Der Weg nach Kaarborg: Ragnor Band 2 (German Edition)
Jungritter in die neue Situation fügen würden, denn er kannte den alten Lars nur zu gut. Dieser war ein strenger Lehrer, der hohe Anforderungen stellte und sich sicherlich nichts gefallen lassen würde.
Und so war es auch.
Lars trat mit eisiger Miene vor und begann mit einer kurzen Einführung in die Mathematik. Er umriss kurz den Stoff und erläuterte, dass es sich um keine theoretischen Spielereien handeln würde, sondern um die geometrischen Grundlagen von Ballistik und Statik, welche für die Berechnung von Befestigungsanlagen und die Bedienung der Belagerungsmaschinen benötigt wurden. Er machte den Anwesenden an einigen Beispielen recht drastisch klar, worauf es zukünftig ankommen würde. Selbst Ralph da Caer verstand in diesem Moment, dass die Ansprache Svartan da Kaarkons kein Scherz gewesen war und dass sich die Ausbildung der Jungritter, von nun an, grundsätzlich gegenüber früher ändern würde.
Am nächsten Morgen, gleich nach dem Frühstück mit seinen beiden neuen Freunden, zu dem sich auch der schweigsame Oswald da Kormon gesellt hatte, ging er, bevor der Unterricht begann, kurz zu Maramba hinüber, um ihm eine Bitte vorzutragen.
Der Kastellan hatte ihn, nämlich nach Beendigung des taktischen Unterrichtes, noch einmal kurz zu sich befohlen und ihn informiert, dass Graf Rurig mit fünf Schwadronen Reichsritter, die ihm der König mitgegeben hatte, in etwa zehn Tagen auf der Burg erwartet wurde. Bei diesem Empfang der hohen Gäste sollten die Jungritter Spalier stehen, und zu diesem Zweck empfahl er Ragnor sich unverzüglich ein eigenes Wappen auszuwählen, mit dem man seinen Schild und einen Wappenrock versehen konnte. Er sollte nicht der Einzige sein, der bei der Parade kein Wappen trug. Dann zeigte er ihm eine Wappenrolle mit den Wappen aus Caer als Orientierungshilfe, damit er sich nicht versehentlich ein schon bestehendes Wappen auswählte. Das war eine nette Geste von Svartan da Kaarkon, wenn auch unnötig, da dieser ja nicht wissen konnte, dass Ragnors Wappen schon seit seiner Geburt feststand und es kein Wappen in der Wappenrolle gab, das diesem auch nur entfernt ähnelte.
Als er die Wohnstube betrat, waren seine Freunde gerade beim Frühstück. Die kleine Mirana sprang sofort auf, als sie ihn bemerkte, und begrüßte ihn mit einem dicken Kuss. Dann erzählte sie freudestrahlend von ihrem ersten Schultag und den vielen neuen Freunden, die sie dabei gefunden hatte. Ragnor ließ sie gewähren und freute sich, dass es der Kleinen so gut gefiel, und sie sich scheinbar mühelos in Kaarborg einlebte. Während sie plapperte, trug er sie auf seinem Arm zurück zum Tisch, und setzte sie wieder auf ihren Stuhl. Dann sagte er mit gespieltem Ernst: "So kleine Maus. Du musst jetzt schön weiter frühstücken, sonst kannst du dich nachher im Unterricht nicht richtig konzentrieren, weil dein Bauch andauernd knurrt."Die Kleine nickte brav und sehr ernsthaft. Sie machte sich sofort wieder mit gutem Appetit über ihre große Schüssel Haferbrei mit frischen Früchten her."Nun, wie geht es dir, mein Junge?", fragte ihn Menno, der mit seinem Frühstück bereits fertig war und sich gerade zum Weggehen rüstete."Gut. Es ist eine recht interessante Ausbildung", antwortete Ragnor um gleich selbst nachzufragen: "Weißt du übrigens, dass Rurig in etwa zehn Tagen wiederkommt und eine stattliche Anzahl Reichsritter mitbringt?""Ja, das habe ich bereits erfahren. Ich gehöre ja schließlich zum Generalstab", antwortete der bärtige Seemann etwas spöttisch grinsend. Man sah ihm an, dass er normalerweise nicht der Mensch war, dem militärische Ränge besonders imponierten, und es amüsierte ihn mächtig, dass er nun selbst einen solchen bekleidete."Der König hat Rurig fünfzig Reichsritter mit ihren Knappen mitgegeben. Es wird auf der Burg also ein wenig eng zugehen, wenn man weitere einhundert Mann dort unterbringen muss", fuhr er fort, während er seine Stahlkappe überstülpte und den Waffengurt anlegte. "Offiziell sollen die Reichsritter ja nur die neue Ritterausbildung begutachten und eine militärische Übung zur Grenzverteidigung von Caer abhalten, aber sie werden natürlich Rurigs schwere Reiterei im Ernstfall signifikant verstärken.""Wir sollen beim Empfang Spalier stehen ", wendete sich Ragnor nun seinem eigentlichen Anliegen zu. "Und ich soll dafür meinen Schild mit meinem zukünftigen Wappen bemalen lassen und einen Wappenrock beschaffen. Ich habe keine Ahnung, ob das so schnell machbar sein
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