Der Weg: Wenn Gott Dir eine zweite Chance gibt (German Edition)
ist nicht wahr! Ich hatte dich doch. Ich hatte dich in meinen Armen, ich habe dich festgehalten, doch du bist mir entglitten, und ich konnte nichts dagegen tun. Das tut mir so leid.« Er sank auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen. »Vielleicht«, er schaute auf, »vielleicht kann ich dich heilen. Vielleicht kann Gott mich in der Zeit zurückreisen lassen, und dann kann ich dich heilen …«
»Nein, Daddy, tu das nicht.«
»Aber versteh doch, Gabe! Wenn Gott es mir ermöglicht, in der Zeit zurückzureisen und dich zu heilen, wäre mein Leben nicht ein so schrecklicher Fehlschlag …«
»Daddy.« Gabriels Tonfall war sanft, aber fest und entschieden.
»Und dann hätte ich deiner Mama nicht so wehgetan und wäre nicht so hart zu deiner Schwester gewesen. Wenn du nur …«
»Daddy!« Die Stimme wurde lauter.
»Wenn du nur nicht … gestorben wärst. Warum musstest du sterben? Du warst so klein und schwach, und ich habe wirklich alles versucht, um dich zu retten. Gabe, ich habe Gott sogar angeboten, mich an deiner Stelle zu holen, aber das hat er nicht getan. Ich war nicht gut genug. Es tut mir so leid, mein Sohn.«
»Daddy, hör auf!«, rief Gabriel. Tony schaute auf. Tränen liefen seinem Sohn über die Wangen, und die tiefe Liebe, die er für seinen Vater empfand, stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Daddy, bitte, du musst damit aufhören«, flüsterte Gabriel jetzt leise. »Du musst aufhören, dir selbst Vorwürfe zu machen, meiner Mutter, Gott, der ganzen Welt. Bitte, du musst mich gehen lassen. Du hast mich jahrelang hier bei dir in diesen Mauern festgehalten, und nun ist es endlich Zeit, dass wir beide diesen Ort verlassen.«
»Aber, Gabriel, ich weiß nicht, wie!« Diese Klage kam aus Tonys innerster Tiefe, und es war der aufrichtigste Hilferuf seines Herzens. »Wie soll ich das schaffen? Dich loszulassen? Ich will es nicht, kann es nicht …«
»Daddy, hör zu.« Gabriel kniete sich hin, damit er seinem Vater in die Augen schauen konnte. »Hör mir zu: Ich existiere hier nicht. Du bist es, der sich selbst hier eingesperrt hat, und das bricht mir das Herz. Es ist Zeit, dass du aufbrichst, frei wirst, dass du deine Gefühle wieder zulässt. Es ist okay, wenn du wieder lachst und das Leben genießt. Glaub mir, es ist okay.«
»Aber wie kann ich das, Gabriel, ohne dich? Ich weiß nicht, wie ich dich loslassen soll.«
»Daddy, ich kann es dir nicht erklären, aber du bist bereits mit mir zusammen. Im Jenseits sind wir nicht getrennt. Du sitzt im beschädigten Teil der Welt fest, und es wird Zeit, dass du dich davon frei machst.«
»Aber warum bist du dann hier, Gabriel? Wie kommt es, dass ich dich sehen kann?«
»Weil ich Papa-Gott um dieses Geschenk gebeten habe, Daddy. Ich habe darum gebeten, hierherkommen zu dürfen, um dir dabei zu helfen, die Bruchstücke deines Lebens wieder zusammenzusetzen. Daddy, ich bin hier, weil ich dich von ganzem Herzen liebe und weil ich möchte, dass du heil und frei wirst.«
»Oh, Gabriel, es tut mir so leid, dass ich dir neuen Schmerz bereite …«
»Nein, Daddy! Begreifst du denn nicht? Ich leide doch gar nicht. Ich bin gerne hierhergekommen. Hier geht es nicht um mich. Es geht um dich.«
»Aber was soll ich tun?« Nur mühsam brachte Tony die Worte heraus.
»Geh hinaus, geh mitten durch diese Mauern, die du selbst gebaut hast, und schaue nicht zurück. Erlaube es dir selbst, frei zu werden und dich auf den Weg zu machen, Daddy. Sorge dich nicht um mich. Mir geht es viel, viel besser, als du dir vorstellen kannst. Auch ich bin eine Melodie.«
Da musste Tony gleichzeitig lachen und weinen. »Darf ich dir sagen, wie … wie schön es ist, dich zu sehen? Ist es okay, wenn ich dir das sage?«
»Es ist sehr gut, mir das zu sagen, Daddy!«
»Und darf ich dir sagen, dass ich dich liebe und wie ich dich vermisse und dass ich manchmal an nichts anderes denken kann als an dich?«
»Ja, auch das ist gut, aber jetzt ist es Zeit, mir auf Wiedersehen zu sagen. Und das ist gut so, denn du solltest dich nun auf den Weg machen.«
Tony stand auf. Immer noch flossen seine Tränen. »Du hörst dich fast an wie Großmutter.« Jetzt musste er ein wenig lachen.
Gabriel lächelte schelmisch. »Das betrachte ich als Kompliment.« Er schüttelte den Kopf. »Ach, wenn du wüsstest, Daddy. Es ist alles okay. Mir geht es wirklich gut.«
Tony stand da und schaute seinen fünfjährigen Sohn einen Moment an. Schließlich atmete er tief durch und sagte: »Okay, mach es
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