Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
zurück in ihre Quartiere gingen, um ihre Hemden zu wechseln. "Du bist wirklich ein beachtlicher Schwertkämpfer, der es meiner Meinung nach, sogar mit den drei scharfen "S" der Milizionäre locker aufnehmen kann. Aber ich muss dich warnen: Ralph ist eitel und deswegen durch derartige Niederlagen sehr verletzlich. Ich befürchte, du hast das schlechte Verhältnis zwischen euch fürs erste dauerhaft gefestigt.""Er wird nie ein guter König, wenn er nicht auch das Verlieren lernt", versetzte darauf Ragnor mit einem offenen Grinsen, weil er dem unfreundlichen Königsspross seine Niederlage von Herzen gönnte, und er fügte fast übermütig hinzu: "Und ich schwöre, er wird noch oft verlieren!"Lachend gingen die jungen Männer in ihre Kammern, wo ihre Pagen bereits große Schüsseln mit kaltem Wasser bereitgestellt hatten, damit sich ihre Herren erfrischen konnten.Ragnor bedankte sich freundlich bei Klaus und nahm das frische Hemd entgegen, das ihm sein Page reichte. Danach ging er nur mit seinem Dolch bewaffnet, wie es der Kastellan angeordnet hatte, zum Unterricht. Er war schon sehr gespannt, wie sein alter Lehrer Lars mit Ralph und dessen Kumpanen fertig werden würde, falls sie den Unterricht störten.
Als er den Kadettensaal der Miliz betrat, welcher im zweiten Stock des Kadettenpalais lag, und der, bis auf die Tische und Bänke, genauso ausgestattet war, wie der Jungrittersaal zwei Stockwerke höher. Oswald da Kormon, seine beiden neuen Freunde und etwa ein Dutzend Milizkadetten waren bereits anwesend. Als kurz darauf Ralph da Caer mit den restlichen Jungrittern erschien, meinte er auf den Gesichtern einiger Milizkadetten ein schadenfrohes Grinsen erkannt zu haben. Kronprinz Ralphs schmähliche Niederlage hatte sich also offensichtlich bereits herumgesprochen, und er schien unter den Kadetten der Miliz ganz offenbar keine Freunde zu besitzen.
In diesem Moment betraten Lars, Svartan da Kaarkon und General Milas von der Miliz, ein weißhaariger ernst dreinblickender Berufssoldat, den Saal. Der Kastellan erläuterte kurz das neue Unterrichtskonzept, das sich aus täglich zwei Unterrichtsblöcken zusammensetzten würde. Nämlich einer Stunde 'Allgemeinbildung', wie er es nannte, und einer Stunde 'angewandte Militärtaktik'. Die Allgemeinbildung würde sich in täglichem Wechsel aufteilen, in je eine Stunde 'Mathematik' beziehungsweise 'Geschichte und Staatsvölkerkunde'. Die angewandte Militärtaktik würde vom Kastellan, Svartan da Kaarkon, dem General der Miliz Milas und vom neuen Kommodore der Binnenflotte, Ragnors altem Freund Menno, bestritten werden, die entweder getrennt oder gemeinsam, je nach Aufgabengebiet und persönlicher Verfügbarkeit, den Unterricht gestalten würden.
"Ziel der neu strukturierten Ausbildung ist es, eine moderne Generation von Offizieren heranzuziehen, die in der Lage ist, Streitkräfte ganzheitlich einzusetzen und zu führen und nicht nur Truppen der eigenen Waffengattung", erläuterte der Kastellan sein Konzept mit ernstem Gesicht.Als er sah, dass Ralph da Caer und seine Kumpane, verächtlich lächelnd, auf ihren Bänken herumlümmelten, als ginge sie die ganze Sache nichts an, fügte er mit schneidender Schärfe hinzu: "Noch ein kleines Detail für die Herren Jungritter: Wer von Euch die theoretischen Prüfungen nicht besteht, wird im Herbst des nächsten Jahres nicht zur Ritterprüfung zugelassen werden, und muss dann ein weiteres Jahr hierbleiben."Svartan da Kaarkon beobachtete ganz gelassen, wie die Wut in Ralph da Caer hoch stieg und setzte dann kalt hinzu: "Dies gilt für Euch alle, ohne jegliche Ausnahme. Die neue Ausbildung ist mit dem Grafen abgestimmt, und vom König genehmigt worden. Also verkneift Euch empörte Briefe an ihre Herren Väter, wenn Ihr Euch nicht blamieren wollt."
Ragnor beobachtete die Szene mit Interesse und dachte dabei, mit großem Respekt, an seinen väterlichen Freund: "Da hat Rurig ja wirklich ernst gemacht mit den Reformplänen, die er ihm im letzten Winter einmal kurz erläutert hatte, als er sich mit ihm über die Schwächen des Militärsystems von Caer unterhalten hatte."
Aufmerksam musterte er seine adeligen Kollegen und konnte die unterschiedlichsten Gefühlsregungen, von ohnmächtiger Wut bei Ralph da Caer, über verständnislose Überraschung bei Mikal da Koman, bis zu einer freudigen Akzeptanz bei seinen beiden neuen Freunden ausmachen. Er war sehr gespannt, wie die ersten Unterrichtsstunden wohl ablaufen würden, und wie sich die
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