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Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Titel: Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Paul Young
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diese liebevolle Zuwendung irgendwie seine Eltern erreichen. Sein Vater hatte einen Fremden überredet, draußen vor dem schon lange nicht mehr existierenden Farrell-Eissalon ein Foto von ihnen zu machen. Tony war ein schlaksiger Elfjähriger gewesen, und sein siebenjähriger Bruder Jake stand vor ihm. Sie hatten über irgendetwas gelacht, seiner Mutter stand die Freude des Augenblicks ins schöne Gesicht geschrieben, sein Vater grinste ironisch, was die beste Art von Lachen war, die er zustande brachte. Aber es genügte, dieses Grinsen seines Vaters. Tony erinnerte sich klar und deutlich daran. Der Vater war Ingenieur gewesen, der selten Emotionen zeigte. Aber dieses Grinsen rutschte ihm manchmal ganz unerwartet heraus und bedeutete Tony gerade deshalb viel, weil man es ihm nicht so leicht entlocken konnte. Tony hatte versucht, sich zu erinnern, worüber sie alle gemeinsam gelacht hatten. Stundenlang starrte er diese Frage in das Foto hinein, als könnte es das Geheimnis preisgeben. Aber sosehr er es auch versuchte, die Erinnerung lag knapp außerhalb seiner Reichweite, und das quälte ihn, machte ihn ganz verrückt.
    Als Nächste auf der Liste kam Mutter Teresa, dicht gefolgt von Mahatma Gandhi und Martin Luther King. Alle groß, alle idealisiert, alle sehr menschlich, verletzlich, wundervoll und heute tot. Tony saß da und spielte zwischen rechtem Zeigefinger und Daumen mit der Liste. Warum hatte er gerade die Namen dieser Leute aufgeschrieben? Diese letzte Liste war ihm fast ohne nachzudenken aus der Feder geflossen, schien aus einer sehr tief liegenden, möglicherweise sogar echten inneren Quelle zu kommen. Vielleicht drückte sich darin eine Sehnsucht aus. Er verabscheute dieses Wort, und doch liebte er es irgendwie. An der Oberfläche klang es nach Schwäche, aber es hielt sich hartnäckig, überdauerte nahezu alles andere, was in seinem Leben gekommen und gegangen war. Diese drei standen, zusammen mit dem letzten Namen auf der Liste, für etwas, das größer war als er selbst. Es war eine Ahnung eines nie gesungenen Liedes, das noch immer nach ihm rief, die Möglichkeit des Menschen, der er hätte sein können, eine Einladung, ein Gefühl der Zugehörigkeit, ein sanftes Sehnen .
    Der letzte Name war der schwierigste und doch der leichteste: Jesus. Jesus, Bethlehems Geschenk an die Welt, jener Zimmermann, in dessen Gestalt Gott angeblich Teil unserer Menschheit geworden war, Jesus, der, den religiösen Gerüchten zufolge, möglicherweise nicht gestorben war. Tony wusste, warum Jesus auf seiner Liste stand. Das hing mit den stärksten Erinnerungen zusammen, die er an seine Mutter hatte. Sie liebte diesen Zimmermann und alles, was mit ihm zu tun hatte. Gewiss hatte auch sein Vater Jesus geliebt, aber nicht so wie seine Mutter. Das letzte Geschenk, das sie ihm gemacht hatte, lag in dem Safe, der sein Versteck beherbergte. Dieses Geschenk war sein kostbarster Besitz. Keine zwei Tage bevor seine Eltern so gewaltsam aus seinem Leben gerissen worden waren, kam sie auf sein Zimmer. Die Erinnerung hatte sich tief in seine Seele eingegraben. Er war elf Jahre alt, machte gerade seine Hausaufgaben, und da stand sie, gegen die Tür gelehnt, mädchenhaft zierlich wirkend in ihrer geblümten Schürze, Mehl auf der einen Wange, wo sie sich das Haar, das ihrem Stirnband entkommen war, aus dem Gesicht gestrichen hatte. An dem Mehl sah er, dass sie geweint hatte. Die Tränen hatten verwaschene Spuren auf ihrer Wange hinterlassen.
    »Mom, bist du in Ordnung? Was hast du denn?«, hatte er gefragt, während er von seinen Schulbüchern aufstand.
    »Oh«, rief sie aus und wischte sich mit den Handrücken übers Gesicht, »es ist nichts. Du kennst mich doch. Manchmal fange ich an, nachzudenken – über alles, wofür ich so dankbar bin, ganz besonders dich und deinen Bruder, und dann bin ich ganz gerührt.« Sie schwieg einen Moment. »Ich weiß nicht, warum, mein Schatz, aber ich habe darüber nachgedacht, wie groß du wirst. In ein paar Jahren bist du ein Teenager, dann gehst du aufs College und dann heiratest du, und als ich über all das nachdachte, weißt du, was ich da gefühlt habe?« Wieder schwieg sie kurz. »Ich fühlte Freude. Es war, als wollte mir die Brust zerspringen. Tony, ich bin Gott so dankbar, dass es dich gibt. Darum habe ich beschlossen, dir heute deinen Lieblingsnachtisch zu machen: Brombeerkuchen und Karamellplätzchen. Aber als ich so dastand und aus dem Fenster schaute auf alles, was uns geschenkt wurde,

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