Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
verabscheuungswürdigen Taten der verdorbenen Menschheit, ergieße all diese heilige Wut, verschieße den Pfeil, der gerechterweise ihre Herzen durchbohren sollte, stattdessen auf mich. Lass mich deine Grausamkeit ertragen, deine gerechte Strafe für ihre Bosheit. Verbrenne nicht sie mit deinem ewigen Feuer, sondern mich. Lass dein Richtschwert, das bereits über ihren Köpfen schwebt, an ihrer Stelle auf mich niedersausen.« Ego neigte sein Haupt, als würde das Schwert des Richters es ihm gleich vom Rumpf trennen.
Seine Worte verhallten in der Ferne. Stille breitete sich aus.
»Dann sag mir«, fragte Tony mit kräftiger, aber sanfter Stimme, »hat es funktioniert?«
Ego zuckte regelrecht zusammen. Die Frage traf ihn unerwartet. »Wie meinen Sie das?«
»Ich meine: Hat es funktioniert? Hat Jesus erfolgreich den Zorn Gottes auf sich genommen? Hat es funktioniert?«
»Natürlich hat es funktioniert! Das wissen wir doch. Schließlich geht es hier um Jesus.« Ego schien sich seiner Sache nicht völlig sicher.
Tony hakte nach. »Gott hat also seinen gesamten Zorn auf Jesus gelenkt, statt auf die Menschen, und damit war sein Zorn für alle Zeiten gestillt? Ist es das, was du mir sagen willst?«
»Genau … nun ja, nicht genau . Aber das ist wirklich eine ausgezeichnete Frage, Mr. Spencer, ganz ausgezeichnet. Sie können stolz darauf sein, eine so geniale Frage ersonnen zu haben.«
Ego wusste nicht weiter, und Tony durchschaute ihn. »Also?«
Ego trat unruhig von einem Bein aufs andere. »Mr. Spencer, Sie müssen das so sehen, und, glauben Sie mir, ich verrate es Ihnen nur, weil Sie ein so außergewöhnlicher Mensch sind. Es ist sehr vertraulich, gehört in die Kategorie der Annahmen, die man besser nicht laut ausspricht, aber es kann unser kleines gemeinsames Geheimnis werden. Sehen Sie, die Wahrheit ist, dass mit Gott nur schwer auszukommen ist. Seine Schöpfung« – er zeigte auf Tony – »hat seine Gebote sträflich missachtet. Dadurch ist der Zorn Gottes nun ein ständiges Merkmal von Gottes Charakter. Dieser Zorn ist wie ein ewiges Feuer, ein notwendiges Übel, wenn man so will. Und er verzehrt alle, die nicht bereit sind, Jesus nachzufolgen. Sind Sie bereit, Jesus zu folgen?« Er hob eine Augenbraue, die schroff aus seinem dick mit Make-up beschmierten Gesicht ragte. Zustimmung heischend starrte er Tony an. »Nun, wie dem auch sei. Sie sollten niemals vergessen, dass die einzige Konstante im Wesen Gottes sein gerechter Zorn ist, den er bereits mit aller Macht auf Jesus gelenkt hat. Wenn Sie also dem Zorn Gottes entgehen möchten, dann müssen Sie wie Jesus werden, sich Gott unterwerfen und wie Jesus leben: heilig und rein. Seid vollkommen, wie ich vollkommen bin … so steht es in der Bibel.«
Tony blickte auf die ausgedörrte, trostlose Erde zu seinen Füßen. »Dann besteht also keine Hoffnung für einen wie mich. Das ist es, was du mir sagen willst. Ich habe nicht das Zeug dazu, wie Jesus zu leben, heilig und rein.«
»Nein, nein, das ist nicht wahr, Mr. Spencer. Es gibt immer Hoffnung, besonders für jemanden, der sich so hart bemüht wie Sie, der so außergewöhnlich ist wie Sie. Es gibt nur leider keine Gewissheit, das ist alles.«
»Dann behauptest du also, dass unsere Beziehung zu Gott bloßes Wunschdenken ist. Nichts, worauf man wirklich bauen kann, nur eine Möglichkeit?«
»Bitte, achten Sie das Wunschdenken nicht gering. Fast alles in Ihrer Welt wurde durch Wunschdenken erschaffen, Mr. Spencer. Verkaufen Sie sich nicht unter Wert. Ihr Wunschdenken, Ihr Sehnen und Hoffen macht Sie sehr gottähnlich.«
»Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt«, sagte Tony herausfordernd. Es war eine Bibelzeile, an die er sich erinnerte.
Ego schaute theatralisch zu Boden. »Das ist so unglaublich traurig, nicht wahr?« Er schüttelte den Kopf.
»Traurig?«, widersprach Tony. »Das ist nicht traurig. Wenn es wahr ist, dann ist es das Schönste, was ich je gehört habe! Es bedeutet, dass Gott uns liebt, die wir in dieser Welt leben. Gott liebt mich!« Diese Erkenntnis weckte in ihm eine große Wut gegen Ego. »Weißt du was? Mir ist es egal, was du willst. Du und deine Gehilfen, ihr alle seid Lügner, und eure Lügen sind dämonisch …«
»Nicht!«, kreischte Ego. Er gewann aber schnell die Beherrschung wieder und setzte ein breites Lächeln auf. »Mr. Spencer, dieses Wort verwenden wir hier nicht. Das ist völlig veraltete Mythologie. Wir sind nicht diese … diese hässlichen, abscheulichen und
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