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Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Titel: Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina von Kleist
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Konsumterror in unserer Gesellschaft pervers. Viele Menschen vergeuden sinnlos Lebenszeit, um sich ein Fähnchen mit einem Markennamen drauf zu leisten. Ich frage mich: Was bringt sie dazu, gratis für jemanden Reklame zu laufen? Aber ich bin optimistisch, was den menschlichen Selbsterhaltungstrieb betrifft, auch wenn ich gelernt habe, dass Einsichten nur sehr langsam erfolgen.
    Glück im Beruf findet man nur, wenn die Familie mitspielt. Und Glück in der Familie setzt voraus, dass sie mitspielt mit dem Beruf. Meine Frau war als Fremdsprachenkorrespondentin immer berufstätig, in der Kindererziehung und im Haushalt haben wir mit der Partnerschaft ernst gemacht. Als wir heirateten, habe ich mich meiner Schwiegerfamilie zuliebe katholisch taufen lassen. Was mir an meiner Frau gefällt? Ihre Warmherzigkeit, Offenheit, ihr Charme. Zu einer guten Ehe gehört alles: romantische Gefühle, wilder Sex, sich aufeinander verlassen können, mit allen Überraschungen, denn es ist ja ein Trugschluss, zu glauben, dass man seinen Partner durch und durch kennt. Nahezu magisch finde ich die mitunter telepathische Verbindung zwischen uns. Ich bin jedoch realistisch. Liebe ist für mich nicht nur eine Himmelsmacht, es ist auch eine ökonomische Beziehung. Eine gute Ehe ist das Verhältnis von zwei Personen, deren Einstellung in entscheidenden Punkten und in der Alltags-organisation harmonieren. Beide wissen, dass es mit dem einen oder anderen vermutlich genauso gut ginge, es jedoch mit niemandem wesentlich besser wäre.
    Für unsere Kinder wünsche ich mir, dass sie aktive Mitglieder der Gesellschaft und nette, zuverlässige, aufrechte Menschen werden. Nach vielen Schleifen macht unser 25 -jähriger Sohn eine Lehre als Garten- und Landschaftsbauer, unsere 21 -jährige Tochter studiert Biologie. Meine Frau ist da ehrgeiziger, aber für mich müssen unsere Kinder einmal keine bedeutenden Positionen einnehmen, wichtig ist mir ihr persönliches Glück.
    Ich denke, viele Paare leben sich auseinander, weil jeder sich selbst zu wichtig nimmt, wobei wir nie etwas aus gegenseitiger Rücksicht aufgegeben haben. Unser Konsens ist: Jeder macht, was er will, aber jeder ist auch aktiv Mitglied der ganzen Familie und gibt sich Mühe, anderen nicht mutwillig auf die Zehen zu treten. Auch wenn wir wenig Zeit füreinander hatten, waren wir uns immer sicher, dass wir dadurch nicht auseinanderdriften. An unserer Silberhochzeit sind meine Frau und ich die letzten 250 Kilometer vom Jakobsweg gewandert, das war ein absolutes Highlight. Wir gehen manchmal ins Konzert, ins Theater, in die Oper, aber wir hocken auch zu Hause und reden miteinander. Freundschaften dünnte mein Beruf eher aus. Die häusliche Gastfreundschaft hält meine Frau aufrecht, ich pflege meine Kneipenkontakte, nach dem Dienst trinke ich gern noch irgendwo ein Bier. Ich mag die unverbindlichen Gespräche, die ins Verbindliche gehen können, wenn man Lust hat; es gibt immer wechselnde Gesprächspartner und damit ein neues Gesprächsthema bei einer konstanten Grundversorgung.
    Natürlich ist eine Partnerschaft nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen, aber meine Frau hat immer mitgespielt. Wir sind beide nicht darauf erpicht, Konflikte unnötig auszuweiten. Ob sie glücklich ist, frage ich sie alle paar Tage, wobei ich davon ausgehe, dass sie nur glücklich sein kann, wenn sie mich noch liebt, und ich nur glücklich bin, wenn ich sie weiter lieben darf. Ich frage sie allerdings nicht danach, was sie unter Glück versteht. Wir würden uns an unseren verschiedenen Definitionen reiben und die knappe gemeinsame Zeit weniger genießen können. Wenn ich mich danach richte, ihr Glück zu steigern, werde ich unglücklich, und davon hätte dann auch sie nichts. Treue ist für uns selbstverständlich. Wenn mir Schönes präsentiert wird, gucke ich schon genau hin. Ein ausgeschnittenes Dekolleté ist für mich das Signal: Erfreue dich! Aber ich war sehr schockiert, als mein Vater sich mit Mitte 50 in Richtung jüngere Frau verabschiedet hat und damit genau das tat, worüber er sich stets mokiert hatte.
    Nach dem Katastrophenjahr davor, in dem ich mir die Schulter brach und arbeitslos wurde, war das letzte Jahr ein glückliches. Zu meiner jetzigen Stelle kam ich wie die Jungfrau zum Kind. Auf der Arbeitssuche habe ich ein privates Institut für Weiterbildung und Arbeitsvermittlung aufgetan, was vom Gesetzgeber zwar strikt getrennt ist, aber Weiterbildung muss sich auch daran messen lassen, wie viel Menschen

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