Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert
werde hart! Fange nur nicht an, das Kind aus dem Bett herauszunehmen…« 7 Oder: »Junge Bäume müssen beschnitten werden.« Auch die Inzuchtnahme eigener Wünsche ließ Frauen seelisch verhärten. Wer sich »aufopfert«, will häufig dadurch entschädigt werden, dass er (sie) von anderen ebenfalls Opfer verlangt.
Körperliche Zärtlichkeitsgesten, das wohlige Gefühl von Geborgenheit auf dem Schoß der Mutter, im Arm des Vaters tauchen in den Erinnerungen meiner Interviewpartner selbst dann überraschend selten auf, wenn Kindheit und Jugend als behütet und liebevoll geschildert werden. Intensive Gespräche zwischen Eltern und Kinder haben Seltenheitswert. Ohne akuten Anlass reden Familienmitglieder offenbar kaum über Gefühle, schon gar nicht über solche, die ausscheren aus der alltäglichen Befindlichkeit. »Über Glück zu reden war damals wohl fast so unanständig wie über Sexualität zu sprechen«, beleuchtet ein Interviewpartner, Axel Braig, die Bevorzugung sachlicher Themen, die einst wie heute Schutz bieten vor ungeübter und womöglich verfänglicher Nähe. Umso leuchtender ragen die Sternstunden intensiver Gemeinsamkeit heraus.
Es sind meist einfache Begebenheiten, die meine Gesprächspartner zu Augenblicken des Glücks adeln: Der Spaziergang durch den Wald, auf dem die sonst abweisende Mutter aus Orangenschalen ein Häuschen baute; der regelmäßige Bridgeabend zu viert; die Nachmittage, an denen der Vater mal entspannt im Sessel saß und sich zum Gaudi seiner Töchter frisieren ließ; das Hochgefühl, als man in den Schulferien jobbte und vom Chef als vollwertige Arbeitskraft behandelt wurde; die Freude der Eltern über das heimlich einstudierte Geburtstagsständchen. Verlässliche Festrituale sind zwar im Teenageralter oft lästig, im Rückblick aber wird das schöne Weihnachten und die Kindergeburtstagsfeier, für die der Vater extra einen Kleinbus mietete, um alle Gäste nach Hause zu bringen, mit Goldrand versehen. Tief eingekerbt, hallt die gute oder schlechte Atmosphäre kalendarischer Höhepunkte nach und beeinflusst, ob wir Jahresfeste gern gestalten oder ob wir uns lieber verdrücken, beziehungsweise anderen die Stimmung vermasseln und damit unser Verhältnis zu Festen wiederum an unsere Kinder weiterreichen.
Auch wenn wir mit der Lebensüberschrift unser Eltern mehr verbandelt bleiben als uns meist lieb ist, haben wir die Wahl: Zementieren wir durch Schuldzuweisung, gezielte Provokation oder übermäßige Bewunderung kindliche Abhängigkeitsverhältnisse? Oder werden wir mündig, indem wir uns nicht in (gegenseitige) Erwartungen verstricken lassen?
Manchmal gelingt die Ablösung nur durch Distanz. Doch vor allem die Nachsicht mit Unzulänglichkeiten und Fehlern lockert Verknotungen. Lange habe sie viel Kraft damit vergeudet, sich den Erwartungen ihrer Mutter zu widersetzen, erzählt Elisabeth S. Nun, da sich mit der Gebrechlichkeit der Mutter das Machtgefüge verkehrt, könne sie auf die Demonstration eigener Stärke verzichten. Mit zunehmendem Alter stellen wir meist fest, wie ähnlich wir unseren Eltern sind. Wie Lieselotte Thoma schildert, können wir schädliche Familienverhaltensmuster gleichwohl durchbrechen. Wenn wir aufhören zu hadern, welche Türen unsere Eltern uns versperrt haben, öffnet sich der Blick für diejenigen, die wir selbst öffnen können.
Ehe und Partnerschaft
Die Liebe: eine Glücksquelle. Auf Wolke sieben schweben wir zumeist zu zweit. Statistiker fanden heraus: Menschen in einer Partnerschaft leben länger und gesünder 8 . Vor allem bei Männern erhöht sich nach Ende ihrer Ehe das Risiko zu erkranken. Besonders männliche Singles sind suizidgefährdet, was ihre schnelle Bereitschaft erklären mag, sich wieder fest zu binden. Wie Psychologen wissen, rauschen im Stadium der Verliebtheit nicht nur die Hormone. Die Lust aufeinander ist auch ein überaus kreativer Prozess. Wir geben eingefleischte Gewohnheiten auf, werden angesteckt von den Interessen des Partners und verführen uns wechselseitig zu Entdeckungen. Wir werden buchstäblich verrückt: Wir schwingen mit dem Partner und sehen durch seine Augen vieles im neuen Licht. Wie ein Wegweiser schildert uns das gemeinsame Glück unbekannte Gebiete aus, die wir vorher links liegen ließen oder deren Eroberung wir uns allein nicht zutrauen. Euphorisch wachsen Verliebte über bisherige Begrenzungen hinaus, aber sie überschätzen auch die Möglichkeiten innerer Veränderungen. Wir lieben Gaben aus dem Partner
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