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Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)

Titel: Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Paul Young
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elenden Kreaturen! Wir wurden geschickt, um zu helfen. Wir sind geistige Boten Gottes, Führer hin zu Licht und Gnade, und es ist unsere Aufgabe, Ihnen den Weg zur Wahrheit zu ebnen.«
    »Eine Bande von Lügnern, das seid ihr! Welches Recht habt ihr, hier zu sein? Ich will auf der Stelle wissen, wer euch die Erlaubnis erteilt, euch hier aufzuhalten?«
    »Sie!«, rief eine dröhnende Stimme aus dem Inneren eines Hauses, des größten in der Siedlung. Langsam öffnete sich die Tür, und ein riesiger Mann kam heraus. Beißender Müllgestank strömte aus dem Haus. Tony stand wie betäubt da. Sein Gegenüber war … er selbst, allerdings viel größer. Der Mann ragte vor ihm in die Höhe, war wohl an die drei Meter groß. Aber ansonsten war es, als würde Tony in den Spiegel schauen. Doch als Tony genauer hinsah, zeigte sich, dass kleine Details nicht stimmten. Die Hände und Ohren des Riesen waren etwas zu groß, seine Augen etwas zu klein, und zudem saßen sie schief im Gesicht. Der Mund war zu breit, und das Grinsen saß ebenfalls schief. Der Mann strahlte Autorität und Selbstvertrauen aus.
    »Sosho!«, raunte Großmutter dem Riesen zu. Sie stand dicht neben Tonys Schulter. »Wakipajan!« Ihrem Ton nach zu urteilen, handelte es sich bei diesen Worten nicht um Komplimente. Tony war dankbar für ihre Anwesenheit. Er hatte das Gefühl, dass sie ihm den Rücken stärkte, und das war gut, denn er fand den Riesen ziemlich einschüchternd.
    »Und wer bist du?«, verlangte Tony zu wissen.
    »Na, hören Sie mal, Mr. Spencer«, lachte er und verschränkte die Arme vor seiner mächtigen Brust. »Ganz sicher kennen Sie mich. Ich bin Ihr überlegenes Selbst, alles, was Sie gerne sein wollten. Mit der Hilfe einiger Ihrer Wohltäter haben Sie sich selbst dazu ermächtigt, mich zu erschaffen. Sie selbst haben mich ernährt und gekleidet, und mit der Zeit bin ich stärker und mächtiger geworden, als selbst Sie es sich vorgestellt hatten, und so bin ich es nun, der Sie erschafft. Ich wurde in den tiefsten Tiefen Ihrer Bedürfnisse geboren, zuerst waren Sie mein Schöpfer, und ich stand in Ihrer Schuld, aber ich war fleißig und habe diese Schuld schon längst und überreichlich beglichen. Ich brauche Sie nicht länger, um existieren zu können. Ich bin stärker als Sie!«
    »Dann verschwinde! Wenn du mich nicht mehr brauchst, dann pack deine Sachen und verschwinde … und nimm dein Gesindel mit.«
    Das amüsierte den großen Tony. »Oh, das geht leider nicht, Mr. Spencer. Das ist mein Territorium, mein Lebenswerk. Mag sein, dass Sie das Fundament gesetzt haben, aber wir haben darauf aufgebaut. Schon vor langer Zeit haben Sie uns das Recht gewährt, hier zu sein. Im Austausch gegen Sicherheit und Gewissheit haben Sie mir Ihr Geburtsrecht verkauft. Heute brauchen Sie uns.«
    »Sicherheit und Gewissheit?«, erwiderte Tony. »Soll das ein schlechter Witz sein? Beides hatte ich nie.«
    »Ach, Mr. Spencer, das ist nicht der Punkt«, sagte der andere, und seine Stimme klang nun fast hypnotisch und monoton. »Es ging nie um reale Sicherheit und Gewissheit, sondern nur darum, dass Sie glaubten, Sie hätten Sicherheit und Gewissheit erlangt. Sie verfügen über die großartige Fähigkeit, aus Leiden und Träumen, Hoffnung und Verzweiflung die Realität zu erschaffen und in Ihrem Inneren den Gott wachzurufen, der Sie sind. Wir haben Sie einfach nur geführt, Ihnen zugeflüstert, was Sie hören mussten, um Ihr Potenzial zu erkennen und eine Imagination zu erschaffen, von der aus Sie Ihre Welt managen konnten. Nur wegen mir waren Sie in der Lage, in dieser grausamen und herzlosen Welt zu überleben.«
    »Aber …«, begann Tony.
    Der größere Tony machte einen Schritt auf den kleineren zu. »Anthony«, nun ging er zum Du über, »du wärst sonst längst tot. Ich habe dir dein elendes Leben gerettet. Als du deine Existenz auslöschen wolltest, war ich es, der mit meinen Worten neue Lebensgeister in dir weckte. Du gehörst mir! Ohne mich kannst du nichts tun.«
    Tony spürte, wie er den sicheren Halt verlor, als stünde er schwankend am Rand einer unsichtbaren Klippe. Er drehte sich zu Großmutter um, doch er konnte nur noch schwach ihre Umrisse erkennen. Sie verblasste und verschwand. Es war, als würde ein Vorhang zugezogen, und alles, was ihm in den letzten Tagen so klar und greifbar erschienen war, verlor seine Klarheit und Farbe. Ein dunkler, giftiger Dampf stieg aus dem Boden auf, erhob sich rings um ihn wie die Fäden, von denen eine

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