Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
machten sich umgehend daran, dem Fremden seinen Helm abzunehmen. Maramba kniete nieder und hob Kopf und Oberkörper des Ritters vorsichtig an, während der Junge den schweren Panzerhelm löste, welcher als ungewöhnlichen Helmschmuck eine Harfe als Helmkrone trug. Darunter kam das schmale glattrasierte Gesicht eines vielleicht zwanzigjährigen, blonden Mannes zum Vorschein. Die Augen waren geschlossen, so als ob er schliefe.
Maramba hob eines seiner Augenlider und meinte dann: "Er ist, Ama sei Dank, nur bewusstlos. Er wird wohl mit dem Hinterkopf bei seinem Sturz auf einen Stein geprallt sein. Ohne den gefütterten Helm wäre er wahrscheinlich tot. Komm und hilf mir, ihn aus seinem Harnisch zu befreien, damit wir sehen können, ob er sich etwas gebrochen hat." Während Maramba den Fremden eingehend untersuchte, rief Ragnor Amarana, wie sie es geübt hatten, mit drei kurzen Falkenrufen herbei. Die Untersuchung ergab, dass sich der junge Ritter, neben jeder Menge Prellungen, als einzige ernsthafte Verletzung, lediglich das rechte Schienbein gebrochen hatte. Maramba schiente die Verletzung geschickt mit einigen biegsamen Ästen und kleidete den jungen Mann dann in einen leichten Leinenanzug, welchen er in dessen Gepäck gefunden hatte. Als er das Kleidungsstück aus der Satteltasche nahm, pfiff er durch die Zähne und sagte zu Ragnor: "Wenn wir ihn nachher wecken, solltest du vorsichtig sein mit dem, was du sagst. Seine Kleidung trägt das Wappen der 'da Ahrborgs'. Diese Familie ist uns ja, nach Mennos Berichten, nicht gerade freundlich gesinnt."
Nachdem sie ihren Patienten nun versorgt und bequem gelagert hatten, machte sich Maramba daran, den jungen Mann vorsichtig aufzuwecken, indem er ihm, mit einem feuchten Leinenlappen, den er aus seinem Wasserschlauch getränkt hatte, das Gesicht kühlte.
Nach einiger Zeit erwachte der Fremde mit einem leisen Stöhnen. Als Ragnor sich über ihn beugte, fragte der Blonde, während er ihn mit seinen wasserblauen Augen musterte, mit noch schwacher Stimme: "Wer seid Ihr, und was ist mit mir geschehen?"Der Junge antwortete freundlich: "Wir sind Reisende aus Niewborg auf dem Weg nach Santander. Mein Name ist Ragnor. Mein Gefährte Maramba und ich haben euch bewusstlos hier gefunden. Ihr seid vom Pferd gefallen, und habt Euch dabei das rechte Schienbein gebrochen.""Dann bin ich Euch zu großem Dank verpflichtetet, dass Ihr Euch um mich gekümmert habt", antwortete der junge Ritter mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht."Mein Name ist Walther da Ahrborg. Ich bin ein Neffe des Grafen von Ahrborg und der neue Kastellan von Burg Föhr. Ich werde Euch für Eure Hilfe belohnen. Bitte seid so gut und helft mir hoch."Ragnor entsprach seiner Bitte und half ihm, sich, an einen mächtigen Baumstamm gelehnt, aufzusetzen. Sofort kam sein Hengst heran und sichtlich erfreut, dass seinem Tier nichts passiert war, streichelte er dem Hengst freundschaftlich über die Nüstern."Ihr verdankt in erster Linie Eurem Pferd Euer Leben", informierte ihn Ragnor und erzählte dem jungen Mann, wie sie auf ihn aufmerksam geworden waren, und dass sein Pferd ihn längere Zeit allein vor dem Bären beschützt hatte.Der junge Mann hörte ruhig zu und stellte dann ernst fest: "Trotzdem wäre ich verloren gewesen, denn der Bär hätte mich und mein Pferd letztendlich doch bekommen, wärt Ihr nicht zufällig vorbeigekommen."
Sehr nachdenklich fuhr er dann fort: "Ich kann mir gar nicht erklären, wie das passiert ist. Ich bin eigentlich ein ganz passabler Reiter. Doch plötzlich erhielt ich einen Schlag vor die Brust, und dann war es auch schon vorbei."
Inzwischen war Maramba wieder zu ihnen getreten, und der junge Ritter hatte mit einem leichten Erstaunen, allerdings ohne etwas zu sagen, dessen tiefschwarze Hautfarbe zur Kenntnis genommen. Maramba, der den letzten Teil des Gespräches mitgehört hatte, deutete zu der Stelle, an der der Ritter vom Pferd gefallen war und meinte: "Ihr seid offensichtlich gegen diesen niedrigen starken Ast dort drüben geritten"Energisch schüttelte Walther da Ahrborg den Kopf und protestierte: "Das kann nicht sein, den hätte ich doch gesehen! Ich bin doch nicht blind!"Maramba antwortete nicht sofort, sondern ging hinüber zum Baum, um den Ast zu untersuchen. Nach einiger Zeit kam er zurück und hielt ein ausgefranstes Stück Seil und einige offensichtlich von Menschenhand bearbeitete Holzteile in Händen. Er zeigte es den beiden und meinte dann: "Man hat Euch eine Falle gestellt. Kurz
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