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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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sieben Jahren Londra erobert hatte. Er fröstelte, denn der Winter zog in die Kamarg ein. Enger wickelte er sich in den festen Lederumhang, der dick gefüttert und fast zu warm war, wenn er ihn schloss. Und schwer war, so schwer, dass er ihn beim Gehen schier zu Boden drückte. Er trug keine Waffen. Sein Schwert und seine Flammenlanze steckten bereits in ihren Hüllen am Sattel. Unter dem Umhang war er in ein dickes, gestepptes rotes Wams gekleidet, eine weiche Hirschlederhose, die Yisselda einst für ihn bestickt hatte, und kniehohe Stiefel aus festem, glänzendem Leder. Den Kopf schützte ein einfacher Helm, aber auf den Rest der Rüstung hatte er verzichtet, denn er fühlte sich noch zu schwach, sie zu tragen. Falkenmond war immer noch nicht gesund, weder physisch noch psychisch. Nicht sein Ekel über das, was aus ihm geworden war, hatte ihn dazu getrieben, in dieser einen Woche etwas für seine Gesundheit zu tun – sondern sein irrer Glaube, er würde Yisselda lebendig in den Bulgarbergen finden.
    Mühsam gelang es ihm, aufs Pferd zu steigen. Dann verabschiedete er sich von der Dienerschaft, ohne daran zu denken, dass Graf Brass ihm die Verantwortung über Burg und Provinz während seiner Abwesenheit übertragen hatte. Er folgte Katinka van Bak aus dem Tor und hinunter durch die leeren Straßen von Aigues-Mortes. Niemand stand am Straßenrand, um ihm Glück zu wünschen, denn niemand, außer dem Gesinde auf der Burg, wüsste, dass er die Kamarg verließ, um in den Osten zu ziehen.
     
    Gegen Mittag hatten die beiden Reiter das sich im Wind neigende Rohr, die Marschen und Lagunen hinter sich. Sie folgten einer breiten weißen Straße, vorbei an den gewaltigen steinernen Türmen an den Grenzen des Landes, dessen Lordhüter Graf Brass war.
    Bereits jetzt bedauerte Falkenmond, mitgekommen zu sein, denn obwohl sie durchaus noch keine große Strecke hinter sich gelegt hatten, war er erschöpft vom Reiten. Seine Arme, mit denen er sich am Sattelknauf festhielt, schmerzten kaum weniger als seine Schenkel, und seine Beine waren völlig gefühllos. Katinka van Bak dagegen schien frisch wie am Morgen zu sein. Hin und wieder hielt sie ihren Hengst an, damit Falkenmond aufholen möge, aber seinen Vorschlägen, eine Rast zu machen, verschloss sie die Ohren. Falkenmond fragte sich, ob er diese Reise durchhalten konnte oder ob er nicht bereits auf dem Weg zu den Bulgarbergen sterben würde. Immer öfter dachte er darüber nach, wie es überhaupt dazu gekommen war, dass er diese wilde, herzlose Frau je sympathisch finden konnte.
    Einer der Hüter winkte ihnen oben vom Turm zu. Sein Reitflamingo stand neben ihm, und sein roter Mantel flatterte im Wind, dass Falkenmond Mann und Tier flüchtig ein Wesen zu sein schienen. Der Hüter hob salutierend seine lange Flammenlanze, als er den Herzog beim Näher kommen erkannte, während Falkenmond es nur mühsam fertig brachte, zurückzuwinken.
    Dann blieb der Turm zurück, und sie erreichten die Straße nach Lyonesse, von der aus sie einen Blick auf die Schweizerberge hatten, von denen man behauptete, das Gift des Tragischen Jahrtausends hafte ihnen immer noch an. Diese Berge waren unpassierbar, aber ganz abgesehen davon, wollte Katinka van Bak ohnehin nach Lyonesse. Sie hatte dort Bekannte, die ihr die nötige Ausrüstung und ausreichend Proviant für den Rest der Reise besorgen konnten.
    Ihr Nachtlager schlugen sie am Straßenrand auf, und als sie am frühen Morgen erwachten, war Falkenmond von seinem nahen Tod überzeugt. Die Schmerzen des vergangenen Tages waren nichts gegen die unerträglichen Qualen, unter denen er nun litt. Katinka van Bak zeigte jedoch auch jetzt kein Erbarmen mit ihm. Sie half ihm auf sein geduldiges Pferd, ehe sie sich selbst auf ihren Hengst schwang. Dann griff sie nach dem Zügel des seinen und führte Pferd und schwankenden Reiter hinter sich her.
    So ritten sie drei Tage mit kaum einer Rast, bis Falkenmond die Kräfte völlig verließen und er ohnmächtig aus dem Sattel glitt. Es war ihm jetzt völlig gleichgültig, ob er Yisselda finden würde oder nicht. Er war auch Katinka van Bak ihres herzlosen Benehmens wegen nicht mehr böse, denn selbst dazu wäre er zu schwach gewesen. Sein ganzer Körper war ein einziger Schmerz. Wenn das Pferd sich bewegte, ließ er sich dahintragen, hielt es an, rutschte er auf den Boden. Er aß, was Katinka van Bak ihm hin und wieder zuschob. Und er schlief die paar Stunden, die sie ihm gestattete. Und dann verlor er die

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