Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
gemeinsam mit Gott daran mit, eine Seele zu erschaffen, die niemals aufhören wird zu existieren. Deine Eltern, als Mitschöpfer, sorgten für das Materielle, die Gene und noch mehr, auf einzigartige Weise kombiniert, um ein Meisterwerk zu erschaffen, nicht makellos, aber dennoch erstaunlich, und wir empfingen aus ihren Händen, was sie uns brachten. Wir fügten uns ihrem Timing und ihrer persönlichen Geschichte und gaben hinzu, was nur wir ihnen schenken konnten – Leben. Du wurdest empfangen, ein lebendiges Wunder, das ins Dasein explodierte, ein Universum innerhalb eines Multiversums, nicht isoliert und getrennt, sondern eingebunden und dafür geschaffen, in Gemeinschaft zu leben, denn sogar Gott ist Gemeinschaft.«
»Pah! Ein lebendiges Wunder?«, schniefte Tony, erschöpft von seinem Kampf gegen das Weinen. Er dachte, die Tränen seien versiegt, doch bei diesem Gedanken bildeten sich neue, liefen an seinem Gesicht herab und tropften ihm vom Kinn. »Das bin ich nicht.«
»Damit es ein ›Ich bin nicht‹ geben kann, muss es zuerst ein ›Ich bin‹ geben«, sagte Jesus aufmunternd. »Bild und äußerer Anschein verraten dir nur wenig. Das Innen ist größer als das Außen, wenn du Augen hast zu sehen.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich sehen will, wissen will«, murmelte Tony. »Es tut zu weh. Außerdem glaube ich sowieso nicht, dass irgendetwas von dem, was ich hier sehe, real ist, du eingeschlossen. Und dennoch schäme ich mich so. Ich will meine Blindheit zurück, mein Nichtsehen.«
»Der Schmerz ist real und wahr. Vertraue mir, Tony. Transformation ohne Arbeit und Schmerz, ohne Leiden, ohne ein Gefühl des Verlustes ist nur eine Illusion und keine echte Veränderung.«
»Ich hasse es«, entgegnete Tony, und ein weiterer, aber kurzer Krampf schüttelte seinen Körper. »Ich kann das nicht. Und Vertrauen? Dieses Wort hatte ich nicht in meinem Vokabular. Vertrauen ist nicht mein Ding.«
»Ist klar«, sagte Jesus und lachte leise in sich hinein. »Aber es ist mein Ding!«
Tony hatte sich noch nicht bewegt oder die Augen geöffnet. Sein Kopf ruhte auf der Brust dieses Mannes. Er fühlte sich dumm und verletzlich, wollte sich aber nicht bewegen.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll«, gestand er. »Darf ich dir sagen, wen ich jetzt gerade am meisten vermisse?« Tony öffnete die Augen und holte tief Luft. »Ich vermisse meine Mom.« Von irgendwo zauberte Jesus ein sauber gefaltetes rotes Taschentuch herbei, das Tony dankbar nahm. Er putzte sich die Nase.
»Tony, seit dem Tod deiner Mutter hast du keinem Menschen mehr vertraut. Doch du kannst das alles nicht allein schaffen, und auch nicht zu deinen eigenen Bedingungen. Du wurdest von einer Gemeinschaft erschaffen, um in Gemeinschaft zu existieren. Du bist nach dem Ebenbild eines Gottes erschaffen, der nie etwas anderes kannte als Gemeinschaft.«
»Gott ist eine Gemeinschaft?«
»Immer. Ich sagte bereits, dass ich niemals allein bin. Ich habe nie etwas auf mich allein gestellt getan. Beziehung ist der Kern meines Seins.«
»Diese Dinge habe ich nie begriffen.«
»Keine Sorge. Es geht und ging nie darum, sie zu begreifen, sondern sie zu erfahren.«
Tony holte wieder tief Luft. »Und was ist dann mit mir passiert? Wenn dieser Ort tatsächlich mein Selbst ist, wie konnte daraus so ein lebloses, trostloses Niemandsland werden?«
»Aus deinem Blickwinkel würdest du sagen, dass dir das Leben ›passiert‹ ist – große und kleine Verluste, die Anhäufung von Lügen und Verrat, die Eltern, die nicht da waren, als du sie brauchtest, das Versagen des Systems, deine Methoden, mit denen du dich zu schützen versuchtest, die dir zwar halfen zu überleben, dich aber daran hinderten, dich für die Dinge zu öffnen, die dein Herz heilen könnten.«
»Und aus deinem Blickwinkel?«
»Aus meinem Blickwinkel war es der Tod, kein Leben, eine Nichtrealität, für die du nicht geschaffen wurdest. Es war Nichtliebe, Nichtlicht, Unwahrheit, Unfreiheit … es war der Tod.«
»Also sterbe ich? Erlebe ich deshalb all das?«
»Sohn, du stirbst seit dem Tag deiner Empfängnis. Und obwohl der Tod monströs und böse ist, schreiben ihm die Menschen unverdient viel mehr Macht zu, als er wirklich besitzt, als würde ein Licht den Schatten des Todes überdimensional und schrecklich auf die Kulisse eurer Existenz werfen. Und jetzt habt ihr nicht nur Angst vor dem Tod, sondern sogar schon vor seinem Schatten.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Dieses Gespräch hat viele Ebenen,
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