Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
wissen?«
»Deine Ex. Weiß sie, dass dir das alles leidtut?«
»Glaube ich nicht. Ich habe es ihr nie gesagt. Mir war gar nicht bewusst, was ich angerichtet habe und was für ein Arsch … Na ja, du hast bisher ja nur ein paar meiner schlechten Seiten kennengelernt … aber auch dafür möchte ich mich übrigens bei dir entschuldigen.«
»Tony«, erwiderte Maggie, »ich habe noch keinen Menschen getroffen, der nur schlechte Eigenschaften hatte. Ziemlich schlecht, ja, aber niemals nur schlecht. Jeder war mal Kind, und das gibt mir Hoffnung, für alle Menschen. Sie alle bringen letztlich zum Vorschein, was sie in sich tragen, und für alles, was sie tun, gibt es Gründe, auch wenn sie die oft selbst nicht kennen. Manchmal dauert es, bis man den Grund findet, aber nichts geschieht ohne Grund.«
»Ja, das lerne ich auch gerade«, sagte er. Maggie war so freundlich, nicht weiter nachzuhaken. Für eine Weile blieben sie in dem Zimmer, beobachteten, lauschten, jeder seinen persönlichen Gedanken nachhängend.
Maggie brach das Schweigen. »Dass sie alle da sind, ist also eine Überraschung für dich?«
»Es gibt im Moment für mich ziemlich viele Überraschungen«, stöhnte er. »Magst du etwa Überraschungen?«
»Hey, du solltest dankbar für sie sein. Sie erinnern dich daran, dass du nicht Gott bist.«
»Das ist echt lustig«, erwiderte er. »Erinnert mich an ein Gespräch, das ich hatte … ach, reden wir nicht davon.«
Sie wartete. Er fuhr fort: »Ja, du hast recht. Ich hatte keine Ahnung, dass Jake hier in die Gegend gezogen ist. Als ich zuletzt von ihm hörte, lebte er irgendwo in Colorado. Loree und Angela hassen mich wie die Pest. Dass sie hier sind, ergibt überhaupt keinen Sinn, es sei denn … sie alle glauben, ich sterbe, und wollen sich ihren Erbteil sichern.«
»Du denkst ja echt schlecht von ihnen! Klingt ziemlich paranoid. Könnte es nicht sein, dass sie einfach hier sind, weil du ihnen etwas bedeutest?«
Schweigen. Diese Möglichkeit hatte er gar nicht in Betracht gezogen.
»Tony? Mach dich bloß nicht aus dem Staub und lass mich hier allein!«
Das Gespräch verlief in eine Richtung, an die er während der jüngsten Ereignisse gar nicht mehr gedacht hatte. »Oh, mein Gott!«, rief er.
»Tony, pst!« Er war so laut, dass sie fürchtete, andere könnten ihn möglicherweise doch hören. »Was hast du denn?«
»Mein Testament!« Wäre er in der Lage gewesen, nervös auf und ab zu gehen, er hätte es getan. »Maggie, kurz bevor ich ins Koma fiel, habe ich mein Testament geändert. Ich hatte das total vergessen. Ist mir erst gerade wieder eingefallen. Ich kann es nicht glauben! Was habe ich nur getan?!«
»Langsam, Tony, beruhige dich. Du hast also dein Testament geändert. Was ist so schlimm daran?«
»Oh, Maggie, du verstehst nicht! Ich war so ein Trottel! Ich war paranoid und dachte, alle hätten es auf mich abgesehen. Außerdem hatte ich zu viel getrunken und …«
»Und was?«
»Maggie, verstehe bitte, dass ich total durch den Wind war. Ich war völlig außer mir.«
»Und wo bist du jetzt?« Sie hätte angesichts der Ironie beinahe laut aufgelacht, beherrschte sich aber Tony zuliebe. »Was hast du denn angestellt?«
»Ich habe mein ganzes Vermögen Katzen vererbt!«
»Du hast was?« Maggie konnte nicht glauben, was sie da in ihrem Kopf hörte.
»Katzen! Ich habe ein neues Testament aufgesetzt und alles einer Wohltätigkeitsorganisation vermacht, die sich um Katzen kümmert. Ich habe einfach danach gegoogelt und die erste genommen, die ich fand.«
»Katzen?«, wiederholte Maggie kopfschüttelnd. »Warum Katzen?«
»Dumme Gründe. Ich hatte immer schon eine Affinität zu Katzen. Sie sind glänzende Manipulatoren, und deshalb fühlte ich mich ihnen verwandt. Aber der Hauptgrund war schiere Bosheit. Loree hasst Katzen. So wollte ich allen noch aus dem Grab heraus den Stinkefinger zeigen. Zwar glaubte ich nicht an ein Leben nach dem Tod, aber ich dachte, dass ich dann wenigstens mit einem Gefühl der Befriedigung sterben würde.«
»Tony, ich mag Katzen, aber das ist trotzdem das Dümmste, was ich je gehört habe! Und außerdem ist es auch noch fies und gemein.«
»Ja, das weiß ich inzwischen, glaub mir. Ich bin nicht mehr der, der ich war.« Er stöhnte. »Aber was habe ich nur alles angerichtet!«
»Na gut, Tony …« Maggie widerstand ihrem Instinkt, diesen Menschen zu beschimpfen. »Warum sind wir heute wirklich hier? Doch nicht, weil du einfach dein hübsches Gesicht sehen
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