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Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Titel: Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina von Kleist
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düster schreibt Kafka an seine Freundin Milena: »Manchmal verstehe ich nicht, wie die Menschen den Begriff Lustigkeit gefunden haben; wahrscheinlich hat man ihn als Gegensatz zur Traurigkeit nur errechnet.« 62 Die Welt: ein Ort der Finsternis. Zumindest aus der Sicht von Schwarzsehern. Und ihre Zahl steigt stetig. Vor allem in der Mittelschicht, oft schon in jungen Jahren, nehmen Depression und Angststörungen zu. Jeder fünfte Deutsche hält einmal im Leben das Leben kaum mehr aus und reagiert mit psychischen Symptomen. In der angeblich glücklichen Schweiz begehen jährlich 1400 Menschen Suizid, 1000 davon sind Männer. Langzeitstudien, die seit Beginn der 90 er Jahre insbesondere in Finnland, Schweden und Großbritannien das Verhältnis zwischen Stress und Gesundheit untersuchen, kommen zu einem alarmierenden Befund: Unberechenbare Berufsbiographien, Leistungsdruck und Mobilität erzeugen das Gefühl der Dauerbedrohung. 63 Wer im Wettrennen nicht mithalten kann, fühlt sich leicht als Versager. Gegen die Panikattacken, die in Führungsetagen grassieren, sind Ruhm, Titel, Macht und Geld offenbar stumpfe Waffen. Ebenso wie chronische Unterforderung das Selbstvertrauen untergräbt, höhlen Überforderung und der Ehrgeiz, sich ständig zu steigern, das innere Gleichgewicht aus.
    In ihrem Buch »Perfekte Frauen« schildert die Bestsellerautorin Colette Dowling den Drang und Zwang, Erreichtes zu überbieten: »Wie ein Bergsteiger, der den nächsten Halt nicht kennt und nur höllisch hofft, es werde einer da sein, hangelte sie sich nach oben, bei allem, was sie tat, um Perfektion bemüht.«
    »Ich fühlte mich irgendwann nur noch als Gefangener unserer Pläne«, begründete mein Interviewpartner Axel Braig seinen Ausbruch aus einer Berufskarriere, bei der er selbst auf der Strecke blieb. Doch nur wenigen gelingt es, die Reißleine zu ziehen und den Teufelskreis zu durchbrechen: Die Jagd nach Rang und Geld macht unzufrieden, die Unzufriedenheit treibt an zur Jagd nach Macht und Geld. Wenn erfüllende Interessen, Leidenschaften und Freundschaften weggebrochen sind, bemisst sich der Selbstwert oft nur noch am Kontostand, was erklären hilft, warum auch Multimillionäre eine weitere Null vor dem Komma anpeilen. Das »immer mehr« schnürt nicht nur unserer Erde und Demokratien die Luft ab, es hinterlässt auch seelisch tiefe Spuren »In den Fängen der Angst« heißt ein Dossier der Wochenzeitung Die Zeit, in dem Christian Schüle die Folgen des Siegeszuges von Stress, Hektik, Konkurrenzdruck und Gier beleuchtet: Rund 40 Millionen Menschen in Europa, etwa ein Zehntel der Bevölkerung. werden von Angst und Panik geplagt. 64 »Ich habe Angst und die Angst hat mich«, beschrieb ein befreundeter Arzt einmal die Qual, wenn die Umwelt sich einengt zu einer einzigen Gefahrenzone.
    Doch auch Menschen, die nicht abstürzen in den Herrschaftsbereich von Depression und Angst, werden offenbar in Scharen vom Glück übergangen. »Mein Leben war voller Katastrophen. Einige sind eingetreten«, karikierte der Schriftsteller Mark Twain eine Gruppe von Zeitgenossen, die ständig Anlass zur Sorge haben. Obgleich ihr Haus, ihre intakte Familie, ihre gute Arbeitsstelle und robuste Gesundheit sich eigentlich addieren zu rosigen Lebensumständen, will ihr Seufzen, Murren, Klagen nicht verstummen.
    Wie Glücksforschung und Psychologie belegen, unterscheiden sich Optimisten und Pessimisten weniger durch das, was, sondern wie sie etwas erleben. Ob das Glas halb voll oder halb leer ist, hängt ab von unserer Tagesform und der generellen Stimmungslage. Aber nicht nur ihr Talent, Schönes zu entdecken, oder ihre Fokussierung auf die Schattenseiten des Lebens trennt Glückspilze von Unglücksraben. Ihre jeweiligen Bewertungen bewirken auch, dass Pessimisten tatsächlich weniger Anlass zur Freude haben. Da unsere Erklärungsmuster unser Verhalten steuern, brocken sich Schwarzseher effektiv mehr negative Erfahrungen ein, illustriert in Paul Watzlawicks »Anleitung zum Unglücksein« die berühmte Geschichte mit dem Hammer: Ein Mann will ein Bild aufhängen. Da er keinen Hammer hat, will er sich einen vom Nachbarn borgen. Da kommen ihm Zweifel. Ob der Nachbar dazu bereit ist? Neulich wurde er von ihm nur kurz gegrüßt. Wahrscheinlich aus Eile. Aber vielleicht hat der Nachbar was gegen ihn. Warum nur? Er würde ihm ja den Hammer leihen. Solche ungefälligen Leute wie sein Nachbar vergiften einem das Leben. Und dann bilde sich dieser noch ein, er sei auf

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