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Der Weg zurück

Der Weg zurück

Titel: Der Weg zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.M. Remarque
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»Damals war man ja mittendrin, Bruno – aber heute ist doch alles anders geworden.« Er schiebt seinen Stuhl zurück. »Mensch, du bist wohl Bolschewist, was? War doch Pflicht! Befehl! So was –« Beleidigt packt er sein Trefferbuch wieder in das Seidenpapier.
    Ich beruhige ihn mit einer guten Zigarre. Er macht versöhnt ein paar Züge und erzählt von seinem Schützenverein, der jeden Sonnabend tagt. »Neulich hatten wir einen Ball. Klasse, sag ich dir! Und nächstens Preiskegeln. Du musst mal hinkommen, Ernst, ein Bier gibt es in dem Lokal, so gepflegt habe ich selten eins getrunken. Und zehn Pfennig billiger der Topp als anderswo. Das macht was aus pro Abend. Schneidig und gemütlich geht’s da zu. Hier –«, er zeigt auf eine vergoldete Kette, »Schützenkönig geworden! Bruno I.! Sache, was?«
    Das Kind kommt herein. Ein Schiffchen ist entzweigegangen. Bruno macht es sorgfältig zurecht und streichelt dem Mädchen über das Haar. Die blaue Schleife knistert.
    Dann führt er mich vor ein Büfett, das überladen ist mit allen möglichen Sachen. Er hat sie auf dem Jahrmarkt bei den Schießbuden gewonnen. Drei Schuss kosten da ein paar Groschen, und wer eine bestimmte Anzahl Ringe schießt, darf sich einen Gewinn aussuchen. Bruno war den ganzen Tag von den Buden nicht wegzukriegen. Er hat ganze Haufen Teddybären, Kristallschalen, Pokale, Bierkrüge, Kaffeekannen, Aschenbecher, Bälle und sogar zwei Korbsessel zusammengeschossen.
    »Zuletzt ließen sie mich nirgendwo mehr ran«, lacht er vergnügt, »ich hätte die ganze Bude pleite geballert. Ja, gelernt ist gelernt!« –
    Ich gehe die dunkle Straße entlang. Aus den Haustüren fließt Licht und Spülwasser. Bruno wird wieder mit seinem Mädel spielen. Dann wird die Frau mit dem Abendessen kommen. Danach wird er zum Bier gehen. Sonntags macht er mit der Familie einen Ausflug. Er ist ein gemütlicher Mann, ein guter Vater, ein geachteter Bürger. Nichts dagegen zu sagen.
    Und Albert? Und wir? –
    Schon eine Stunde vor Beginn der Verhandlung gegen Albert stehen wir auf dem Korridor des Gerichtsgebäudes. Endlich werden die Zeugen aufgerufen. Wir gehen mit klopfendem Herzen hinein. Albert lehnt blass in der Anklagebank und sieht vor sich hin. Wir wollen ihm mit den Augen zurufen: Mut, Albert! Wir lassen dich nicht im Stich! Aber er blickt nicht auf.
    Nachdem unsere Namen verlesen worden sind, müssen wir den Saal wieder verlassen. Im Hinausgehen entdecken wir vorn in der ersten Reihe des Zuschauerraumes Tjaden und Valentin. Sie blinzeln uns zu.
    Einer nach dem anderen werden die Zeugen eingelassen. Mit Willy dauert es besonders lange. Dann bin ich an der Reihe. Ein rascher Blick zu Valentin – ein unmerkliches Kopfschütteln. Albert hat sich also bisher geweigert, auszusagen. Das habe ich mir schon gedacht. Abwesend sitzt er neben seinem Verteidiger. Willy jedoch hat einen roten Kopf. Wachsam wie ein Schlächterhund beobachtet er den Staatsanwalt. Die beiden scheinen schon Krach gehabt zu haben.
    Ich werde vereidigt. Dann beginnt der Vorsitzende zu fragen. Er will wissen, ob Albert schon darüber gesprochen habe, dem Bart-scher eins auswischen zu wollen. Als ich mit Nein antworte, meint er, verschiedenen Zeugen sei aufgefallen, dass Albert merkwürdig ruhig und überlegt gewesen sei.
    »Das ist er immer«, erwidere ich.
    »überlegt?«, zuckt der Staatsanwalt dazwischen.
    »Ruhig«, entgegne ich.
    Der Vorsitzende beugt sich vor. »Auch in einer solchen Situation?«
    »Natürlich«, sage ich, »der ist schon bei ganz anderen Sachen ruhig geblieben.«
    »Bei was für anderen Sachen?«, fragt der Staatsanwalt und schnellt einen Finger vor.
    »Im Trommelfeuer.«
    Er nimmt den Finger wieder weg. Willy grunzt befriedigt. Der Staatsanwalt wirft ihm einen wütenden Blick zu.
    »Er war also ruhig?«, fragte der Vorsitzende nochmals.
    »So ruhig wie jetzt«, antworte ich ärgerlich. »Sehen Sie denn nicht, dass er zwar ruhig dasteht, dass aber trotzdem alles in ihm kocht und tobt? Er war doch Soldat! Da hat er gelernt, in kritischen Lagen nicht herumzuspringen und die Arme verzweifelt zum Himmel zu werfen. Sonst hätte er nämlich keine mehr!« Der Verteidiger macht sich Notizen. Der Vorsitzende blickt mich einen Augenblick an. »Weshalb musste er denn gleich schießen?«, fragt er, »so furchtbar schlimm war es doch nicht, dass das Mädchen mal mit jemand anders im Café war.«
    »Es war für ihn schlimmer als ein Schuss in den Magen«, sage ich.
    »Warum?«
    »Weil

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