Verstand versuchte sofort diese neue Möglichkeit durchzuspielen, und sie zu ergründen.
Fast ein wenig unwirsch unterbrach er seine davonstürmenden Gedanken. Jetzt war keine Zeit über das Phänomen nachzudenken, er würde es später, zusammen mit Amarana, einmal ausprobieren.
Also trat er zu dem Hengst, tätschelte ihm die Nüstern, und dieser trat tatsächlich zur Seite, um ihn vorbeizulassen. Ragnor winkte Maramba herbei, und die beiden Männer
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