Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
schon eher mein Stil, zusammen mit Lewis, Williams und MacDonald, und Krimis für die Entspannung.«
»Die meisten dieser alten Bücher habe ich nicht gelesen, jedenfalls nicht in letzter Zeit«, gab Tony zu. »Sie sind eigentlich eher Investitionen, als dass es sich um ein echtes persönliches literarisches Interesse handelt. Ab und zu kaufe ich eines dieser Bücher bei Powell’s. Wusstest du, dass sie extra eine Abteilung für unglaublich seltene Bücher haben?«
»Ich unterbreche euch zwei ja nur ungern«, meldete sich Clarence zu Wort. »Nimm’s mir nicht übel, Tony, aber mir ist es hier drin irgendwie unheimlich. Lasst uns erledigen, wozu wir hergekommen sind, und dann so schnell wie möglich verschwinden.«
Tony war einverstanden und dirigierte sie zu der Ecke gegenüber des Schreibtisches. Dort war ein mit dem traditionellen Drehrad ausgestatteter Tresor in den Boden eingelassen. Maggie benötigte einige Versuche mit der Zahlenkombination 9, 18, 10, 4 und 12 und den richtigen Drehungen im und entgegen dem Uhrzeigersinn, bis eine eingebaute Hydraulik endlich die Tresortür nach oben aufschwingen ließ. In dem Safe lagen mehrere Stapel Dokumente und Bargeld, außerdem einige kleine Schachteln in unterschiedlichen Größen.
Maggie zog einen schwarzen Müllsack aus ihrer Manteltasche.
»Was soll ich mitnehmen?«, fragte sie. »Das Bargeld?«
Tony lachte. »Leider nicht. Die Seriennummern aller Scheine sind anderswo registriert. Eine zusätzliche Absicherung, falls hier jemand herumgeschnüffelt hätte.«
»Wow! Du bist paranoid, aber ich bin trotzdem beeindruckt.«
»Danke für das Kompliment. Sag Clarence, dass er hierbei besser nicht zuschauen soll. Dann muss er im Fall des Falles hinterher auch nichts abstreiten. Und sag ihm, dass er nicht das Wasser in der Küche oder im Badezimmer benutzen soll, denn das wird elektronisch registriert.« Maggie gab es weiter, und Clarence entfernte sich gehorsam von dem Safe und schaute sich andere Bereiche des Geheimverstecks an.
»Okay, Maggie, siehst du den Dokumentenstapel rechts? Ja, der. Den müssen wir durchsuchen.«
Sie nahm ihn aus dem Safe und legte ihn vor sich auf den Boden. Maggie las das oberste Dokument. »Dein Letzter Wille? Ist das dieser Katzenquatsch?«
»Ja. Wie ich schon sagte, war das nicht gerade eine meiner Sternstunden. Nimm dieses Dokument und leg es in den Müllsack.« Innerlich atmete er erleichtert auf. Das unangenehme Gefühl in seinem Magen ließ nach, als die Spannung schwand.
»Okay, nimm nun die obersten circa zehn Dokumente von dem Stapel und leg sie rechts neben dir auf den Boden.«
»Sind das alles Versionen deines Testaments?«, fragte Maggie verwirrt.
»Ähm, ja. Was soll ich sagen? Ich war ein ziemlich wankelmütiger Bursche. Habe meine Meinung oft geändert, je nach Laune.«
»Gut, dass ich dich damals noch nicht kannte«, sagte Maggie. »Wir wären wohl kaum Freunde geworden.«
»Da hast du leider recht, und das wäre wirklich sehr, sehr schade gewesen, Maggie.«
Für einen Moment war Maggie sprachlos. Dann sagte sie sanft: »Wonach soll ich denn suchen?«
»Du musst nach gar nichts suchen. Blättere einfach die Dokumente durch, bis ich Stopp sage.«
Langsam gingen sie ein weiteres Dutzend dieser Testamente durch. Jedes gelesene legte Maggie auf den Erledigt-Stapel rechts von ihr.
»Stopp!«, rief Tony. Offenbar war er endlich auf das gestoßen, wonach er gesucht hatte. »Das könnte es sein. Maggie, dreh deinen Kopf nicht weg, aber schaue selbst woanders hin, während ich den Text lese.«
Sie kämpfte heftig gegen die Versuchung, anzuschauen, was Tony durch ihre Augen las. »Hör mal, ich habe ein Neugier-Gen«, stöhnte sie. »Weißt du, was du mir da zumutest?«
»Okay. Nimm das Foto, das links von den Dokumenten im Safe liegt, und schau es dir an«, schlug er vor. »Vielleicht wird dich das ablenken.«
Sie betrachtete das alte Foto, das in einer Schutzhülle steckte. »Hey, Tony, das kenne ich.«
»Was?« Er war geschockt. »Das ist unmöglich!«
»Doch. Jake hat es mir vor ein paar Tagen gezeigt. Aber sein Abzug ist in einem viel schlechteren Zustand, zerknittert und gefaltet. Aber es ist die gleiche Aufnahme. Das seid ihr, du und er und eure Eltern, stimmt’s?«
»Ja.« Dass Jake einen Abzug dieses Fotos besaß, verblüffte ihn.
»Jake sagte, dass es sein einziges Bild von euren Eltern ist. Er hat es immer in einem Schuh aufbewahrt, damit es ihm nicht gestohlen wird. Er sagte, dass es einer der
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