Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)

Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)

Titel: Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Friemel
Vom Netzwerk:
Scheußlichkeiten, die ihr und ihrem Kind angetan worden sind."Lars schwieg einen Moment betroffen und sagte dann: "So hat das Mädchen im Moment also niemanden, der für sie sorgen könnte und keinen Ort, an den sie gehen könnte. Ich denke, wir werden sie mit uns nach Kaarborg nehmen, wenn wir heute am Mittag abreisen. Vielleicht können wir von dort aus etwas für sie tun und herausfinden, wer sie ist und was hinter der ganzen Sache steckt. Ich glaube, das wäre auch ganz in Tanas Sinne. Sie hätte sich sicher der Kleinen gerne selbst angenommen. Aber das ist nun ja leider nicht mehr möglich."Der alte Mann kämpfte mit den Tränen, während er das sagte. Menno nickte zustimmend, sagte aber erst einmal nichts, um Lars die Gelegenheit zu geben, seine Fassung zurückzugewinnen. Sie waren inzwischen ein Stück um den Burgberg herum gegangen und erblickten dort eine kleine Lichtung, etwas oberhalb des Fußweges, mitten im Bergwald gelegen, auf welche die ersten Strahlen der rotgoldenen Morgensonne Makars fielen."Hier werden wir sie begraben", sagte der Alte spontan, als er die friedliche Lichtung erblickte. "Gleich da drüben, unter der großen Roteiche, werden wir die Gräber ausheben lassen. Dort werden die beiden dann jeden Morgen von der Sonne begrüßt und jeden Abend von Amanar bewacht."Menno stimmte zu und wies die beiden Milizionäre an, mit dem Aushub der Gräber zu beginnen, während er und Lars in die Burg zurückkehrten, um die letzten Vorbereitungen für die Bestattung zu treffen.
    Als sie am Tor angekommen waren, winkte sie Leutnant Mazar in die Pförtnerstube, in der die beiden Leichen bereits in weißes Leinen gehüllt aufgebahrt waren. Lars blickte auf die Gesichter der beiden Frauen hinab, die nun ganz friedlich wirkten und sagte zu Menno: "Ich werde hier bei den beiden bleiben, bis wir sie zu Grabe tragen. Bitte hole Ragnor und seinen kleinen Schützling. Ich denke, das Mädchen sollte seine Mutter noch einmal sehen, um ein friedlicheres letztes Bild von ihr mitzunehmen, als das, von ihrem geschundenen Leichnam im Kerker."
    Als Menno den Rittersaal betrat, sah Ragnor auf einem der geschnitzten Stühle an der Stirnseite der großen Tafel sitzen, die im Moment als Ablage für Verbandsmittel und Nahrungsmittel aller Art für den Lazarettbetrieb diente. Das kleine Mädchen, das inzwischen mit einem etwas zu großen, aber reinlichen Leinenkleid bekleidet worden war, saß vertrauensvoll auf seinem Schoß, und die beiden schienen in ein Gespräch vertieft zu sein. Als Menno näher trat, nickte ihm der Junge mit ernstem Gesichtsausdruck zu und stellte ihn dem Mädchen, das ihn scheu musterte, mit den Worten vor: "Darf ich dir Menno vorstellen, einer meiner besten Freunde und einer meiner Lehrer." Das blasse, magere Gesicht, mit den aufmerksamen, blauen Augen, hellte sich auf als sie mit freundlicher, aber immer noch etwas erschöpfter Stimme sagte: "Mein Name ist Mirana. Ich freue mich, deine Bekanntschaft zu machen."Menno nickte ihr freundlich zu und sagte dann: "Ich bin gekommen, um dich und Ragnor zum Begräbnis deiner Mutter und von Tana abzuholen."Sofort schossen der Kleinen die Tränen wieder in die Augen. Ragnor nahm sie fest in den Arm und sagte dann:" Komm, lasse uns von unseren Müttern Abschied nehmen. Wir wollen sie noch einmal sehen, bevor sie vor Ama treten."
    Mirana nickte tapfer und kuschelte sich an Ragnor, der sich nun erhob, und sie vorsichtig in Begleitung Mennos nach unten trug."Sie ist noch zu schwach zum Laufen und außerdem braucht sie meine Nähe. Sie ist viel zu jung für das, was sie erlebt hat", flüsterte er Menno zu, als sie die Treppe hinab gingen.
    Sie betraten die Pförtnerstube, in der Lars und die Kaarborger Offiziere bereits auf sie warteten, um sie zum Begräbnis zu begleiten.
    Ragnor trat, mit dem Mädchen auf dem Arm, näher, und sie sahen gemeinsam auf die beiden Frauen in Weiß hinab, die mit friedlichen Gesichtern und geschlossenen Augen nebeneinander lagen. Es war fast so, als ob sie schliefen. Lars und Menno beobachteten die beiden jungen Menschen, die mit Tränen in den Augen, aber gefasst auf die beiden geliebten Menschen hinab sahen. Man konnte spüren, wie sie sich gegenseitig Kraft gaben, und man konnte sehen, wie nahe sich die beiden in den wenigen Stunden, die sie sich kannten, bereits gekommen waren.Leise sagte er zu Menno, der neben ihm stand: "Unser großer Junge hat nun wohl eine kleine Schwester gefunden.“Menno nickte zustimmend und fügte hinzu:

Weitere Kostenlose Bücher