Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert
zugeschrieben. Aristippos (um 435 – 350 v.Chr.) und Epikuros aus Athen ( 342 – 271 v.Chr.) sind in der Antike die Hauptvertreter des hedonistischen Lebensprinzips (hedoné ist das griechische Wort für Lust). Kultur und Schönheit verfeinern das Leben, sexuelle Lust und Gaumenfreuden machen das Dasein begehrenswert. Doch trotz körperlicher Genüsse artet das Leben nicht zur Orgie aus. Man(n) ist Herr der Lust, nicht ihr Knecht. Statt von Trieben beherrscht zu werden, behält der Glückliche dank seines Augenmaßes die Zügel in der Hand. Leidenschaften, die in süchtige Ausschweifungen umschlagen, bringen allenfalls ein kurzes Glück, dem bald der Katzenjammer folgt. Glück liegt darin, gleichzeitig in und über den Dingen zu stehen. Zur Lebenskunst gehört es auch, den Tod nicht zu fürchten. 27
Für Platons Schüler Aristoteles ( 384 – 322 v.Chr.) versprechen allein die Tugenden langfristig Glück. Anders als die Hedonisten stuft er Lebensgenießer in drei Kategorien ein: Auf dem untersten Niveau frönen Menschen vor allem leiblichen Bedürfnissen. Anspruchsvoller ist der Lebensstil gebildeter und energischer Menschen, die sich politisch engagieren. Die höchste Lebensform ist die philosophische. Um des Wissens willen gehen Menschen Dingen auf den Grund. Für die Philosophen in der Antike durchaus kein Widerspruch, setzt ein Leben des Geistes allerdings eine Schar dienstbarer Geister voraus, die zu dieser Zeit meist Sklaven waren. Glücklich ist für Aristoteles jedoch nur der, der das Wohl seiner Mitmenschen mitbedenkt. Sein Handeln ist auf das Gute ausgerichtet, erkannt wird das Gute mittels seiner praktischen Urteilskraft. Verankert in sittlichen Grundsätzen, gleichwohl kein Prinzipienreiter und interessiert an sozialen Kontakten, erwägt nach Aristoteles ein glücklicher Mensch die Erfordernisse des Augenblicks und webt mit am Netz gesellschaftlicher Beziehungen. 28
Seneca (etwa 4 v.Chr. bis 65 n.Chr.), von Hause aus begütert und zudem vom römischen Kaiser Nero mit Reichtum überhäuft, erklärt allein die Vernunft zur Richtschnur des glücklichen Lebens. Den Vorwurf, dass er Wasser predige und Wein trinke, fängt Seneca auf, indem er betont, dass die Einstellung gegenüber Besitz maßgeblich sei. Ist man davon abhängig oder könne man gegebenenfalls auch ohne Wohlstand glücklich sein? Wer in wohlbedachten Schenkungen an Ärmere abgibt, beweist seine Tugend. Glück ist nicht Lohn der Tugend, glücklich macht die Tugend selbst. Kritikern seines Lebensstils entgegnet Seneca, dass er »Tugend anbetet und ihr in ungeheurem Abstand hinterherkriecht« 29 . Seine Abkehr von Tyrannei und sein Tod indes zeigen, dass das Gewissen für ihn durchaus ein verbindlicher Maßstab war.
Zu den ältesten Werken der spirituellen Literatur gehört das »Dhammapada– Die Weisheitslehren des Buddha«. In der heiligen Schrift des Buddhismus werden die großen Themen der Menschheit abgehandelt. Der Buddhismus kennt vier Quellen, aus denen Menschen Glück schöpfen. Reichtum, weltliche Anerkennung, Spiritualität und Erleuchtung. Auch Gesundheit und gute soziale Beziehungen sind Bausteine des Glücks. Der Schlüssel zum Wohlbefinden liegt jedoch in unserem Geist. Unsere Gesinnung ist der Filter, durch den wir uns und andere wahrnehmen. Sie lenkt unsere Erfahrungen. Die Kontrolle unseres Bewusstseins, die Ruhe im Geist ist gleichbedeutend mit Glück. Dies passiert nicht durch Rückzug von der Welt, sondern, indem wir uns von Hass, Gier und Neid befreien. Besitz und Macht führen nicht zum Glück, da aus beidem Angst und Sorge entstehen. Um glücklich zu werden, müssen wir uns von äußeren Ereignissen und der Meinung anderer unabhängig machen, die tiefste Freude entspringt aus uns selbst. Unabdingbar freilich ist die liebevolle Beziehung zu Menschen. Wenn wir in Begegnungen das Verbindende und nicht das Trennende suchen, entgehen wir der Einsamkeit und bereichern uns gegenseitig. Für den Dalai Lama ist Güte die wahre Natur des Menschen. Negative Emotionen verhindern, zum Kern der Dinge vorzudringen. Auch Menschen, die sich in ihrer Glücksfähigkeit üben, erleben Höhen und Tiefen, aber es fällt ihnen zunehmend leichter, in einen positiven Geisteszustand zurückzukehren. Glück entwickelt sich langsam. Im Unterschied zum Vergnügen ist es aber ein stabiles Gefühl.
Gottgefälliges Glück in Mittelalter und Neuzeit
Seit Jahrtausenden sinnen Menschen über das Glück nach. Doch der Begriff »Glück« taucht in der
Weitere Kostenlose Bücher