Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
sah, fuhr er in beruhigendem Ton fort, um diesen doch noch für seinen Plan zu gewinnen: "Ihr befürchtet, dass die Ahrborger einen Krieg anfangen, falls wir die Burg angreifen. Da kann ich Euch beruhigen. Ich habe mir in Ahrweiler den Stand ihrer Rüstungsvorbereitungen angesehen. Die brauchen mindestens noch ein halbes Jahr, bevor sie zu einer ernsthaften militärischen Auseinandersetzung fähig sind. Wenn wir keine Beweise zurücklassen, die Eure Leute eindeutig als reguläre Truppen identifizieren, wird sich die Auseinandersetzung, nach dem Überfall auf die Burg, auf einen Austausch diplomatischer Drohungen beschränken. Wir haben ja schließlich nicht vor, die Burg dauerhaft zu besetzen. Wir werden ihnen lediglich den roten Hahn aufs Dach setzen, um ihre Verteidigungsfähigkeit für längere Zeit einzuschränken. Das muss dann schon sein, wenn wir uns schon die Mühe machen, sie zu erobern.""Nun gut", sagte Hauptmann Kufur, bereits halb überzeugt. "Und wie habt Ihr Euch das im Einzelnen so vorgestellt?"Menno nickte befriedigt, als er sah, dass sich der Hauptmann langsam für seine Pläne erwärmte und fuhr zielstrebig fort: "Also gut. Ich brauche die Hälfte Eurer Leute, ausgerüstet mit neutralen Schilden, ohne Wappenröcke und ohne persönliche Gegenstände, die auf Kaarborg als Herkunft schließen lassen. Eure Waffen tragen ja, Ama sei Dank, keine Wappengravuren oder ähnlich Verräterisches, und die aufgemalten Wappen auf den Schilden können wir abbeizen. Als Bewaffnung erwarte ich Schild, Schwert und die kurze Stoßlanze. Außerdem müssen fünf der Männer mit schweren Äxten ausgerüstet werden, da wir unter Umständen ein paar massive Türen aufbrechen müssen. Den Rest der Arbeit erledigen Ragnor und ich. Wir sind geübt im Klettern und Anschleichen, und werden es schaffen, die Zugbrücke herunterzulassen und das Tor zu öffnen." "Wie werden wir nach Monstein und wieder zurück kommen, ohne bemerkt zu werden?", fragte der Hauptmann kritisch nach."Wir werden zu Fuß marschieren, damit wir in der Dämmerung vom Bergfried aus nicht gesehen und vor allem nicht gehört werden können. Für den Rückweg werden wir dann die beiden Wagen benutzen, die uns die Ahrborger abgenommen haben und alle Pferde, die wir in der Burg finden können", antwortete ihm Menno bestimmt."Es soll geschehen, wie Ihr vorgeschlagen habt", antwortete der Hauptmann, merklich beeindruckt von Mennos präziser Planung, und fragte ihn nur noch abschließend: "Ach übrigens, braucht Ihr noch irgendwas an Ausrüstungsgegenständen für eure Kletterei?"Nach kurzer Überlegung schlug Menno sich mit der flachen Hand auf die Stirn: "Das hätte ich ja beinahe vergessen. Sehr freundlich von Euch mich daran zu erinnern. Wir brauchen tatsächlich noch einige Ausrüstungsgegenstände. Aber ich denke, das werde ich morgen früh direkt mit eurem Kompanieschmied besprechen, denn ich glaube, Enterhaken und Kletterhaken gehören nicht zur Standardausrüstung der Miliz. Jetzt werden wir aber erst einmal Schlafen gehen, morgen alles vorbereiten und übermorgen in der Nacht, so Ama uns gnädig ist, die Befreiung durchführen."Richtig angesteckt von Mennos Tatendrang hob Hauptmann Kufur nun respektvoll seinen Krug und brachte einen Tost aus: "Auf unseren Plan, und dass er uns gelingen möge.""Auf unseren Plan!", antworteten Menno und Ragnor und prosteten ihm zu.
Als die beiden dann wenig später zusammen in einer geräumigen Kammer des Gasthofes, die ihnen als Schlafstätte zur Verfügung gestellt worden war, auf ihren Betten saßen und erleichtert ihre Stiefel auszogen, fragte der Junge, sichtlich unsicher, nach: "Du hast so bestimmt gesagt, dass wir beide die Steilwand locker schaffen werden. Ich für mein Teil bin bisher nur ein wenig am Hundskopf rum geklettert. Und an überhängende Felsen habe ich mich noch nie heran gewagt.""Mach dir keine Sorgen", sagte Menno grinsend. "Ich hab dich ein paar Mal beim Klettern beobachtet, und du machst das schon sehr gut. Außerdem bin ich ja dabei, und ich bin schließlich im zerklüfteten Küstengebirge von Caer aufgewachsen, wo das Klettern, an extremen Wänden, eine Art Volkssport ist. Schließlich brauche ich dich und deinen Bogen in der Burg, denn wir müssen unter Umständen eine Wache lautlos ausschalten, an die wir nicht nahe genug herankommen können, um sie mit dem Wurfmesser zu erledigen. Und ich bin als Bogenschütze leider eher mäßig."Ragnor lachte und meinte: "Wohl eher saumäßig. Was ich bisher
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