Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert
ich in der Erfüllung meines Lebenstraumes fast verlorengegangen. Ich hatte überwiegend Jüngere um mich, legte mich an mit Autoritätspersonen, die benoteten statt zu erklären, ich rutschte in die Magersucht, und ich mochte München nicht. Ich fand die Stadt oberflächlich und die Kunstszene nicht nährend. Es gibt in München kaum Kunst, die unter die Haut geht, wo es auch mal rumpeln darf. Und ich wusste nicht: Wo kann man hier andocken? Durch meine vielen Umzüge war ich zwar darin geübt, mich sozial abzudecken. Mein Adressbuch war voll mit Telefonnummern, aber wenn man mich gefragt hätte, wer für mich wichtig ist, wären zwei Leute übriggeblieben.
In diese Zeit fallen auch einige meiner glücklichsten Wochen. Zweimal nahm ich bei dem berühmten Choreographen Merce Cunningham in New York an einem Workshop teil. Wir trainierten in seinem riesigen Studio in Greenwich Village mit Blick auf die Skyline von Manhattan, ein Pianist begleitete uns auf dem Klavier, ich durfte mit Top-Leuten zusammen sein. Da hatte ich das Gefühl: »Elke, du erreichst alles, was du willst.«
Und dann, kurz vor Abschluss meiner Tanzausbildung, wurde ich gestoppt. Ich war auf dem Fahrrad unterwegs, ein Auto fuhr mich zusammen, ich hatte einen komplizierten Beinbruch. Die lange Rekonvaleszenz habe ich genutzt, um mich mit Yoga, Reiki 54 und esoterischer Literatur zu beschäftigen, Dinge, für die ich vorher nie Zeit hatte. Aber mir war klar: Ich werde wieder tanzen!
Ein dreiviertel Jahr nach dem Unfall wurde ich im Tanzensemble der Münchner Staatsoper engagiert. Bei der allerersten Premiere durchströmte mich wie in New York das Glücksgefühl: »Ich schaffe alles.« Als ich einmal eine Solorolle bekam, schrieb ein Kritiker: »Ihr Tanz erinnert an Ginger Rogers.« Das Lob freute mich ungeheuer, weil mein Vorbild Fred Astaire war, nun wurde ich mit dessen Tanzpartnerin verglichen. Ich mag es, vor Leute zu treten, habe das Gefühl, ich bin auf einer Bühne mehr in meiner Kraft als im normalen Leben. Lampenfieber gehört dazu. Ich will spüren, dass ich in eine andere Welt gehe, ohne dabei so nervös zu sein, dass ich Erwartungen nicht erfüllen kann.
Der Hauptgrund, weshalb ich nach vier Jahren die Oper verließ: Ich akzeptierte die miserable Bezahlung nicht mehr. Damals war ich gewerkschaftlich engagiert und war enttäuscht, dass die meisten Tänzer die niedrige Gage schluckten. Zudem störte mich die Beamtenmentalität. Wie die Maurer begannen wir Punkt neun mit den Proben, Schlag 13 Uhr war Mittagspause. Kaum einer war bereit, einmal zehn Minuten dranzuhängen.
Ich habe mehrere Krisen erlebt. Damals mit Ende 20 , als ich den Tanz in Frage stellte, war ich auf dem absoluten Tiefpunkt. Meine Welt wurde immer enger, ich war unzufrieden mit mir und wusste nicht: Wo werde ich wieder beseelt? Wo ist hier jemand? Beim Überqueren einer Brücke dachte ich manchmal: Ich spring’ runter, weil ich die Glasglocke nicht mehr ertragen konnte, die sich morgens über mich stülpte. Ich war zwar aktiv, auf der Liste, die ich täglich abarbeitete, stand auch: »Die und die muss ich treffen!«, aber ich war eigentlich nirgendwo richtig dabei. Und mich zermürbten die chronischen Rückenschmerzen. Mein Wunsch, durch Körperarbeit anderen zu helfen, entstand auch aus eigener Not. Ich suchte etwas, was mir hilft. Ich ging dann in die energetische Richtung, machte den Master in NLP55 , nach einem zweiten Bandscheibenvorfall hängte ich eine Atemausbildung dran, absolvierte eine Kinesiologie- 56 und eine Bioenergetik-Ausbildung 57 und schloss eine Ausbildung zur Feldenkraistherapeutin 58 ab. Jede neue Methode war für mich zunächst eine Offenbarung. Ich war immer hundertprozentig dabei, habe das Gelernte hundertprozentig in meine eigenen Kurse aufgenommen und kam jedes Mal an den Punkt: Jetzt langweilt es mich. In Kursen über BodyTalk-System 59 fügten sich für mich alle beruflichen Bausteine zusammen. Es ist eine sehr komplexe Verbindung von Heilmethoden, die John Veltheim in den 90 er Jahren entwickelt hat.
Herausgekommen bin ich aus der Krise, weil mir nach und nach bewusst wurde, dass ich mein Leben überlade. Ich habe zwei Jahrzehnte gekämpft, in der Schule gegen autoritäre Lehrer, im Studium für neue Studienverordnungen und in der Oper für bessere Gagen, und ich habe gekämpft, damit es mir selbst besser geht, irgendwann sagt der Körper: Du spinnst. Es gab keine Entspannungsphase, auf allen Ebenen war bei mir Revolution, nach einer
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