Der Weg Nach Tanelorn
Seite, um der grellen, schmerzenden Helligkeit auszuweichen.
»Seht, wie er sich windet!« rief Kalan von Vitall. »Seht, wie er sich zu verkriechen sucht, unser Erzfeind!«
Falkenmond zwang sich stillzustehen und seine Augen trotz des blendenden Lichts zu öffnen.
Ein durchdringendes Flüstern drang von allen Seiten auf ihn ein. Er blickte sich um, aber außer der grellen Helligkeit konnte er immer noch nichts sehen. Das Flüstern wurde zu einem Summen, das Summen zu einem Murmeln, das Murmeln zum Dröhnen, und aus dem Dröhnen erwuchs ein einzelnes Wort aus tausend Kehlen.
»Granbretanien! Granbretanien! Granbretanien!«
Und dann herrschte Schweigen.
»Macht Schluss damit!« donnerte Graf Brass’ Stimme in der Stille. »Ahhh …«
Und nun war auch Graf Brass in die grauenvolle Helligkeit gehüllt.
»Hier ist der andere!« erschallte Kalans Stimme aufs Neue. »Seht ihn euch an, ihr Getreuen, und zeigt ihm euren Hass, denn er ist Graf Brass. Ohne seine Hilfe hätte Falkenmond nie vernichten können, was wir lieben. Durch Verrat, Heimtücke, meuchlerische Feigheit, und indem sie die Hilfe jener anflehten, die stärker waren als wir, glaubten sie, das Dunkle Imperium vernichten zu können. Aber das Dunkle Imperium ist nicht zerstört. Es wird noch stärker und größer werden! Seht ihn euch an, diesen Grafen Brass!«
Falkenmond sah, wie das weißglühende Licht um Graf Brass eine eigenartige bläuliche Färbung annahm, bis auch Graf Brass’ Messingrüstung blau schimmerte und er die behandschuhten Finger an den Helm drückte und einen grauenvollen Schmerzensschrei ausstieß.
»Haltet ein!« rief Falkenmond. »Weshalb quält ihr ihn so?«
Taragorms amüsierte Stimme klang ganz aus der Nähe. »Aber Freund Falkenmond, das müsste Euch doch wahrhaftig klar sein.«
Fackeln flammten plötzlich auf. Und Falkenmond sah, dass sie sich tatsächlich in einer riesigen Höhle befanden. Und sie -Graf Brass, Taragorm, die beiden Wachen und er selbst – standen auf einer Plattform auf der Spitze einer Zikkurat in der Mitte der Höhle, während Baron Kalan in seiner Pyramide über ihren Köpfen schwebte.
Und unter ihnen drängten sich dicht an dicht gut tausend maskierte Gestalten, deren Helme Tierköpfe – Schweine, Wölfe, Bären, Geier und andere – darstellten. Sie jubelten begeistert, als Graf Brass, immer noch von den schrecklichen blauen Flammen eingehüllt, vor Schmerz schreiend auf die Knie sank.
Die flackernden Flammen offenbarten Wandmalereien und Skulpturen und Basreliefs, die, nach den deutlichen Einzelheiten ihrer Abartigkeit, offensichtlich Arbeit des echten Dunklen Imperiums waren. Da wusste Falkenmond, dass sie sich in dem richtigen Londra befanden, vermutlich in einer Höhle weit unterhalb der Stadt.
Er versuchte, an Graf Brass heranzukommen, aber das Licht um seinen eigenen Körper hinderte ihn daran.
»Martert mich!« rief Falkenmond. »Lasst Graf Brass in Ruhe – peinigt mich!«
Wieder erklang Taragorms amüsierte Stimme: »Aber das tun wir doch, Falkenmond, oder nicht?«
»Hier ist jener, der euch der Ausrottung nahe brachte!« schallte Kalans Stimme von oben. »Er ist es, der in seinem Stolz glaubte, uns alle vernichtet zu haben. Aber wir werden ihn vernichten! Und mit seinem Tod wird jeglicher Widerstand gegen uns enden. Wir werden wiederaufstehen, wir werden erobern und herrschen. Die Toten werden wiederkehren und uns führen – König Huon …«
»König Huon!« tobte die maskierte Menge begeistert.
»Baron Meliadus!« rief Kalan.
»Baron Meliadus!« brüllte die Menschenmasse.
»Shenegar Trott, Graf von Sussex!«
»Shenegar Trott!«
»Und alle großen Helden und Halbgötter Granbretaniens werden zurückkommen!«
»Alle! Alle!«
»Ja, das werden sie. Und sie werden Rache an der ganzen Welt nehmen!«
»Rache!«
»Die Maskenmenschen Granbretaniens werden ihre Rache bekommen!«
Und wieder, ganz plötzlich, senkte sich Schweigen auf alle herab.
Und wieder schrie Graf Brass vor Schmerzen auf. Er versuchte, sich zu erheben, während er mit beiden Händen auf seine Rüstung schlug, um die blauen Flammen, die ihn erfasst hatten, zu löschen.
Falkenmond sah, dass Graf Brass’ Augen wie im Fieber brannten, Schweiß über seine Stirn rann und seine Lippen vor Schmerz verzerrt waren. »Hört auf!« brüllte er.
Aber nun lachten die Menschen unter den Tiermasken. Die Schweine kicherten, die Hunde kläfften, die Wölfe heulten, die Insekten zischten vor Schadenfreude. Nichts hätte
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