Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert
dazu verdammt ist, Fehler ständig zu wiederholen. Als meine Mutter hinfälliger wurde, wohnte sie ein halbes Jahr bei mir. Sie wurde sehr unleidlich, fauchte ihre Enkel ebenso an wie mich früher, aber meine Kinder ließen sich davon überhaupt nicht beeindrucken. Das hat mich gefreut. Ich war als Kind wie eingefroren, meine Kinder ließen sie einfach abblitzen. Bevor meine Mutter vor acht Jahren starb, konnten wir miteinander Frieden schließen. In der letzten Lebensphase war sie verwirrt, sie wurde lustig und entspannt, alles Böse war weg. Es wurde keine Liebe, aber eine Freundschaft.
In der Beziehung zu einem griechischen Gastwirt habe ich vertraute Beziehungsmuster noch einmal durchlebt, diesmal aber wurde mir die Unfähigkeit, miteinander zu reden, die durch die Sprach-barriere noch verstärkt wurde, bald bewusst. Früher haben mir Männer, und in meinen Augen waren das gute Männer, oft gesagt: »Mit dir kann man ja nur ins Bett gehen.« Weil sie sich von mir trennten, nahm ich die, die mich wollten, und das waren meist verklemmte, etwas schräge Vögel, die ich ein bisschen lockerer machte.
Heute gelingt es mir besser, allein zu sein, aber ich brauche schon Gesellschaft. Ich habe einen Hund und vermiete ein Zimmer auch, damit ich jemand ein bisschen umsorgen kann. Meine Arbeit macht mir Spaß, ich liebe die Natur, radele viel, ich bin dabei, mir beim Nähen und Kochen handwerkliches Rüstzeug anzueignen, um meine Ideen umzusetzen. Ich habe einen Tanzkurs besucht, lese gern Biografien, man kann aus all den Verwicklungen, Verzwickungen lernen. Als Museumsführerin wird man trainiert, vor anderen zu sprechen. Manchmal sage ich mir: Ich sollte mehr singen. Gerade habe ich eine Anzeige aufgegeben, um Menschen für Ausflüge ins Potsdamer Umland zu finden. Vor kurzem wohnte eine junge Frau bei mir. Ich merkte, dass sie etwas störte, aber sie druckste nur herum. Ihre Unfähigkeit, sich zu äußern, erinnerte mich sehr an mich. Nach ein paar Tagen habe ich mich überwunden und sie angesprochen. Das Problem war bald aus der Welt geschafft. Etwas im offenen Gespräch zu klären war für mich ein richtiges Glück.
Rätselhaftes Glück: Glücksforschung einst und jetzt– ein Überblick
Lebenskunst in der Antike
Seit Urzeiten rätseln Menschen über das Wesen des Glücks. Von der Antike bis zum heutigen Tag gibt es eine Übereinstimmung in zwei Fragen: Menschen streben nach Glück. Und: Glückserlebnisse sind zeitlich begrenzt. Doch auch nach tausendjährigem Nachdenken über das Wesen des Glücks gibt es keine Übereinkunft, was man unter Glück versteht, noch welcher Königsweg zu ihm führt. Als Gründer des 1990 etablierten Instituts für Glücksforschung weiß Alfred Bellebaum, dass es unmöglich ist, eine allgemeingültige Antwort zu finden. »Ich definiere das Glück nicht. Für mich ist Glück das, was sich Menschen unter Glück vorstellen«, beantwortet der emeritierte Soziologieprofessor die Frage nach dessen Inhalt. 25
Gleichwohl bleiben Propheten, Weise, Gelehrte und Wissenschaftler dem Geheimnis des Glücks auf den Fersen. »Die Untersuchung des glücklichen Lebens ist der einzige Gegenstand, dem sich die Philosophie zum Zweck und Ziel setzen muss«, schrieb Cicero seiner Zunft auf die Fahne, wobei von jeher zwischen »Glück haben« und »glücklich sein« unterschieden wird. »Glück ist die Folge einer Tätigkeit«, schrieb Aristoteles. Das Glück werde dem zuteil, der seine Möglichkeiten optimal nutzt. Das griechische Wort für Glück eudaimonia bedeutet wörtlich übersetzt »guter Geist« und impliziert: Glück gedeiht, wenn man die Tugend als eine Art Lebenskompass benutzt. Auch andere antike Philosophen kamen zum Schluss: Glück kann man lernen. Laut Sokrates, Platon, Aristoteles, Cicero und sogar Epikur erreicht man es, wenn man in richtiger Mischung zwischen Vernunft und sinnlichen Begierden seine Pflichten erfüllt, ohne sich von Alltagsgeschäften unterjochen zu lassen. Wer im besonnenen Umgang mit sich tugendhaft, das heißt seinen Wertvorstellungen gemäß, handelt, führt ein richtiges, also sinnvolles Leben und erlangt schließlich Weisheit, die höchste Stufe des menschlichen Glücks. 26
Unterscheidet man die Grundtypen des richtigen Lebens, die Philosophen aus der Antike propagieren, so schälen sich mehrere Wertvorstellungen heraus, die freilich daran kranken, dass ihre Fürsprecher sie selbst oft nicht beherzigten.
Die sinnesfrohe Variante des Glücks wird vor allem Epikur
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