Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
von dir auf diesem Gebiet gesehen habe, war wenig beeindruckend."Nun lachte auch Menno und meinte: "Ja, mit dem Wurfmesser bin ich deutlich besser. Aber dabei fällt mir ein, du bist in dieser Disziplin auch nicht schlecht. Ich glaube, ich sollte dir bei Gelegenheit mal zwei Pärchen davon schenken. Wenn wir auf Burg Kaarborg sind, werde ich mich gleich darum kümmern."
Am nächsten Morgen standen sie, im ersten Morgengrauen, auf, und nahmen zunächst ein kräftiges Frühstück ein, bestehend aus gebackenen Eiern, würzigem Wildschweinspeck und einem kräftigen Graubrot. Dazu tranken sie, für äußerst Ragnor ungewohnt, einen großen Krug Bier. Als er Menno darauf ansprach, sagte dieser nur: "Ach, ich hab einfach vergessen, Kallatee für dich zu bestellen. Solltest du später mal zur See fahren, wirst du dich schnell daran gewöhnen, Bier zum Frühstück zu trinken, denn wenn das Wetter schlecht ist, und es ist auf dem Meer oft schlecht, ist es nichts mit Tee kochen, weil man das Feuer in der Kombüse nicht anbekommt. Außerdem wird dir so ein Schlückchen Bier zum Frühstück nicht schaden. Du wirst sehen, zu dieser Art von Frühstück schmeckt es vorzüglich."
Ragnor sagte nichts, sondern grinste nur in sich hinein, denn er wusste, wie gerne Menno Bier trank, und außerdem schmeckte das Bier zu dem scharf angebratenen Speck und den gut gewürzten Eiern wirklich nicht schlecht. Er beobachtete Menno, während er seine stramme Portion, die ihm die freundliche Schankmagd auf seinen Teller gehäuft hatte, mit viel Appetit verputzte. Der Blick seines alten Freundes schweifte, während er aß, immer wieder ab, so als ob er sein Gegenüber gar nicht wahrnehmen würde. Man sah, dass Menno schon wieder dabei war, in Gedanken, ihren Plan noch mal durch zu gehen, um sicherzustellen, dass er nichts Wesentliches übersehen hatte.Ja, so war Menno nun mal. Ein Perfektionist, wie er im Buche stand. Wenn er etwas durchzuführen gedachte, plante er es ausführlich und Ragnor musste zugeben, dass er bei allem, was Menno bisher angefasst hatte, nie erlebt hatte, dass es anschließend nicht funktioniert hätte.
Als sie gerade mit dem Frühstück fertig waren, trat der Hauptmann geschäftig ein und begrüßte sie gut sichtlich gelaunt: "Guten Morgen, ich hoffe der Beginn unserer Vorbereitungen hat euch nicht gestört. Die sechzig Schilde sind in der Schmiede schon abgelaugt worden, damit sie sich nachher voll auf Eure Sonderanfertigungen konzentrieren können. Bis morgen früh, wird ich auch die letzte Patrouille zurück sein, sodass unserer Aktion morgen nichts mehr im Wege steht!“Äußerst beeindruckt von der professionellen Tüchtigkeit Kufurs antwortete Menno: "Ebenfalls einen guten Morgen und vielen Dank für Euer großes Engagement! Wir werden unverzüglich zur Schmiede hinüber gehen, um unsere Bestellungen aufzugeben. Seid bitte so gut und schickt Euren Seiler auch umgehend zu uns in die Schmiede, dann können wir die Zusammenstellung der benötigten Seile für die Kletterei gleich anschließend gemeinsam besprechen.""Wird sofort erledigt", antwortete der Hauptmann fröhlich und ging hinaus, um den Seiler zu holen. Die ganze Sache schien ihm inzwischen mächtig Spaß zu machen, nachdem er sich einmal, wenn auch schweren Herzens, dafür entschieden hatte.
Wenig später betraten die beiden die Schmiede, welche in einem der Nebengebäude untergebracht war. Dort trafen sie auf den Seiler, den der Hauptmann vereinbarungsgemäß bereits hierher geschickt hatte. Nun war Menno in seinem Element. Er zeichnete einen dreizinkigen Enterhaken, ein Muster der fünfzehn Kletterhaken, welche er für die Wand benötigte, und er erläuterte, dem aufmerksam zuhörenden Schmied die Festigkeitsanforderungen, die er an die Teile hatte. Dann prüfte er die Seilmuster, die der Seiler mitgebracht hatte, und wählte nach längerer Prüfung ein daumendickes Seil auf Vikonarfasern aus, das aus einer Agavenart gewonnen wurde, welche auf den karstigen Hängen des Küstengebirges von Caer wuchs."Ihr kennt Euch aus mit Seilen", sagte der Seiler, ein kleiner schmächtiger Mann mit Namen Bokor, und bekräftigte diese Aussage mit den Worten: "Es ist das Beste, das ich habe.""Kunststück, ich bin Seemann und stamme aus dem Küstengebirge", antwortete Menno grinsend. "Bringt mir bitte die Seilrolle nach dem Mittagessen in mein Quartier, ich werde mir die Kletterseile selber zuschneiden und dann zusammenlegen. Falls es Euch interessiert, werde ich Euch zeigen,
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