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Der Weg Nach Tanelorn

Der Weg Nach Tanelorn

Titel: Der Weg Nach Tanelorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Besinnung.
    Er erwachte einmal flüchtig, und als er die Augen öffnete, sah er seine Beine auf der anderen Seite des Pferdebauchs herunterbaumeln. Da wurde ihm klar, dass die Frau die Reise fortgesetzt und ihn über dem Sattel festgebunden hatte.
    Und auf diese Weise hielt Dorian Falkenmond, Herzog von Köln, Diener des Runenstabs und Held von Londra, Einzug in das uralte Lyon, die Hauptstadt von Lyonesse.
    Als er das nächste Mal erwachte, lag er in einem weichen Bett. Junge Mädchen beugten sich lächelnd über ihn und boten ihm zu essen an. Sein Verstand weigerte sich eine Weile, ihre Wirklichkeit anzuerkennen. Aber sie waren tatsächlich echt, das Essen schmeckte, und die Rast tat ihm gut.
    Zwei Tage später verließ Falkenmond unwillig, aber in bedeutend besserer Verfassung, mit Katinka van Bak die Stadt, um sich weiter auf den Weg zu den Bulgarbergen und dem Geheimnis der Vagabundenarmee zu machen.
    »Langsam setzt Ihr wieder ein wenig Fleisch an, Freund«, brummte Katinka van Bak eines Morgens, als sie durch ein sanftes Hügelland ritten, das die strahlende Sonne in ein leuchtendes Grün tauchte. Sie ritt nun neben ihm, da es nicht länger nötig war, sein Pferd am Zügel zu führen. Sie schlug ihm kräftig auf die Schulter. »Ihr habt stabile Knochen. Euch fehlte nichts, was nicht wieder aufgepäppelt werden konnte, wie Ihr zugeben müsst.«
    »Die Gesundheit durch solche Torturen wiederzuerlangen, Madam«, sagte Falkenmond stöhnend, »ist nicht sehr erstrebenswert.«
    »Ihr werdet mir noch dankbar sein.«
    »Ich muss Euch ehrlich gestehen, Katinka van Bak, dass ich mir da nicht so sicher bin.«
    Da erschallte Katinka van Baks herzhaftes Lachen, und sie gab ihrem Hengst die Sporen, damit er sich auf dem schmalen Feldweg ein bisschen beeile.
    Aber Falkenmond musste insgeheim selbst zugeben, dass seine Knochen bei weitem nicht mehr so schmerzten, und dass er bereits die ausgedehntesten Tagesritte ohne größere Schwierigkeiten durchstand. Hin und wieder machte sein Magen ihm noch zu schaffen, und er war bei weitem nicht so kräftig und ausdauernd ‚wie früher, aber er begann bereits, Freude an seiner Umgebung, ihrer Schönheit, dem würzigen Duft und dem Gesang der Vögel zu empfinden. Er staunte, wie wenig Schlaf Katinka van Bak zu brauchen schien. Sie ritt gewöhnlich bis in die tiefe Nacht hinein, bis sie sich endlich entschloss, ihr Nachtlager aufzuschlagen. Sie kamen infolgedessen zwar schnell voran, aber Falkenmond überwand nie ganz seine Müdigkeit.
    Der zweite, größere Abschnitt ihrer Reise begann, als sie das Territorium des Herzogs Mikael von Bazhel erreichten. Herzog Mikael war ein entfernter Verwandter von Falkenmond, und Katinka van Bak hatte während einer Auseinandersetzung seinerseits mit einem anderen Verwandten, dem jetzt lange toten Thronschleicher von Straßburg, für ihn gekämpft. Während der Besetzung seiner Gebiete durch das Dunkle Imperium war Herzog Mikael den schlimmsten Demütigungen ausgesetzt gewesen, von denen er sich bis jetzt noch nicht erholt hatte. Er war dadurch ausgesprochen menschenfeindlich geworden, so dass jetzt seine Frau die Regierungsobliegenheiten für ihn übernommen hatte. Sie hieß Julia von Padova und war die Tochter des Verräters von Italien, Enric, der einen Pakt mit dem Dunklen Imperium gegen seine Landsleute geschlossen hatte und trotzdem von den Tierlords niedergemetzelt worden war. Vielleicht gerade weil ihr der gemeine Verrat ihres Vaters bewusst war, herrschte Julia von Padova gut und mit relativer Gerechtigkeit über die Provinz. Falkenmond machte zu Katinka van Bak einige Bemerkungen über die offensichtliche Wohlhabenheit des Landes. Gut ernährte Rinder grasten auf den saftigen Weiden. Die Bauernhäuser waren sauber und weiß getüncht und hatten die in diesem Landstrich üblichen holzverkleideten Giebel, die zum Teil kunstvoll geschnitzt waren.
    Aber als sie nach Bazhel, der Hauptstadt, kamen, empfing Julia von Padova sie nur mit mäßiger Freundlichkeit, und ihre Gastlichkeit hielt sich in Maßen. Sie schien offensichtlich nicht gern an die alten finsteren Tage erinnert zu werden, als das Dunkle Imperium über ganz Europa geherrscht hatte. Deshalb war sie nicht erfreut, Falkenmond zu sehen, denn gerade er hatte ja eine so bedeutende Rolle als Feind des Imperiums gespielt, dass seine Anwesenheit unvermeidbar böse Erinnerungen heraufbeschwor – an die Demütigung ihres Gatten und den Verrat ihres Vaters.
    Deshalb blieben Katinka van Bak und

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