Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
halten konnte, bevor er ebenfalls krachend herabstürzte.
Entsetzt, ob seiner Unbeherrschtheit, blieb er wie vom Donner gerührt stehen, das Schwert gesenkt. Menno trat an ihn heran und nahm die Waffe, die wieder wie milchiges Glas aussah, in die Hand und musterte interessiert die Klinge. Sie war, zu seiner großen Überraschung, vollkommen unversehrt. Schließlich reichte er sie dem Jungen zurück und bemerkte, ein wenig belustigt: "Sehr beachtlich. Aber achte das nächste Mal drauf, dass du nicht gleich die ganze Burg abbrichst!"Beschämt steckte Ragnor Quorum zurück in die Scheide, denn er hatte zum wiederholten Male die Kontrolle über sich verloren. Das ärgerte ihn sehr, und er nahm sich zum wiederholten Male vor, daran zu arbeiten sich besser zu beherrschen. Nur in einem Punkt war er sich sicher und bedauerte nichts: Er würde Atz da Ahrborg bei ihrer nächsten Begegnung umbringen für die Morde an Tana und Miranas Mutter. Und niemand auf ganz Makar würde ihn davon abhalten können.
Inzwischen waren Hauptmann Kufur und sein Leutnant ebenfalls an der zerstörten Säule eingetroffen und betrachteten erstaunt die Bescherung.Da zwei der Milizionäre Ragnors Schlag miterlebt hatten, hatte es wenig Zweck, den beiden Offizieren etwas anderes erzählen zu wollen. Menno berichtete ihnen kurz, was geschehen war. Der Hauptmann lauschte ungläubig dem Bericht des Seemanns, sah dann Ragnor einen Moment erstaunt und prüfend an, klopfte ihm auf die Schulter und meinte dann: "Glückwunsch junger Mann, ein wirklich beachtlicher Schlag! Ich werde es auf jeden Fall vermeiden, mit Euch jemals Händel anzufangen."Ragnor, dem nicht gerade wohl in seiner Haut war, antwortete nicht darauf, sondern meinte nur einsilbig: "Bitte entschuldigt. Ich muss wieder in den Rittersaal, um mich um das kleine Mädchen zu kümmern, das wir im Kerker gefunden haben."Mit diesen Worten drehte er sich um und ging hastig die Treppe hoch, ohne sich noch mal umzusehen.
"Was ist das für ein Mädchen, von dem er gerade gesprochen hat? Weiß irgendjemand hier etwas davon?", fragte Lars in die Runde."Zwei meiner Männer haben mir berichtet, dass sie in einer Zelle, im anderen Gangsystem, die geschundene Leiche einer jungen Frau und ein misshandeltes, halb verhungertes Mädchen gefunden haben. Euer junger Freund hat sie hinaufgetragen, um sie ins Lazarett im Rittersaal zu bringen", antwortete Hauptmann Kufur.Der Alte bedankte sich für die Auskunft und sagte dann zu Menno: "Ich werde hinaufgehen, und mal nach ihm und dem Mädchen sehen. Es wird mir gut tun, mich ein wenig zu beschäftigen. Bitte kümmere dich darum, herauszufinden, was sie mit Tanas Leichnam gemacht haben. Ich möchte, dass sie ein würdiges Begräbnis bekommt und nicht irgendwo lieblos verscharrt liegen bleibt. Außerdem könntest du versuchen, auch etwas über Ragnors Mädchen und ihre Mutter zu erfahren, wenn du schon am Fragen bist."
Menno stimmte zu, und der Hauptmann wies seinen Leutnant an, ihn zu den Gefangenen zu bringen, die in einer der großen Kavernen im Erdgeschoss verwahrt wurden.
Der alte Lars war inzwischen langsam, und noch ein wenig wackelig auf den Beinen, die Treppe zum Rittersaal hinaufgestiegen, und trat nun durch die doppelflügelige Tür in den lang gestreckten Saal ein, durch dessen Fenster man bereits die ersten Anzeichen eines klaren Sommermorgens heraufdämmern sah. Er blickte sich um und sah Ragnor bei dem immer noch schlafenden Mädchen knien. Während Lars langsam zu den beiden jungen Menschen hinüberging, betrachtete er das Gesicht des Jungen, in dem eine tiefe Zuneigung zu dem geschundenen Kind geschrieben stand. Er grüßte Ragnor mit einem kurzen Kopfnicken, und sah dann zum ersten Mal auf das verhärmte Gesicht des Mädchens hinab, das offenbar fest schlief.Leise sagte er zu Ragnor: "Du magst sie! Nicht?""Ja, das stimmt", antwortete der Junge, selbst etwas überrascht ob dieser Erkenntnis. "Ich kenne sie zwar kaum, aber ich habe mir geschworen, ihr zu helfen. Du hättest ihre tote Mutter sehen sollen. Ich werde diesen Anblick nie vergessen, so lange ich lebe.""Das ist recht, mein Junge. Ich habe Menno bereits gebeten Nachforschungen bei den Gefangenen über das Kind und seine tote Mutter aufzunehmen. Wenn wir etwas mehr wissen, dann werden wir sehen, wie unsere Hilfe aussehen kann", antwortete ihm der Alte, gerührt von Ragnors Anteilnahme. Bei der Erwähnung von Miranas toter Mutter, war er fast dankbar, dass Tana gestorben war, bevor der
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