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Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)

Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)

Titel: Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Friemel
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sorgfältig zuzudecken. Nachdem er damit fertig war, öffnete sie die Augen und sah sich einen Moment um, bevor sie mit schwacher heller Kinderstimme sagte: "Jetzt glaube ich wirklich, dass es endlich vorbei ist!"Dann sah sie Ragnor einen langen Moment tief in die Augen, bevor sie sagte: "Mirana dankt dir für deine Freundlichkeit. Könnte ich bitte Wasser und etwas zu essen bekommen? Ich bin sehr durstig und habe Hunger."Ragnor nickte und beeilte sich, Wasser und ein Stück Brot herbei zu holen, das der Helfer des Feldschers in einem Weidenkorb an der Wand bereitgestellt hatte. Er reichte es dem Mädchen, das, nachdem es einen großen Schluck frischen Wassers getrunken hatte, mit der verzweifelten Gier eines Menschen, der viel gehungert hatte, das Brot hinunterschlang. Als sie fertig war, nahm sie einen weiteren großen Schluck Wasser und atmete dann tief durch, so als ob eine große Last von ihr genommen worden wäre. Dann schlug sie, in diesem Moment für Ragnor völlig überraschend, die Hände vor das Gesicht und weinte herzzerreißend. Ragnor kniete sich impulsiv nieder und nahm sie tröstend in die Arme. Er ließ sie weinen und hörte immer wieder, wie sie stammelte: "Mama..., ich will meine Mama wiederhaben!"
    Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, legte sie der Junge vorsichtig auf die Pritsche und strich ihr sanft über das Gesicht. Sie schloss die Augen, kuschelte sich in seine Hand und war kurz darauf eingeschlafen. Ragnor wartete noch einen Moment, um sicher zu gehen, dass sie fest schlief, und bat dann einen der Wachsoldaten auf das Mädchen aufzupassen, bis er wieder zurück sein würde. Falls sie inzwischen aufwachen würde, sollte er dem Mädchen sagen, dass er gleich wieder zurückkommen würde, um sich um sie zu kümmern. Dann eilte er die Treppe hinunter, um nach Maramba und Menno Ausschau zu halten und um etwas über den Verbleib von Lars und Tana zu erfahren. Als er den Fuß der Treppe erreichte, kam ihm Lars aus einem Nebengang, schwer gestützt auf Menno, bereits entgegen. Ragnor rannte erleichtert auf ihn zu und nahm in stürmisch in die Arme."Bin ich froh, dich wiederzusehen!", sprudelte er glücklich hervor, stutze dann kurz, als ihm aufging, dass ja Tana fehlte und fragte, plötzlich sehr ernüchtert und mit Angst in der Stimme nach: "Wo ist denn Tana?"Der alte Mann drückte ihn kräftig, hielt ihn einen Moment fest in seinen Armen und sagte dann mit Tränen in den Augen: "Tana ist tot... Dieser Unmensch hat sie gleich in der ersten Nacht auf die Streckbank geschnallt, und das hat ihr altes Herz nicht ausgehalten. Ich war gezwungen, mir das alles mit anzusehen, ohne etwas dagegen tun zu können. Danach hat er mich dann prügeln lassen, aber ich habe nichts mehr gesagt. Es war mir einfach alles egal!"
    Ragnor ließ ihn los, seine Arme fielen herunter und er war einen Moment wie vom Donner gerührt. Eine furchtbare Wut kroch in dem jungen Mann hoch, er zog Quorum ganz langsam aus der Scheide, und fragte dann, an Menno gewandt, mit verdächtig ruhiger Stimme: "Wo ist dieser Kastellan? Ich werde ihn jetzt umbringen!"Menno antwortete mit echtem Bedauern in der Stimme: "Der ist uns leider entwischt, sonst hätte ich dir diese Arbeit wahrscheinlich bereits abgenommen. Er ist gestern in aller Frühe nach Ahrweiler aufgebrochen, um die Verstärkung für Burg Monstein abzuholen. Deshalb hatte er es mit der Folterei auch so eilig."
    Die Tatsache, dass ihm dieses Schwein entkommen war, ließ Ragnors in diesem Moment des Schmerzes, grenzenlose Wut unkontrolliert explodieren. Er schwang sein Quasarschwert hoch über den Kopf und schrie, sodass man meinte, jeder in der Burg musste es hören können: "Ich schwöre bei Ama und dem dreimal verfluchten Ximon. Ich werde ihn töten!"Der Gefühlsausbruch war so stark, dass das Quasarschwert unter seinem Ansturm nicht nur hell aufleuchtete, wie sonst, sondern so grell aufblitzte, als ob es in hellen Flammen stünde. Doch damit nicht genug, um seine Wut zu entladen, schlug Ragnor Quorum mit voller Wucht gegen eine Steinsäule, die den Beginn des Treppeneingangs markierte. Die gut mannstarke Säule zersprang unter dem gewaltigen Hieb, als ob sie aus Ton wäre. Dieser unerwartete Effekt ließ Ragnor aus seiner lodernden Berserkerwut erwachen und erschreckt zurückspringen. Er wich instinktiv den Trümmern aus, die ihm um die Ohren flogen. Dabei hatte er noch Glück gehabt, dass sich der obere Teil der Säule noch einen Moment, durch den Mörtel, an der Decke

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