Der Weg Nach Tanelorn
haben ebenfalls Flammenlanzen.«
Baron Kalans Schlangenmaske glitzerte, als er in halsbrecherischem Galopp die breite Straße entlangdonnerte. Aus den Häusern zischten die dünnen roten Strahlen aus Ilians restlichen Flammenlanzen. Mehrere der Strahlen schienen durch Kalan zu dringen, ohne ihm etwas anzuhaben. Da glaubte Ilian, dass ihre Augen sie täuschten, denn nicht einmal der Zauberer konnte gegen diese tödlichen Flammen gefeit sein.
Andere jedoch fielen, noch ehe ihre Kameraden dazu kamen, das Feuer zu erwidern. Sie richteten ihre eigenen Waffen auf gut Glück auf die Häuser, aus denen sie angegriffen wurden, bis die Luft ein Gitter aus rubinroten Strahlen zu sein schien.
Doch immer noch ritt der Baron geradewegs auf den Platz zu. Sein Pferd keuchte, und Blut rann aus den Wunden, die Kalans Sporen ihm gerissen hatten.
Kalan lachte. Es war Ilian ein vertrautes Gelächter, obgleich sie sich anfangs nicht entsinnen konnte, woher sie es kannte, bis ihr bewusst wurde, dass ihr eigenes während der Schlacht am Vortag nicht anders geklungen hatte.
Kalan ritt, bis er zum Stadtplatz kam. Abrupt wich sein Gelächter einem wütenden Aufheulen, als er die Ruinen des abgebrannten Palasts sah.
»Mein Labor!« rief er erstickt.
Er sprang vom Pferd und wanderte durch die Trümmer. Er sah sich mit verzweifeltem Blick suchend um, ohne auf irgendwelche Gefahren zu achten, während hinter ihm seine Männer eine wilde Schlacht mit Ilians Kriegern ausfochten, die aus den Häusern herausgeeilt waren.
Ilian beobachtete ihn fasziniert. Was suchte er?
Zwei von ihren Männern lösten sich aus dem Handgemenge und rannten auf Kalan zu. Er drehte sich um, als er sie hörte, und wieder lachte er, während er sein Schwert zog.
»Lasst mich in Ruhe«, rief er den beiden Kriegern zu. »Ihr könnt mir nichts anhaben.«
Und nun riss Ilian unwillkürlich den Mund auf. Sie sah, wie einer der Männer sein Schwert in Kalans Brust stieß und die Spitze am Rücken wieder herausdrang. Sie sah Kalan zurückweichen und mit seinem eigenen Schwert eine tiefe Wunde in die Schulter seines Angreifers schlagen. Der Krieger ächzte. Kalan stieß nun die Klinge in den Hals des Mannes und sah zu, wie er in die Asche der Ruine sank. Der andere Krieger zögerte, ehe er mit dem Schwert ausholte, um zu versuchen, dem Lord des Dunklen Imperiums den ungeschützten Unterarm abzuhacken. Die Gewalt des Hiebes war stark genug dazu, aber wieder blieb Kalan unverletzt. Entsetzt sprang der Krieger zurück. Kalan kümmerte sich nicht um ihn, sondern setzte seine verzweifelte Suche unter den verkohlten Leichen und der Asche fort. Nur flüchtig blickte er zu dem Garathormer hoch und brummte:
»Ich kann nicht getötet werden. Also vergeudet nicht meine Zeit, und ich werde auch Euch nichts antun. Ich muss hier etwas suchen. Welcher Narr hat eine so sinnlose Zerstörung angerichtet?« Als der Krieger blieb, wo er war, hob sich der Schlangenhelm erneut, und Kalan sagte, als erkläre er es einem unwissenden Kind: »Ich kann nicht getötet werden. Im ganzen unendlichen Kosmos gibt es nur einen Mann, der mich töten könnte. Aber ich sehe ihn hier nicht. Hebt Euch hinweg!«
Ilian fühlte mit ihrem verwirrten Krieger, als er wie benommen davonstolperte.
Und da kicherte Kalan plötzlich. »Ich habe es!« rief er triumphierend. Er bückte sich und zog etwas aus der Asche.
Ilian schwang sich aus den Bäumen und sprang auf den Stadtplatz herab. Über ein Meer von Leichen hinweg rief sie ihm zu.
»Baron Kalan!«
Er blickte auf. »Ich habe es.« Es sah aus, als wollte er es, was immer es auch war, zeigen, doch dann zögerte er. »Aber – das kann nicht sein! Haben mich denn alle meine Kräfte verlassen?«
»Ihr dachtet wohl, Ihr hättet mich getötet?« Ilian schritt über die Toten auf ihn zu. Sie hatte gesehen, dass er unverletzbar war, aber sie musste ihn stellen. Etwas tief in ihr, etwas, das sie sich nicht erklären konnte, zwang sie dazu.
»Getötet? Unsinn! Es war viel raffinierter. Das Juwel verzehrte Eure Seele. Es war meine vollendetste Erfindung dieser Art, viel besser als alles, was mir bisher gelungen war. Ich hatte sie eigentlich für jemand anderen bestimmt, aber die Umstände erforderten, dass ich sie einsetzte, wenn ich nicht unter Ymryls Händen sterben wollte.«
Aus der Ferne klang nun Schlachtenlärm. Ilian wusste, dass ihre Leute jetzt gegen Ymryls Armee kämpften. Aber ohne zu zögern, schritt sie weiter auf Kalan zu.
»Ich habe mehr als einen
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