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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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geschieht, Jhary?« Eine ungeheure Angst erfüllte Ilian. Sie wollte vor dem schrecklichen Ding fliehen, das sich offensichtlich auf Virinthorm herabsenkte.
    »Kalan warnte Euch, dass es Folgen haben würde, wenn man ihn hier tötete. Ihr müsst wissen, dass seine Experimente das Gleichgewicht des gesamten Multiversums ins Schwanken brachten. Dadurch, dass Ihr ihn getötet habt, ermöglicht Ihr dem Multiversum, sich selbst zu heilen, aber das wird zu weiteren Störungen führen.«
    »Aber was verursacht dieses Geräusch? Diesen Gestank?«
    »Horcht!« sagte Jhary-a-Conel. »Dann vernehmt Ihr noch etwas anderes.«
    Ilian lauschte, und nun konnte sie in der Ferne das Auf- und Abschwellen des Kriegshornes hören. Ymryls Horn.
    »Er hat Arioch, den Herrn des Chaos, gerufen«, erklärte Jhary. »Kalans Tod ermöglichte es ihm endlich, hierher zukommen. Ymryl hat einen neuen Verbündeten, Ilian.«

 
3. Das schwankende Gleichgewicht
     
    Jhary lachte wild und voll Verzweiflung, als er auf sein gelbes Pferd stieg und immer wieder aufs Neue einen Blick zum Himmel warf. Es war noch dunkel, aber das grässliche Geräusch flatternder Titanenflügel war, genau wie der grauenvolle Gestank, vergangen.
    »Nur Ihr, Jhary, wisst, wogegen wir nun kämpfen müssen«, sagte Katinka van Bak ernst. Mit dem Ärmel wischte sie sich den Schweiß aus dem Gesicht. Das Schwert, das sie gegen Axt und Keule ausgetauscht hatte, hielt sie in der Hand.
    Yisselda von Brass ritt auf sie zu. Am Arm hatte sie eine lange, aber glücklicherweise nicht sehr tiefe Schnittwunde, auf der das Blut bereits verkrustete.
    »Ymryl hat seinen Angriff abgebrochen.« rief sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, welche Strategie er jetzt verfolgt …« Sie verstummte, als sie Kalan tot in der Asche liegen sah. »Aha«, murmelte sie. »Dann ist er also doch getötet worden. Gut! Wisst ihr, er glaubte nämlich fest, dass nur mein Gatte, Falkenmond, ihn töten könnte.«
    Katinka van Bak lächelte. »Ja«, sagte sie. »Ich wusste es.«
    »Habt Ihr eine Ahnung, wie Ymryls nächste Schritte aussehen?« wandte Yisselda sich an sie.
    »Er braucht sich jetzt wenig um Strategie zu sorgen, nach dem, was Jhary uns berichtete«, erwiderte die Kriegerin müde. »Er hat nun die Hilfe von Dämonen.«
    »Ihr benutzt die Bezeichnung, die Eurer Einstellung am besten zusagt«, murmelte Jhary. »Wenn ich Arioch als Wesen von beachtlicher geistiger und physischer Macht bezeichnete, würdet Ihr seine Existenz zweifellos ohne Einschränkung akzeptieren.«
    »Ich akzeptiere sie ohnehin!« schnaubte Katinka van Bak. »Ich habe ihn gehört – und gerochen!«
    »Nun«, warf Ilian mit leiser Stimme ein. »Wir müssen unseren Kampf gegen Ymryl fortführen, selbst wenn er hoffnungslos ist. Sollten wir unsere defensive Strategie beibehalten oder lieber angreifen?«
    »Es macht sicher keinen großen Unterschied mehr«, meinte Jhary-a-Conel. »Aber ist es nicht glorreicher, im Angriff zu fallen?« Er lächelte leicht und murmelte, mehr zu sich selbst als zu den anderen: »Merkwürdig, dass der Tod immer unwillkommen ist, obgleich ich doch mein Los verstehe.«
    Sie hatten ihre Reittiere zurückgelassen und schlichen nun durch die Bäume, so leise sie konnten. Den toten Kriegern des Dunklen Imperiums, die Baron Kalan geführt hatte, hatten sie die Flammenlanzen abgenommen und sich damit bewaffnet.
    Jhary kletterte voraus. Er blieb stehen und hob Vorsicht heischend die Hand, als er durch das Laub in die Tiefe blickte und seine Nase rümpfte.
    Sie sahen Ymryls Lager unter sich. Er hatte es unmittelbar am Rand der Stadt aufgeschlagen. Sie sahen auch Ymryl selbst und das Gelbe Horn, das bei jeder Bewegung auf seiner nackten Brust hüpfte. Er trug nur seidene Beinkleider über nackten Füßen. Seine Arme bedeckten Lederbänder, dicht mit Juwelen besetzt, und um die Mitte hatte er einen breiten Gürtel geschlungen, in dem sein schweres Schwert, ein breiter Dolch und eine Waffe steckten, mit der man winzige Pfeile über weite Entfernungen schießen konnte. Sein dichtes, wirres Haar hing ihm ins Gesicht, und seine unregelmäßigen Zähne blitzten, als er seinen neuen Verbündeten mit einem nervösen Grinsen bedachte.
    Dieser neue Verbündete war gut neun Fuß hoch, sechs Fuß breit und hatte dunkle Schuppenhaut. Er war nackt, ein Hermaphrodit, und aus seinem Rücken wuchs ein Paar ledriger Flügel, die er gefaltet hatte. Er schien Schmerzen zu haben, wenn er sich bewegte, wie jetzt, um nach den weiteren

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