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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Zagredien geehelicht und war glücklich mit ihr. Katinka und er waren jedoch auch jetzt noch gute Freunde. Auf ihrer Flucht aus der Ukraine war sie eine Zeitlang als Gast bei ihm geblieben. Er würde zweifellos erstaunt sein, sie nun wieder zu sehen.
    Prinz Karl von Pescht war wahrhaftig überrascht. In seinem kostbaren Morgenmantel aus Brokat kam er mit schlafverschwollenen Augen in die große Prunkhalle. Aber obwohl man ihn aus dem Schlummer gerissen hatte, war er sichtlich erfreut über das Wiedersehen.
    »Katinka! Ich dachte, du wolltest den Winter in der Kamarg verbringen!«
    »Das war auch meine ursprüngliche Absicht.« Sie trat auf ihn zu, fasste den hochgewachsenen Mann an den Schultern und küsste ihn auf beide Wangen. Es schien, als zeichne sie einen verdienstvollen Soldaten mit einem Orden aus, und nicht, als begrüße sie einen ehemaligen Liebsten. »Aber Herzog Dorian überredete mich, ihn zu den Bulgarbergen zu bringen.«
    »Dorian? Der Herzog von Köln? Ich habe viel von Euch gehört, junger Mann. Es ist mir eine Ehre, euch unter meinem Dach aufnehmen zu dürfen.« Prinz Karl lächelte ehrlich erfreut, als er Falkenmond kräftig die Hand schüttelte. »Und dies?«
    »Ein Weggefährte«, erklärte Falkenmond. »Sein Name ist etwas ungewöhnlich. Er heißt Jhary-a-Conel.«
    Jhary schwang höflich in weitem Bogen seinen Hut und verbeugte sich. »Es ist mir eine große Ehre, den Prinzen von Pescht kennen zu lernen.«
    Prinz Karl lachte. »Und mir eine Freude, einem Begleiter des großen Helden von Londra Gastfreundschaft zu gewähren. Ich finde es großartig, dass Ihr hier seid. Ihr werdet doch eine Zeitlang bleiben?«
    »Ich fürchte, nur eine Nacht«, erwiderte Falkenmond. »Unsere Mission in den Bulgarbergen ist dringend.«
    »Welch wichtiger Grund könnte euch dorthin führen? Selbst die legendären Bergriesen sollen inzwischen alle ausgestorben sein.«
    »Ihr habt es dem Prinzen nicht erzählt?« wandte Falkenmond sich erstaunt an Katinka van Bak. »Ich meine, von den Plünderern? Ich dachte …«
    »Ich wollte ihn nicht beunruhigen«, erwiderte sie.
    »Aber diese Stadt liegt doch gar nicht so weit von den Bulgarbergen entfernt und könnte sich leicht in Gefahr befinden, bald angegriffen zu werden!« rief Falkenmond verwirrt.
    »In Gefahr? Angriff? Ein Feind von jenseits der Berge?« Prinz Karl sah sie verblüfft an.
    »Banditen«, erklärte Katinka van Bak und warf Falkenmond einen warnenden Blick zu. »Eine Stadt von der Größe Peschts hat nichts zu befürchten. Und für ein Land in so gutem Verteidigungszustand wie deines besteht wohl kaum Gefahr.«
    »Aber …« Falkenmond biss sich auf die Lippen. Zweifellos hatte Katinka van Bak guten Grund, dem Prinzen zu verschweigen, was sie wusste. Aber was mochte dieser Grund sein? Argwöhnte sie möglicherweise, dass Prinz Karl mit den Banditen gemeinsame Sache machte? Aber in diesem Fall hätte sie doch ihn, Falkenmond, warnen können, ehe sie hier ankamen. Außerdem war es unvorstellbar, dass dieser sympathische ältere Mann sich mit einem solchen Lumpenpack verbünden würde. Prinz Karl hatte tapfer und geschickt gegen das Dunkle Imperium gekämpft, ehe er von den Tierlords interniert worden war. Aber selbst dann hatte man ihn keinen Demütigungen unterworfen, wie das Imperium es normalerweise mit gefangenen Aristokraten getan hatte.
    »Ihr werdet müde von dem langen Ritt sein«, meinte Prinz Karl taktvoll. Er hatte seine Dienerschaft bereits beauftragt, Gemächer für seine Gäste zu bereiten. »Bestimmt wollt ihr euch schlafen legen. Ich war zu selbstsüchtig in meiner Freude, dich wieder zu sehen, Katinka, und diesen großen Helden hier kennen zu lernen.« Er lächelte und legte einen Arm um Falkenmonds Schulter. »Aber beim Frühstück können wir uns doch noch ein wenig unterhalten? Ehe ihr aufbrecht?«
    »Mit größtem Vergnügen, Sire«, versicherte ihm Falkenmond.
    Als Falkenmond in einem breiten, bequemen Bett in einem freundlichen Zimmer lag, in dessen Kamin ein wohliges Feuer prasselte, beobachtete er die über die schweren Vorhänge und Wandteppiche huschenden Schatten und grübelte darüber nach, weshalb Katinka van Bak dem Prinzen wohl nichts über die Vagabundenarmee erzählt hatte. Doch schon bald fiel er in einen tiefen, traumlosen Schlummer.
     
    Der große Schlitten hätte ein Dutzend schwerbewaffneter Männer befördern und sich leicht für ein Vermögen verkaufen lassen können, denn er war mit Gold und Platin, Elfenbein und

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