Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
bevor Ihr den Baum erreicht habt, ist Euer Pferd auf einen getarnten Auslöser getreten und der zurückgespannte Ast hat Euch dann vom Pferd geworfen."Nachdenklich runzelte der junge Mann die Stirn, bevor er leise antwortete: "Man hatte mich gewarnt, dass der alte Kastellan es gar nicht gerne sieht, dass ein junger Schnösel, wie ich, das Kommando über Burg Föhr bekommt. Deshalb bin ich diesmal auch voll gerüstet geritten. Das mache ich normalerweise in dieser eher ruhigen Gegend nie. Hätte ich nicht Rüstung und Helm getragen, wäre ich jetzt wahrscheinlich tot."Etwas bitter setzte er leise, als ob er zu sich selbst spräche, hinzu: "Dabei habe ich dieses Kommando doch nur bekommen, damit ich nicht weiter versuchen kann, meinen Onkel von seinem schändlichen Tun abzuhalten."
Die beiden Freunde warfen sich kurz einen vielsagenden Blick zu, taten aber so, als ob sie es nicht mitbekommen hätten, und gingen zu Amarana hinüber, um etwas von ihrer Wegzehrung für Walther da Ahrborg zu holen.
Nachdem der junge Ritter eine Kleinigkeit gegessen und getrunken hatte, fragte ihn Ragnor: "Glaubt Ihr, dass Ihr es allein bis zur Burg mit dem Pferd schafft, und seid Ihr dort dann sicher vor weiteren 'Unfällen'?"Nach kurzer Überlegung nickte dieser und meinte: "Ja, ich glaube, es wird schon gehen, und in der Burg bin ich sicher. Der alte Kastellan verliert mit meiner Ankunft sofort alle Privilegien, und er muss noch am selben Tag gehen. Außerdem befinden sich bereits fünf meiner Freunde, als Leutnants, auf Föhr und haben, wie ich sie kenne, die Mannschaften inzwischen fest im Griff. Aber wollt Ihr nicht mit mir kommen, damit ich Euch für Eure Hilfe angemessen belohnen kann?"
"Wenn Ihr es gestattet, würden wir gerne weiterziehen, mein schwarzer Freund möchte sein Schiff nach Hause nicht verpassen", antwortete Ragnor geistesgegenwärtig."Das muss ich wohl akzeptieren", sagte Walther da Ahrborg mit echtem Bedauern in der Stimme."Erlaubt mir aber wenigstens, Euch für Ahrborg einen Geleitbrief und eine Jagderlaubnis zu überlassen. Aber seid gewarnt! Das Papier ist leider nicht viel Wert. Selbst einige meiner Verwandten achten diese Geleitbriefe wenig. Seid insbesondere auf der Hut, wenn Ihr Burg Monstein, an der Grenze zu Kaarborg, passiert. Da haust mein Cousin Atz da Ahrborg, der Erbe meines 'geschätzten' Onkels, als Kastellan. Sollte Ihr ihm dennoch begegnen, zeigt ihm meinen Geleitbrief nicht, denn wir beide mögen uns nicht besonders. Er würde Euch dort eher zum Schaden, denn zum Nutzen gereichen. In den Dörfern und Weilern, durch die Euch Eure Reise führen wird, mag er Euch wohl von einigem Nutzen sein, wenn Ihr ihn in den Herbergen vorweist"; und etwas bitter setzte er hinzu: "Aber lieben werden sie Euch dann nicht gerade, denn unser Geschlecht ist den Bürgern von Ahrborg verhasst, seit mein Onkel an der Macht ist."
Während Ragnor und Maramba die Rüstungsteile des freundlichen Ahrborgers auf dem Pferd verstauten, unterzeichnete und siegelte Walther da Ahrborg das Pergament und überreichte es ihnen. Er bedankte sich noch einmal, nachdem ihm Maramba auf sein Pferd geholfen hatte und meinte dann: "Der Bär gehört selbstverständlich Euch. Ihr könnt ihn mitnehmen und auch die fünf Kaninchen, die ich auf Eurem Pferd sehe. Ich genehmige sie hiermit nachträglich", fügte er mit einem fast schüchternen Schmunzeln hinzu."Vielen Dank, aber für den Bären haben wir keine Verwendung auf unserer Reise", antwortete ihm Ragnor lächelnd. "Maramba hat ihm den Kopf abgeschnitten und ihn gehäutet. Wir werden die beiden Trophäen hinter der Eiche dort drüben vergraben und Ihr könnt sie dann später einmal abholen lassen. Ich habe mir lediglich erlaubt, ein Ohr abzutrennen, das eine interessante Zeichnung in Form eines fünfzackigen Sternes aufweist. Sozusagen als Souvenir."Walther da Ahrborg bedankte sich nochmals, schüttelte Ragnor und Maramba noch einmal kräftig die Hand und gab seiner Hoffnung Ausdruck, ihnen ihre Hilfe später einmal vergelten zu können. Dann wendete er sein Pferd und ritt langsam in Richtung von Burg Föhr davon.
Nach ihrer Rückkehr zum Wagenzug berichteten sie ausführlich von ihrem Erlebnis. Als sie geendet hatten, nickte Lars anerkennend und sagte: "Ihr habt klug gehandelt. Ihr habt viel erfahren und nichts Wichtiges erzählt. Wir werden nun, Dank des Geleitbriefes, etwas schneller vorankommen, da wir bis zur Grenze von Kaarborg nicht mehr auf Nebenstrecken ausweichen müssen."Menno
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