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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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vernünftiger Vorschlag, Falkenmond«, lobte Katinka van Bak sichtlich erleichtert. »Und jetzt ziehe ich mich ins Bett zurück.«
    »Ich trinke noch meinen Wein aus, dann werde ich Eurem Beispiel folgen.« Falkenmond lachte. »Ihr schafft es immer noch, mich hundemüde zu machen.«
    »Lassen wir noch einen Monat vergehen, dann dürfte es umgekehrt sein. Gute Nacht, Falkenmond.«
     
    Am nächsten Morgen galoppierten ihre Pferde über eine dünne Schneedecke, und weitere Flocken fielen aus dem tiefhängenden Himmel. Doch gegen Nachmittag verzogen sich die dichten Wolken, die Sonne wagte sich hervor, und bald war der Schnee geschmolzen. Auch wenn dieser erste Schneefall kaum von Bedeutung gewesen war, gab es ihnen doch einen Vorgeschmack auf das, was sie zweifellos in stärkerem Maße erwarten würde, wenn sie sich den Bulgarbergen näherten.
    Sie ritten durch hügeliges Land, das einst zum Königreich Vien gehört hatte, doch so verwüstet worden war dieses Königreich, dass von seiner Bevölkerung kaum etwas geblieben war. Nun wuchs Gras auf dem verbrannten Boden, und die zahllosen Ruinen waren von Grün überwuchert und wirkten ungemein malerisch. Später einmal würden Reisende sicher diese hübschen Relikte bewundern und vielleicht sogar deshalb hierherkommen. Aber Falkenmond dachte, er selbst könnte nie vergessen, dass sie der Grausamkeit und dem Machthunger des Dunklen Imperiums zuzuschreiben waren.
    Als sie am Fuß eines niedrigen Berges vorbeikamen, auf dem noch die Überreste einer Burg zu sehen waren, glaubte Falkenmond, von dort etwas zu hören.
    »Habt Ihr es auch gehört?« rief er leise Katinka van Bak zu, die vor ihm ritt.
    »Eine Stimme? Ja. Aber ich verstand die Worte nicht. Ihr?« Sie drehte sich im Sattel und blickte zu ihm zurück.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein. Sollen wir nachsehen?«
    »Wir haben wenig Zeit.« Sie deutete auf den Himmel, wo. sich neue Wolken bildeten.
    Aber inzwischen hatten beide ihre Pferde angehalten und blickten zu der Burgruine hoch.
    »Guten Tag!«
    Die Stimme klang fröhlich, hatte jedoch zweifellos einen merkwürdigen Akzent.
    »Ich war mir ziemlich sicher, dass Ihr diesen Weg kommen würdet, Held.«
    Ein schlanker junger Mann trat aus der Ruine. Ein breiter Hut, dessen Krempe auf einer Seite nach oben gestülpt war, saß verwegen auf seinem Kopf, und eine Feder wippte aus dem Hutband. Er trug ein staubiges Samtwams und blaue Samtbeinkleider. Seine Füße steckten in weichen Hirschlederstiefeln. Über den Rücken hatte er einen kleinen Sack geschlungen. Und von seiner Seite hing ein einfaches, schmales Schwert.
    Falkenmond starrte ihn an. Grauen zeichnete sich in seiner Miene ab, als er ihn erkannte.
    Unwillkürlich griff er nach dem Schwert, obwohl der Fremde keinerlei Feindseligkeit bewies.
    »O?« rief der junge Mann lächelnd. »Ihr haltet mich doch nicht etwa gar für einen Feind? Lasst Euch versichern, dass ich das keineswegs bin.«
    »Ihr kennt ihn, Falkenmond?« erkundigte sich Katinka van Bak scharf. »Wer ist er?«
    Er war der Bursche, den Falkenmond als Vision über seinem Bett gesehen hatte, kurz bevor die Kriegerin nach Burg Brass gekommen war, und den er im ersten Augenblick für Oladahn gehalten hatte.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Falkenmond schwer. »Das Ganze riecht mir allzu sehr nach Zauberei – das Werk des Dunklen Imperiums, möglicherweise. Er sieht – er ähnelt einem guten alten Freund. Und doch gleichen sie sich eigentlich gar nicht …«
    »Einem guten alten Freund?« echote der Fremde. »Nun, Held, das bin ich auch. Wie nennt man Euch auf dieser Welt?«
    »Ich verstehe Euch nicht.« Fast unwillig steckte Falkenmond das Schwert in die Hülle zurück.
    »Ich bin Jhary-a-Conel, und ich sollte von Rechts wegen gar nicht hier sein. Aber merkwürdige Risse ergeben sich in letzter Zeit im Multiversum! Aus vier verschiedenen Inkarnationen wurde ich in ebenso vielen Minuten gezerrt! Also, wie nennt man Euch?«
    »Ich verstehe immer noch nicht«, brummte Falkenmond. »Wie man mich nennt? Ihr meint, wer ich bin? Ich bin der Herzog von Köln, Dorian Falkenmond von Namen.«
    »So seid nochmals gegrüßt, Herzog Dorian. Ich bin Euer Gefährte. Obwohl ich natürlich nicht sagen kann, wie lange ich bei Euch bleiben darf. Wie ich schon bemerkte, seltsame Risse …«
    »Ihr redet wirres Zeug daher, Sir Jhary«, warf Katinka van Bak ein. »Wie kommt Ihr in dieses menschenleere Land?«
    »Ohne mein Dazutun wurde ich in diese Öde befördert,

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