Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert
ich war von Anfang an im Volleyballverein. Ohne Volleyball hätte ich das Studium nicht so lang durchgehalten, es bot die Möglichkeit, Druck abzulassen. Auch heute gehe ich zwei- bis dreimal in der Woche zum Training. Mannschaftssport hat mich immer mehr gereizt als Einzelsport. Man trägt durch Eigenleistung zum Gesamterfolg bei.
Meine jetzige Arbeit macht mir Spaß und erfüllt mich. Ich bin Geschäftsführer und stiller Gesellschafter einer kleinen Firma im EDV -Bereich. Unsere Teamarbeit ist sehr innovativ, ich habe engen Kontakt zu Kunden, wir haben ein angenehmes Betriebsklima. Reingerutscht bin ich in die Branche durch einen Bekannten im Volleyballteam, ich habe in der Firma gejobbt und freundete mich mit dem Inhaber an. Damals machte die Firma Umzüge für große Banken, heute entwickeln wir Software-Module, die zurechtgeschnitten sind auf Kunden in der Logistikbranche. Wir organisieren Speditionen innerhalb Europas. Es gibt in unserem Segment in Deutschland kaum nennenswerte Mitbewerber, wir streben jedoch nicht an, mit voller Power durchzustarten, unsere Firma soll überschaubar bleiben. Bei 30 Angestellten weiß die rechte Hand nicht mehr, was die linke macht, deshalb sind 15 Mitarbeiter das Maximum, knapp doppelt so viel wie jetzt. Allerdings müssen wir dafür einen Markt schaffen, deshalb will ich unsere Firma schon in Richtung Expansion lenken. Ich arbeite 45 bis 50 Stunden in der Woche, derzeit muss ich noch gegen viele Hürden ankämpfen. Die Branche hat ja einen schlechten Ruf, ich habe den Ehrgeiz, das Gegenteil zu beweisen. Wenn ein Geschäftsführer mir sagt: »Es war toll, was Sie gemacht haben«, bin ich stolz und gleichzeitig glücklich. Ich denke, das Stadium des hundertprozentigen Glücks kommt noch. Die Voraussetzung dafür ist, dass man Ruhe und Freiheit hat, so zu agieren wie man möchte.
Reich zu werden ist nicht mein Ziel. Mein Anspruch ist: Ich möchte zweimal im Jahr in den Urlaub fahren, ich möchte wählen können: Kochen wir abends etwas oder gehen wir essen?, unsere monatlichen Fixkosten müssen gedeckt sein, und die schließen ein: Kredite, Haus, Reisen, Auto, Vergnügen. Das heißt aber nicht, ein großes Auto zu fahren; heißt nicht, dass ich sofort das Dach reparieren und das Haus verputzen lassen kann. Der Besuch bei Charlottes Verwandten in Rumänien zeigte mir, wie gut es uns materiell geht. Ihre Großeltern haben 70 Jahre lang ohne warmes Wasser aus der Leitung gelebt. Obwohl die Menschen so wenig besitzen, sind sie heiter und fröhlich und pflegen eine Gastfreundschaft, die man in Deutschland nicht kennt.
Ohne Charlotte zu leben, kann ich mir nicht mehr vorstellen. Wir hatten drei Schicksalsschläge zu verkraften, wir haben sie gemeistert, lieben uns mehr denn je, persönlich geht es uns sehr gut. Ich schätze Charlottes Offenheit, Warmherzigkeit, Ironie, ihre Unkompliziertheit. Allgemein denke ich optimistischer als sie, kehre die positiven Seiten mehr heraus. Aber welche andere Frau hätte es mitgemacht, in ein Haus ohne sanitäre Einrichtungen einzuziehen? Früher wollte Charlotte, dass wir heiraten. Für mich war das nie wichtig, und in den letzten Jahren ist das für Charlotte auch ferner gerückt. Wenn wir heiraten, werden wir das nicht im großen Kreis feiern, sondern nur für uns.
Wir hatten auch Phasen, in denen wir uns beide fragten, ob wir uns zu früh gebunden haben. Hätte ich allein mehr für das Studium gelernt? Hätten wir uns mehr austoben sollen? Manchmal habe ich mir eine offene Beziehung gewünscht. Aber wir sagen uns jetzt: Wir haben den Vorteil, dass wir unser Zusammenleben nicht mehr erproben müssen. Natürlich gibt es Dinge, die man aneinander nicht mag, doch das andere überwiegt. Verletzungen durch Untreue und Heimlichkeiten wollen wir uns nicht zufügen. Falls man doch einmal in Versuchung gerät, sollte man ehrlich darüber sprechen. Jemandem in die Augen zu gucken und die Unwahrheit zu sagen, ist mir völlig fremd. Irgendwann werden wir sicher Kinder bekommen. Mein bester Freund ist Vater geworden und wir sehen, es ist für ihn das pure Glück. Ich denke, wenn es passiert, ist es auch für uns das größte Glück, aber es ist schwierig, den richtigen Zeitpunkt zu finden. Es gibt für unsere Generation nicht mehr den Job, den man bis zu seinem Lebensende macht. Das erschwert eine gezielte Familienplanung.
Unser Haus ist jetzt ein Projekt für uns, ich kann mir nicht mehr vorstellen, in eine Neubauwohnung zu ziehen. Die Renovierung ist
Weitere Kostenlose Bücher