Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
von denen die meisten nicht für heute bestimmt sind. Für heute mache dir klar, dass ein wichtiger Grund für deine Angst vor dem Tod deine verkümmerte, verengte Sicht des Lebens ist. Die wunderbare Größe des Lebens aber ist es, von der die Macht und die Gegenwart des Todes ständig absorbiert und aufgelöst werden. Du glaubst, der Tod wäre das Ende, ein Ereignis, wodurch alles aufhört, was dir etwas bedeutet. Daher wird er für dich zur großen Mauer und hindert dich unvermeidlich daran, Freude und Liebe zu erleben und dich für Beziehungen zu öffnen. Du betrachtest den Tod als das letzte Wort, die endgültige Trennung.
In Wahrheit«, fuhr er fort, »ist der Tod nur ein Schatten dieser Dinge. Was du den Tod nennst, bedeutet tatsächlich eine gewisse Form der Trennung, aber er ist bei Weitem nicht das, was du dir darunter vorstellst. Du hast dich ganz auf deine Angst vor dem letzten Atemzug fokussiert und deine Existenz dadurch definiert, statt die Allgegenwart des Todes um dich herum zu erkennen – in deinen Worten, deiner Berührung, deinen Entscheidungen, deinen Sorgen, deinem Unglauben, deinen Lügen, deinen Vorurteilen, deiner Unversöhnlichkeit, deinem Machtstreben, deiner Hinterlist und deiner Heimlichtuerei. Das ›Ereignis‹ des Todes ist nur ein kleines Element dieser Präsenz, aber du hast es völlig in den Mittelpunkt gerückt und noch nicht erkannt, dass du jeden Tag im Ozean des Todes schwimmst.
Dem Ereignis des Todes wohnt ein Versprechen inne, eine Taufe in diesem Ozean, die dich rettet, nicht ertränkt. Tony, du wurdest nicht für den Tod geschaffen, und überhaupt war der Tod für dieses Universum nicht vorgesehen. Die Menschen haben ihre Schöpferkraft in falsche Bahnen gelenkt und Nichtleben zum Bestandteil ihrer Erfahrungen gemacht, und aus Respekt für euch haben wir es deshalb in das größere Muster mit eingewoben. Und nun erfahrt ihr jeden Tag diese unterschwellige Spannung zwischen Leben und Tod, bis ihr durch das Ereignis des Todes erlöst werdet. Aber ihr wurdet dafür geschaffen, den Tod in Gemeinschaft zu durchleben, in Beziehung, nicht in einer ichbezogenen Isolation wie du in deinem kleinen Ort hier.«
»Und die vielen Pfade, die von hier ausgehen?«
»Tony, sie haben hier begonnen, an diesem wüsten Ort. Niemand kommt hierher. Alle sind fortgegangen.«
Für einen Moment erhob sich Schmerz wie ein heranpirschendes Raubtier, verschwand aber rasch wieder. Er entschied, sich dem Gedanken zu stellen, der ihm nun in den Sinn kam. »Ich habe sie weggeschickt, nicht wahr? Sie sind nicht einfach so gegangen.«
»Wenn du dich nicht bewusst dem Tod stellst, Tony, werden alle Menschen in deiner Welt entweder zu Katalysatoren des Schmerzes oder des Todes. Manchmal ist es leichter, sie irgendwo auf deinem Anwesen zu begraben, als sie wegzuschicken.«
»Also bleibt der Tod Sieger?« Tony wusste, wonach er eigentlich fragte, und wenn dieser Mann wirklich Jesus war, wie er behauptete, dann würde er es auch wissen.
»Manchmal scheint es so, nicht wahr? Aber nein, das Leben hat gesiegt! Das Leben siegt immer weiter. Ich bin der lebende Beweis.«
»Dann bist du nicht bloß eine Legende, ein Kindermärchen? Du bist wirklich von den Toten auferstanden?« Tony wollte ihn das sagen hören.
»Hah, man braucht sehr viel mehr Glauben, um zu denken, ich hätte es nicht getan. Dass ich grausam geschlagen, ans Folterkreuz gehängt, mir ein Speer durch die Seite ins Herz gebohrt, ich tot in ein Grab gelegt wurde und dass ich dann irgendwie wiederbelebt wurde, mich aus dem Leichentuch befreite, einen tonnenschweren Stein zur Seite rollte, die Elitewachen des Tempels bändigte und eine Bewegung begründete, die sich angeblich um die Wahrheit des Lebens und der Auferstehung dreht, aber in Wirklichkeit auf einer Lüge beruht? Ja, das glaubt sich viel leichter.«
Tony schaute diesen Mann an, dessen Worte von Humor und Triumph eingerahmt waren, während die Leinwand ein Porträt der Trauer zeigte.
»Es ist bloß eine Geschichte!«, rief Tony aus. »Eine Geschichte, damit wir uns besser fühlen oder um uns vorzumachen, das Leben hätte Sinn oder eine Bedeutung. Es ist eine moralische Fabel, die schwache Leute kranken Leuten erzählen.«
»Tony, ich bin von den Toten auferstanden. Wir haben die Illusion zerstört, der Tod hätte Macht. Papa-Gott hat mich mit der Macht des Geistes ins Leben zurückgeliebt und bewiesen, dass jede Ideologie der Trennung für alle Zeiten unzureichend ist.«
»Dir ist
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