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Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Titel: Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Paul Young
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nickte verständnisvoll. »Um wie viel Uhr finden die Tests denn statt?«
    »Wir würden gerne gegen 14 Uhr beginnen, und es wird wohl den ganzen Nachmittag dauern. Ist das für Sie machbar?«
    Er wartete auf ihre Einwilligung, während sie mental durchging, ob sie ihren Tagesplan entsprechend umändern konnte. Als sie nickte, fuhr er fort: »Wie wäre es, wenn wir uns kurz Lindsays letzte Untersuchungsergebnisse anschauen?« Er deutete auf das Arztzimmer, vor dem sie standen. »Ich kann sie Ihnen auf dem Computerschirm zeigen. Das dauert nur ein paar Minuten. Und dann geben Sie mir ein paar Unterschriften, die wir für die Tests morgen benötigen. Wenn Sie noch Fragen haben, will ich sie gerne beantworten.«
    Sie warf einen kurzen Blick hinüber zu Cabby, aber er war immer noch mit dem Fotoalbum beschäftigt. Er schien nicht zu registrieren, was um ihn herum vorging. Er summte leise vor sich hin und machte mit Armen und Händen Bewegungen, als würde er ein Orchester dirigieren, das nur die besonders Hellsichtigen wahrnehmen konnten. Sie rechnete damit, dass bald eine der vielen jungen freiwilligen Krankenhaushelferinnen auftauchen und helfen würde, ein Auge auf ihn zu haben.
    Die Diagramme, Unterschriften, Fragen und Erläuterungen dauerten länger, als Molly erwartet hatte, und die Zeit verging rasch. Zum Abschluss wagte sie es, die schwerste Frage zu stellen, und spannte sich dann innerlich an, um der Antwort standhalten zu können.
    »Können Sie mir sagen, welche Chancen Lindsay wirklich hat? Ich meine, ich danke Ihnen, dass Sie sich die Zeit nehmen, mir all das zu erklären … aber noch einmal: Wie stehen ihre Chancen?«
    Er legte ihr die Hand auf den Arm. »Es tut mir leid, Ms. Perkins, aber wir wissen es einfach nicht. Realistischerweise liegen ihre Chancen ohne Knochenmarktransplantation bei unter 50 Prozent. Lindsay hat auf die Chemo angesprochen, aber, wie Sie wissen, war es schwer für sie. Es hat sie sehr mitgenommen. Aber sie ist eine Kämpferin, und manchmal ist das der entscheidende Punkt. Wir werden die Tests fortsetzen und dann entscheiden, wie wir weiter vorgehen.«
    In diesem Moment fiel Molly ein, wie lange sie Cabby schon unbeaufsichtigt gelassen hatte. Sie schaute auf die Uhr an der Wand. Fast zwanzig Minuten. »Oh nein«, dachte sie. Das waren zwanzig Minuten zu viel. Sie verabschiedete sich rasch und versicherte dem Arzt, dass sie am nächsten Tag da sein würde.
    Wie befürchtet, war Cabby verschwunden. Sein Fotoalbum hatte er mitgenommen, aber eine leere Tüte Goldfisch-Cracker zurückgelassen, die sie nicht ins Krankenhaus mitgebracht hatten. Einen Moment hoffte sie, dass Maggie noch im Krankenhaus war, aber ihre Schicht war vorüber, und sie befand sich vermutlich längst auf dem Nachhauseweg. Maggie war eine erfahrene Krankenschwester, die im Doernbecher in der Onkologie/Hämatologie arbeitete. Sie teilten sich ein Haus, und sie war Mollys beste Freundin. Erste Station: den Flur entlang zu Zimmer 9, Lindsays Zimmer. Ihre Tochter schlief fest, doch von Cabby keine Spur. Sie fragte ein paar Leute auf Lindsays Station, aber hier hatte ihn niemand gesehen. Nun gab es zwei Möglichkeiten: zurück zum Hauptgebäude der Klinik oder in die andere Richtung, zu den Aufzügen. Da sie sich gut in Cabby hineinversetzen konnte, eilte sie zu den Aufzügen. Cabby drückte gern auf Knöpfe, vorzugsweise auf die Knöpfe von Mollys Nervenkostüm. Unwillkürlich erschien ein müdes Lächeln auf ihrem Gesicht.
    Versteckspielen liebte er über alles, und deshalb kannten Molly und Cabby inzwischen die örtlichen Polizisten größtenteils mit Vornamen, da Molly diese immer wieder bei der Suche nach Cabby um Hilfe bitten musste. Mehr als einmal hatte er sich aus dem Haus geschlichen und war zurückgekehrt, ohne dass Molly sein Verschwinden bemerkt hatte. Wochen oder manchmal Monate später entdeckte sie dann in seinem Zimmer einen unbekannten Gegenstand, der ihnen nicht gehörte. Cabby liebte Kameras und machte gerne Fotos, wobei er selbst allerdings scheu war und nicht fotografiert werden mochte. Bei einem seiner heimlichen Ausflüge hatte er eine unverschlossene Tür an einem Nachbarhaus entdeckt. Cabby ging hinein, ließ eine Kamera mitgehen und versteckte sie in seinem Zimmer unter dem Bett. Zwei Monate später fand Molly die Kamera. Ohne zu zögern, führte Cabby sie zum Haus des Nachbarn, wo die Kamera ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben wurde. Der Mann war gar nicht auf die Idee gekommen,

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