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Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert

Titel: Der Weg zum Glueck ist ausgeschildert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina von Kleist
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sie in Lohn und Brot bringt. Da ich schon lange ehrenamtlicher Prüfer für Restaurantfachleute und Fachkräfte im Gastgewerbe bin, wurde ich während des Vorstellungsgespräches gefragt, ob ich in diesem Institut Dozent für Kellner, Köche, Büffettiers, Barkeeper werden möchten. Mit der konkreten Gastronomie habe ich seither nur noch wenig zu tun, aber ich helfe gern bei privaten Festen. Egal, ob im Viersternerestaurant oder im kleinen privaten Kreis, wenn ich im Dienst bin, setze ich mich erst hin, wenn die Gäste gegangen sind. Das steife Hemd hilft dabei, sechs, sieben Stunden aufrecht zu bleiben, für gute Schuhe und Socken gebe ich viel Geld aus. Nach meiner Erfahrung misslingen Feste dann, wenn nichts strukturiert ist. Wie bei einem Bankett sollte man eine klassische Speise- und Getränkefolge einhalten und Gästen Orientierung geben, wenn man merkt, es könnte ins Leere laufen. Man kann Musik anstellen, ein Tablett mit Cocktails rumreichen oder irgendetwas anbieten, das den Abend gliedert und im einfachen Sinn für ein Protokoll sorgt. Wenn man nur sagt: »Herzlich willkommen, jeder nimmt, worauf er Lust hat«, schütten die Haltlosen sich gleich voll.
    Als Prüfer und Dozent gehe ich jetzt in die letzte Stufe meines Berufes. Seitdem ich morgens mit einer Aktentasche aus dem Haus gehe und unterrichte, ist meine Schwiegermutter versöhnt. Für mich ist der Seitenwechsel ein bisschen mit Wehmut verbunden. Mir fehlt die Bewegung, der Kontakt zu Gästen. Aber ich bin auch froh, dass ich nicht mehr jeden Abend eine halbe Tonne Porzellan stemmen muss.
    Der Wandel des Glücks im Lebenslauf
    Was ist Glück für einen 18 -Jährigen? Was für einen 81 -Jährigen? Füllen wir im Laufe des Lebens Glück mit neuen Inhalten? Und wandelt sich das Gefühl selbst? Verbindet eine 30 -Jährige mit dem Wort Glück etwas anderes als eine 65 -Jährige?
    Um es vorwegzunehmen: Die Antwort bleibt die Glückforschung weitgehend schuldig. Erstaunlicherweise wird die Frage nach der Metamorphose des Glücks im fortschreitenden Alter von vielen Experten gar nicht gestellt. Mehrheitlich männlich, schenken Forscher weder den unterschiedlichen Glücksvorstellungen von Männern und Frauen Aufmerksamkeit, noch erhellen Studien, ob das Erleben von Glück und Unglück beeinflusst wird vom jeweiligen Lebensstadium. Ein klarer Befund zeichnet sich jedoch ab: Als junge Erwachsene und als alte Menschen sind wir am glücklichsten. Am schlechtesten bestellt ist es um das Glück in den sogenannten besten Jahren.
    Im Zenit ihrer Leistungskraft, werden die 30 -bis 50 -Jährigen imGenussmittelkonsum erfolgreich umworben. Gestützt auf seine Glücksdatenbank, testiert Ruut Veenhoven ihrem Glück jedoch ein Mauerblümchendasein. Eingeklemmt zwischen »Kindern, Krediten, Karriere«, lastet auf ihnen ein Dauerdruck. 80 Zugunsten großer Ziele werden kleine Freuden oft vertagt. Die Kluft zwischen dem, was man erreichen will, und dem, was man erreicht hat, zerrt nicht nur an den Nerven, die Belastung bringt auch die Liebe in Atemnot. »Es ist lange unterschätzt worden, wie stark die Beziehung beeinflusst wird durch Stress, den die Partner mit nach Hause tragen«, warnt der Braunschweiger Paartherapeut Kurt Hahlweg. Während existentielle Bedrohungen und Schicksalsschläge Paare meist zusammenschweißen, fehle es im aufreibenden Klein-Klein oft an gegenseitiger Unterstützung. Gefährlich sei, wie gestresste Partner miteinander reden, erläutert der Paartherapeut und Familienforscher Guy Bodemann in einem Artikel im stern: »Die Kommunikation wird nicht nur oberflächlicher, sondern auch negativer. Die Partner können sich unter Stress schlechter in den anderen hineinversetzen, sie sind gereizter, sarkastischer, intoleranter.« Es nähmen Verhaltensweisen zu, die als »apokalyptische Reiter«, als Vorboten der Trennung, das Glück Zug um Zug zerstörten: Immer häufiger werde Kritik abgeschmettert, Verachtung schleiche sich ein, Partner zögen sich zurück oder verhedderten sich im Machtkampf. 81
    Auch vor diesem Hintergrund lassen demographische Erhebungen Alarmglocken schrillen. Von 25 auf 46 Prozent erhöhte sich zwischen 1991 bis 1999 die Prozentzahl der Menschen, die unter der Beschleunigung und Zerstückelung ihrer Zeit leiden, am Arbeitsplatz wie in der Freizeit. 82 »Leben ist das, was geschieht, wenn wir gerade mit anderen Plänen beschäftigt sind«, brachte John Lennon die chronische Vertagung des Glücks auf den Punkt.
    Doch nicht nur berufliche

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