Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
jetzt.«
Sie steuerte auf den Ausgang der Intensivabteilung zu, wo die Frau von der Anmeldung gerade mit einem Mann und einer Frau sprach. Sie war eine attraktive Frau in einem perfekt sitzenden Anzug, während er das übliche Outfit des Nordwestens trug: Jeans, Fleecepulli und eine Windjacke, die er sich über den Arm gehängt hatte. Maggie selbst war offenbar der Gegenstand des Gesprächs, denn sie deuteten in ihre Richtung.
»Das gibt’s doch nicht!«, stöhnte Tony äußerst besorgt. »Das ist Loree, und Jake ist bei ihr. Ich habe die beiden seit Jahren nicht gesehen. Was sollen wir jetzt tun?«
»Maggie? Sind Sie Maggie?« Jake kam zu ihr und umarmte sie herzlich. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen.« Er lächelte.
Es war ein authentisches, sympathisches Lächeln, und Maggie reagierte erfreut. »Jake, schön Sie zu treffen.« Sie wandte sich der beeindruckend schönen Frau zu, die sich zu ihnen gesellt hatte. »Und Sie müssen Loree sein. Ich muss sagen … wüsste Tony, dass Sie ihn besuchen kommen, wäre das eine große … eine wundervolle Überraschung für ihn.«
»Oh nein«, ächzte Tony.
Loree nahm Maggies Hand in ihre beiden Hände und schüttelte sie sanft, offenbar voll Dankbarkeit.
Maggie fand die beiden auf Anhieb sympathisch, das spürte Tony deutlich. »Das ist mein Untergang«, grummelte er. Maggie ignorierte ihn.
»Damit, dass es eine große Überraschung wäre, haben Sie wohl recht«, sagte Loree und lachte. Maggie fand sie lebhaft, mit einer angenehmen Ausstrahlung. »In den letzten Jahren haben wir ausschließlich über unsere Anwälte kommuniziert, was zumindest bewirkte, dass der Dialog in zivilisierten Bahnen verlief. Bestimmt hat er Ihnen einige Horrorgeschichten über mich erzählt.«
»Nein, das hat er nicht«, sagte Maggie. »Er spricht wenig über seine Familie oder persönliche Dinge.« Sie bemerkte, wie Jake den Blick senkte, und fügte rasch hinzu: »Ich weiß, dass er in letzter Zeit damit begonnen hatte, sich zu ändern. Er erzählte mir, was für ein schrecklicher Mensch er früher gewesen war. Dass er alle, die ihn mochten, von sich gestoßen hat, und wie schlecht er die Leute behandelte …«
»Okay«, flötete Tony dazwischen, »ich glaube, du musst nicht noch mehr ins Detail gehen …«
Maggie fuhr fort: »Wenn ich darüber nachdenke, kann ich mir durchaus vorstellen, dass der Gehirntumor wenigstens zum Teil für dieses dumme, unmögliche Verhalten verantwortlich war. Ich bin Krankenschwester von Beruf und verstehe ein wenig davon. So ein Tumor kann sonderbare Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung und Außenwahrnehmung eines Menschen haben.«
Loree lächelte, aber mit einem traurigen Zug um die Augen. »Wenn das zuträfe, dann müsste er diesen Tumor schon viele Jahre gehabt haben. Nein, ich glaube, das Ganze hatte viel mehr mit Gabriels Tod zu tun.«
»Gabriel?«, fragte Maggie.
Für einen Moment huschten Verwirrung und Sorge über Lorees Gesicht, gefolgt von einem Schatten der Resignation. »Oh, Tony hat Ihnen nichts von Gabe erzählt. Das sollte mich eigentlich nicht überraschen. Dieses Thema war stets tabu.«
»Das tut mir leid.« Maggie legte sanft die Hand auf Lorees Arm. »Nein, ich weiß nichts über ihn, und wenn es etwas Persönliches ist, habe ich volles Verständnis, wenn Sie es lieber für sich behalten möchten.«
»Nein, Sie können es ruhig wissen. Es war die schwerste Zeit meines, unseres Lebens. Mit der Zeit ist es für mich zu etwas Kostbarem geworden, einer wertvollen Erfahrung, aber ich glaube, für Tony war es ein Abgrund, aus dem er nie wieder herausfand.«
Eine einzelne Träne lief ihr über die Wange. Sie wischte sie rasch weg. »Gabe war unser erstes Kind, und er war das Licht in Tonys Leben. Gabe klagte über Magenschmerzen und musste sich übergeben. Deshalb gingen wir am Tag nach seinem fünften Geburtstag mit ihm zum Arzt. Er ließ Gabe röntgen, und dabei wurden Tumore in seiner Leber entdeckt. Es stellte sich heraus, dass es sich um das Hepatoblastom handelte, eine seltene Form von Leberkrebs. Es hatten sich bereits Metastasen gebildet, sodass die Ärzte nicht mehr viel für ihn tun konnten. Uns blieb nur, zu warten und zuzusehen, wie die Krankheit ihn aufzehrte. Es war furchtbar, aber als Krankenschwester wissen Sie ja, wie das ist.«
»Allerdings.« Maggie nahm sie in den Arm. »Ich arbeite in der pediatrischen Onkologie. Ich fühle mit Ihnen.«
Loree rang einen Moment um Fassung und wischte sich mit einem
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