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Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Titel: Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Paul Young
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denn im nächsten Moment flog eine Tür auf, und eine Frau erschien, die ihn entnervt, aber erleichtert anschaute. Er hörte sie so etwas Ähnliches wie »Baby« oder »Kaffee« ausrufen, was überhaupt keinen Sinn ergab, aber eine Welle von etwas Wundervollem durchflutete ihn, gefolgt von einer ungeordnet hereinpurzelnden Bilderfolge. Ein Blick auf den Boden, auf Mobiliar und Apparate. Er und die fremde Frau flogen aufeinander zu, und sie schloss ihn in die Arme. Instinktiv hatte er die Arme ausgestreckt, aber er fühlte nur einen leeren Druck. Zwar hatte er ein Gefühl für den eigenen Körper, jedoch gab es nichts, was er anfassen oder woran er sich festhalten konnte. Das brauchte er auch nicht. Eine Kraft hielt ihn aufrecht und im Gleichgewicht, unabhängig von dem, was draußen geschah. Es war, als sei er in einem Gyroskop gefangen. Das einzig Beständige war das Sichtfenster, hinter dem er gewissermaßen festhing. Gelegentlich, aber nur für ganz kurze Momente, wurde es dunkel. Selbst beim Zusammenprall mit der Frau spürte er die Berührung nicht. Aber er konnte den süßen Duft ihres Parfüms riechen, vermischt mit einer schwachen Note von nervösem Angstschweiß.
    »Wo, um alles in der Welt«, fragte er sich, »bin ich denn jetzt?«

8
    WAS IST DIE SEELE EINES MENSCHEN?
    »Ich habe die Bibel oft aufgeschlagen,
immer wieder versucht, sie richtig zu lesen.
Doch über ihren Sinn kann ich nur sagen:
Nichts als brennendes Licht ist sie mir gewesen.«
Blind Willie McTell
    V erzweifelt versuchte Tony, das Bilder-Wirrwarr zu verarbeiten, aber er fühlte sich gefangen in einer emotionalen Achterbahnfahrt auf einem kosmischen Jahrmarkt.
    Die Frau beugte sich vor und schaute ihn an, nur Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. »Cabby, du musst mir versprechen, nicht Verstecken zu spielen, ohne mir vorher Bescheid zu sagen. Besonders wenn wir Lindsay im Krankenhaus besuchen, okay?«
    Sie klang streng, aber liebevoll, und Tony merkte, wie er mit Cabby nickte, wer immer das war. Kurz darauf glitt er durch Klinikflure, in einen Aufzug und dann zu einem Parkhaus, wo sie in einen verbeulten alten Chevy Caprice stiegen.
    »Arme-Leute-Auto«, dachte Tony, und auf sein abfälliges Urteil folgte ein Anflug von schlechtem Gewissen. Es war eine Gewohnheit, die er nicht so schnell würde ablegen können.
    Als sie einen Hügel hinabfuhren, erkannte Tony endlich, wo er sich befand – auf der sich windenden Straße in dem Wald zwischen der OHSU, der Oregon Health Sciences University, und der City. Es war fast, als würde diese Frau zu seiner Eigentumswohnung fahren. Doch auf der Macadam fuhren sie an den Häusern vorbei, die ihm gehörten. Auf der Sellwood Bridge überquerten sie den Willamette. Dann ging es weiter zum McLoughlin Boulevard und in die Seitenstraßen bei der Milwaukie High School.
    Inzwischen hatte Tony sich zusammengereimt, dass er sich »drinnen« im Kopf einer anderen Person befand. Diese Person hieß Cabby, und es handelte sich vermutlich um den Sohn der Frau, die das Auto steuerte.
    Er war sich nicht sicher, wer ihn hören konnte, wenn er etwas sagte, also flüsterte er leise: »Cabby?«
    Der Kopf machte eine ruckartige Bewegung. »Was?«
    »Ich hab nichts gesagt, Liebling«, sagte die Frau hinter dem Lenkrad. »Wir sind gleich zu Hause. Maggie-Kumpel macht heute das Abendessen. Und ich habe Kräuterlimonade und Nille zum Nachtisch für dich. Gefällt dir das?«
    »Cool!«
    »Danach ist es Zeit für’s Bett, okay? Es war ein langer Tag, und morgen muss ich wieder zu Lindsay ins Krankenhaus.«
    »Cool. Cabby will mitkommen.«
    »Morgen nicht, mein Liebling. Du hast morgen Schule, und nachmittags nimmt dich Maggie mit in die Kirche. Gefällt dir das? Zur Kirche gehen und Freunde treffen?«
    »Cool.«
    Jetzt wusste Tony also, dass er sich im Kopf eines Jungen befand, der nicht gerade ein Kommunikationsgenie war. Und obwohl er nun die Welt durch Cabbys Augen sah, fühlte es sich eher an, als blicke er durch ein Fenster. Es war ein eigenartiges Gefühl, den eigenen visuellen Fokus aufrechtzuerhalten, solange Cabby die Augen geöffnet hatte, aber unabhängig davon, was der Junge gerade anschaute. An die kurze Dunkelheit, wenn Cabbys Augenlider zwinkerten, hatte Tony sich bereits gewöhnt und bemerkte sie kaum noch.
    Tony versuchte, im Rückspiegel einen kurzen Blick auf Cabbys Gesicht zu erhaschen, aber der Spiegel lag nicht weit genug in dessen Sichtfeld.
    »Cabby, wie alt bist du?«, fragte Tony.
    »Cabby ist

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